Mit Frauenpower gehts in die nächsten Runden

Rupperswil Eine Premiere in der Gemeinde – die 62-jährige Mirjam Tinner-Forster ist die erste Frau, die für die nächste Legislatur das Amt des Gemeindeammanns innehat.

Freut sich darauf, mehr Verantwortung übernehmen zu dürfen: Die neue Frau Gemeindeammann Mirjam Tinner-Forster. Foto: zvg
Freut sich darauf, mehr Verantwortung übernehmen zu dürfen: Die neue Frau Gemeindeammann Mirjam Tinner-Forster. Foto: zvg

Die neue Frau Gemeindeammann freut sich darauf, mehr Verantwortung übernehmen zu können. Raum dafür bekommt sie unter anderem von ihrem Mann, der ihr in Bezug auf die Alltagsgeschäfte den Rücken frei hält.

Weshalb haben Sie sich für das Amt zur Verfügung gestellt?

Mirjam Tinner-Forster: Mir liegen die Bevölkerung und das Dorf am Herzen. Nachdem ich nun schon seit zwölf Jahren im Amt bin, davon zweieinhalb Jahre als Frau Vizeammann, wollte ich auch noch mehr Verantwortung übernehmen.

War Politik schon früher am Familientisch ein Thema oder kamen Sie erst später «auf den Geschmack»?

Bereits in meiner Jugend haben wir am Familientisch über das Tagesgeschehen diskutiert. Dazu haben wir die Nachrichten im Radio gehört und in den folgenden Jahren dann im Fernseher angeschaut.

Wie geht Ihr Umfeld damit um, dass Sie künftig zeitlich mehr verplant sind?

Mein Ehemann und auch unser Sohn haben mich von Anfang an in meiner Entscheidung unterstützt. Auch für die übrige Familie und die Freunde gilt, dass wir nun unsere Treffen noch mehr geniessen.

Was war Ihre erste Amtshandlung als neuer Gemeindeammann?

Ich hätte es mir nicht schöner vorstellen können. Ich durfte einem 90-jährigen Jubilar zu seinem Geburtstag gratulieren.

Als Ammann steht man im Schaufenster der Bürger und der Öffentlichkeit. Wie stellen Sie sich darauf ein?

Durch meine langjährige Tätigkeit als Gemeinderätin ist es mir nicht fremd, im Fokus zu stehen. Nebst viel Erfreulichem wird es auch immer wieder Situationen oder Entscheide geben, bei denen ich respektive der Gesamtgemeinderat anecken werden. In diesem Fall wünsche ich mir, dass die Betroffenen das Gespräch mit mir und/oder dem Gesamtgemeinderat suchen.

Was ist das Besondere/Alleinstellungsmerkmal Ihrer Gemeinde?

Getreu unserem Slogan «Rupperswil – am und im Fluss» liegt der Auenschutzpark direkt vor unserer Haustüre. Zudem dürfen wir zehn Gemeinden/Städte unsere Nachbarn nennen.

Wie machen Sie potenziellen Interessenten Ihre Gemeinde schmackhaft? Als Wohnsitz.

Inmitten der Natur liegt Rupperswil verkehrstechnisch äusserst günstig mit dem Autobahnanschluss, einer guten Anbindung an das Schienennetz, einer modernen Infrastruktur und einem moderaten Steuerfuss. Den Kindern und Jugendlichen – also unserer Zukunft – gilt ein besonderes Augenmerk. So verfügen wir über Kinderkrippen, Kinderhort mit Tagesstrukturen, die Regionale Jugendarbeit Lotten und nicht zu vergessen die vielen Spielplätze. Ein Dorf, in welchem man sich noch kennt und grüsst.

... und als Firmensitz?

Wir setzen alles daran, gute Rahmenbedingungen für bestehendes und auch neues Gewerbe zu schaffen. In Rupperswil gibt es über 2100 Arbeitsplätze in 85 vorwiegend mittelgrossen und kleinen Betrieben. Dank der ausgezeichneten Lage, in nächster Nähe zu Zürich, Bern und Basel, ist Vernetzung ohne grossen Aufwand möglich.

Welche Projekte wollen Sie zuerst anpacken?

Was mir derzeit schwer im Magen liegt, ist die Situation bei der Verwaltung mit den fehlenden Stellenprozenten. Leider wurde eine Erhöhung der Stellenprozente nicht gutgeheissen. So müssen wir nach Lösungen suchen, wie die immer grösser werdende Arbeitslast doch erledigt werden kann. Daneben laufen auch Abklärungen für die Sanierung des Gemeindehauses aus dem Jahr 1968. Hier erscheint es mir äusserst wichtig, dass das Gemeindehaus endlich behindertengerecht umgebaut wird und neu ausgebaute Schalter für Diskretion sorgen.

Was möchten Sie während Ihrer Amtszeit erreichen?

Ich will eine Frau Gemeindeammann für alle sein. Transparenz und das Miteinbeziehen der Bevölkerung sind für mich fundamental.

Wie wollen Sie den Teamgeist im Gemeinderat fördern?

Es erscheint mir wichtig, nach einer Gemeinderatssitzung kurz (oder auch länger) zusammen ins Restaurant zu gehen, um über Alltägliches zu sprechen und sich auch besser kennen zu lernen. Daneben gibt es auch immer wieder Anlässe im Dorf, bei welchen sich der Gesamtgemeinderat treffen kann und soll. Auch den Ausflug des Gesamtgemeinderates mit Anhang, alle zwei Jahre, will ich beibehalten.

Wie bezeichnen Sie das Verhältnis Ihrer Gemeinde zum Kanton? Wo drückt hier der Schuh?

Ich darf sagen, dass wir zum Kanton ein sehr gutes Verhältnis haben. Sicherlich ist man nicht immer gleicher Meinung, doch haben wir im Gespräch noch immer eine Lösung gefunden.

Ein Gedankenspiel: Ihre Gemeinde erbt 5 Millionen Franken. Was machen Sie damit?

Nachdem ich einen Freudentanz aufgeführt habe, treffe ich mich mit dem Gesamtgemeinderat sowie der Geschäftsleitung, um gemeinsam zu entscheiden, was für die Gemeinde am besten ist.

Welches sind Ihre Lieblingsplätze in der Gemeinde?

Ich geniesse einen Aufenthalt in unserer Begegnungszone mitten in Rupperswil. Dort, zwischen dem altehrwürdigen Seetalschulhaus und dem teils neu erbauten Juraschulhaus, pulsiert Rupperswil. Dank dem sich ebenfalls unmittelbar daneben befindenden Volg trifft sich an diesem Ort nahezu das ganze Dorf.

Wie präsentiert sich Ihre Gemeinde im Jahr 2050?

Ich hoffe nach wie vor als Dorf und nach wie vor eigenständig. Zudem haben wir eine wunderschön überbaute Zentrumszone mit viel Grünfläche zum Verweilen und einem Grossverteiler zum Einkaufen.

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