Kraftvolle Stimmen, emotionale Musik und ein eindrücklicher Lustgarten
Möriken-Wildegg Die Premiere der Neuinszenierung «Wiener Blue(e)t» kam beim Publikum gut an. Obs an den Schulferien, der Zertifikatspflicht oder anderen Faktoren lag, dass die Ränge nicht voll besetzt waren?

Wie auch immer, die Besucher, die den Weg in den Gemeindesaal fanden, liessen sich gerne von der Neufassung der Operette nach Johann Strauss auf Schweizerdeutsch überraschen, die aus der Feder von Regisseur Simon Burkhalter stammt. Ganz anders als das Original spielt «Wiener Blu(e)t» im aargauischen Längwyligen, in einer Zeit des Umbruchs, in der es bereits ein politisches System mit Bundesräten gab.
Und so erstaunt nicht wirklich, dass Protagonist Balduin Graf (Raimund Wiederkehr) ein Bundesrat ist, der wegen seines flatterhaften Lebenswandels um sein Amt fürchten muss. Zumal ihm Sittenwächter Hans Ypsheim (Simon Burkhalter) hart auf den Fersen ist.
Doch Balduin wäre nicht Balduin, wenn er wegen Ypsheim von seinem Tun lassen würde. Dabei verheddert er sich in einem Netz von Lügen gegenüber seiner Frau (Flurina Ruoss), seiner Geliebten (Andrea Hofstetter) und seiner noch zu erobernden Geliebten (Stefanie Frei). Das wiederum beschert der Pop-up-Operette slapstickartige Momente, die sich mit grossartigen musikalischen Elementen abwechseln. Sehr zur Freude des Publikums, dessen Lacher immer wieder zu hören waren.
Platz für Irrungen und Wirrungen
Das opulente Bühnenbild – ein Garten Eden – harmoniert wunderbar mit der Handlung. Das üppige Grün ist die perfekte Kulisse, um all den Irrungen und Wirrungen Platz zu geben und Assoziation eines Lustgartens entstehen zu lassen. Und es erstaunt nicht wirklich, dass die Premiere mit einem frenetischen Applaus belohnt wurde.
«Es war super, sehr unterhaltsam und das Bühnenbild richtig schön opulent. Die Szene mit der Schneiderin war hervorragend. Die Neuinszenierung erinnert ein wenig an ein Cabaret, in der Art der Niederdorfoper», sagt alt Gemeindeammann Hans-Jürg Reinhart. «Wir sind extra aus Bern angereist, um uns das ‹Wiener Blu(e)t› anzuschauen. Denn wir kennen Simon, den Regisseur. Wir fanden es einfach toll, angefangen bei den fantastischen Stimmen über die Musik bis hin zum äusserst gelungenen, gewaltigen Bühnenbild», sagen Ursula und Cornelia Grüning, Mutter und Tochter. Einfach schön fanden es auch die drei Buben Julian (11), Lionel (9) und Valentin (7). Das wird ihr Mami besonders freuen, die im Orchestergraben sass und ihrem Cello das «Wiener Blu(e)t» entlockte.
Besucherzahlen etwas verhalten
Auch die Macher ziehen eine positive Bilanz. Yves Ulrich, Regieassistenz und Produktionsleitung: «Für uns war die Premiere eine gelungene, runde Sache. Es war schön, nach so langer Zeit vor Publikum spielen und die Reaktionen spüren zu dürfen. Dass der Saal nur zur Hälfte besetzt war, hat uns nicht überrascht. Wir haben mit etwas verhaltenen Besucherzahlen gerechnet. Denn diese ‹Zurückhaltung› seitens der Gäste erleben auch andere Veranstalter bei ihren Anlässen.»
Pop-up-Operette «Wiener Blu(e)t». Gemeindesaal Möriken, Aufführungen am 22./23./24./27./29. Oktober, Derniere 30. Oktober. Jeweils um 19.30 Uhr (ausser Sonntag, 24. Oktober, 17 Uhr). Vorverkauf unter www.popup-operetta.ch oder 0900 320 320. Zertifikatspflicht.