Keine einfache Zeit – vor allem auch für Menschen mit einer Beeinträchtigung

Keyboard spielen und Puzzle legen: Jeder darf tun, was geht und Freude macht – mit Begleitung von Marianne Brudermann (hinten). Foto: zvg

Keyboard spielen und Puzzle legen: Jeder darf tun, was geht und Freude macht – mit Begleitung von Marianne Brudermann (hinten). Foto: zvg

Für die Klienten im Einsatz: Mirjam Küng, Daniela Comuzzi und Xena Furter. Foto: zvg

Für die Klienten im Einsatz: Mirjam Küng, Daniela Comuzzi und Xena Furter. Foto: zvg

Staufen: Langsam kehrt der Alltag in die Wohngruppen der Stiftung Orte zum Leben zurück. Frei von Einschränkungen ist jedoch auch der neue Alltag nicht – weder für die Klienten noch die Fachpersonen.

Seit ein paar Tagen dürfen unsere Klienten in Begleitung wieder zum Coiffeur oder zur Fusspflege gehen», sagt Daniela Comuzzi, Sozialpädagogin und Teamleiterin von zwei Gruppen im Wohnheim in Staufen. «Und ab nächster Woche dürfen wir auch wieder unsere Teamsitzungen abhalten», zeigt sich Comuzzi erfreut. Zudem können die Klienten das Wochenende wieder bei ihren Angehörigen verbringen – unter Einhaltung der Schutzmassnahmen. 

Die Beschäftigungsmöglichkeiten in den Tages- und Werkstätten sind hochgefahren worden, allerdings wird nur in kleinen Gruppen gearbeitet. Beim Essen wird der Abstand beibehalten, einige Klienten essen inzwischen lieber auf dem Zimmer. «Dort haben sie die Ruhe, die doch die eine oder andere Person sucht.» Auch Besuch von Angehörigen ist erlaubt, allerdings nicht auf der Wohngruppe selber, sondern in Besucherzonen oder im Garten. All dies macht den «Alltag leben» wieder möglich. Einschränkungen gibts aber schon noch.

Zum Kaffee auf eine andere Wohngruppe zu gehen, das ist den Klienten und Mitarbeitenden nach wie vor untersagt. Auch mit einer Fachperson einkaufen gehen und so unter die Leute kommen ist im Moment für die Klienten kein Thema. Unter anderem auch deshalb, weil einige von ihnen keine Maske tragen könnten. «Sie würden sie wegreissen, wohl aus Angst, keine Luft mehr zu bekommen», sagt Comuzzi. 

Lockdown – eine Herausforderung

Ganz allgemein waren die acht Wochen des totalen Lockdowns geprägt von Herausforderungen, zum Teil mussten Ängste und Unsicherheiten begleitet werden. «Kein einfaches Unterfangen, Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung den Ernst der Lage zu erklären, ohne sie zugleich in Panik zu versetzen. Bis auf einen meiner Klienten, der zeitweise herausfordernd reagierte, schickten sich die anderen in die schwierige Situation, die neuen Strukturen», betont Comuzzi. Auch seitens der Angehörigen war das Verständnis für den Ausnahmezustand gross. Sie wurden vom Krisenstab der Stiftung Orte zum Leben immer über den aktuellen Stand informiert.

Jeder, wie er kann und will

Daniela Comuzzi, seit 18 Jahren für die Stiftung tätig, betreut zwei Wohngruppen mit total zwölf Klienten. Jeweils drei Männer und drei Frauen leben in einer Wohngemeinschaft. Der Jüngste ist knapp über 30, die Älteste 81 Jahre alt. Sie alle haben eine mehrfache Beeinträchtigung. «Wir unterstützen die Klienten dabei, die Fähigkeiten zu erhalten, die noch vorhanden sind», sagt Comuzzi.

Wer kann, hilft beim Gemüserüsten, übernimmt das Entsorgen des Kehrichtsacks oder putzt sein Zimmer. Andere ziehen es vor, Puzzle zu legen oder ein tägliches Sprudelfussbad vor dem Fernseher zu geniessen. Jeder, wie er kann und will. Dadurch, dass die Tages- und Werkstätten während Wochen geschlossen waren, konnte das dort arbeitende Fachpersonal die Kollegen auf den Wohngruppen unterstützen. 

«Spiele und kleine Arbeiten konnten so doch verrichtet werden», sagt die 60-Jährige. Für das Team hingegen war der fehlende persönliche Austausch an den Sitzungen nicht ganz einfach. Auch der Mehraufwand mit Putzen, Desinfizieren und ganz allgemein das Schutzkonzept im Griff haben habe an den Kräften gezehrt. Mit jeder Lockerung werde es zum Glück besser, der Alltag einfacher.

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