«Ich werde keine Träne vergiessen»
Schafisheim Ende Jahr tritt Roland Huggler nach insgesamt 16 Jahren intensiver Arbeit im Gemeinderat in den wohlverdienten Ruhestand. Vor allem die letzten vier Jahre als Gemeindeammann haben ihn stark belastet.

Schon vor seiner Zeit im Schafisheimer Gemeinderat hat sich Roland Huggler für die Öffentlichkeit engagiert, und zwar als ZSO-Chef in Buchs. Gerne denkt er an diese Zeit zurück. «Wir waren ein gutes Team, ich durfte auf einen einsatzfreudigen Stab zählen», blickt Huggler zurück. Den Zivilschutz hat er gewählt, weil er zu seinem grossen Leidwesen aufgrund einer Unfallverletzung keinen Militärdienst leisten konnte. «Das hat mich schon gebissen», gibt er zu. Trotzdem wollte er sich, neben seinem Beruf, für die Allgemeinheit engagieren. Die Funktion als Zivilschutzkommandant in Buchs konnte er dank einer Ausnahmebewilligung auch nach dem Umzug der Familie im Jahre 1992 nach Schafsheim eine Zeit lang weiterführen.
In Schafisheim begann Roland Huggler die politische Karriere auf dem klassischen Weg mit der Schulpflege, deren Präsident er später wurde. In dieser Funktion war er Gründungsmitglied und später Präsident der Kreisschule Lotten, welche die Schulen der drei Gemeinden Schafisheim, Hunzenschwil und Rupperswil umfasst. Als die Kreisschulpflege gut funktionierte, fand er es an der Zeit, aufzuhören.
Nichts zu tun, lag ihm allerdings nicht. Er wollte sich gerne in den Dienst seiner Gemeinde stellen und wurde 2005 von der SVP für den Gemeinderat vorgeschlagen und gewählt. Huggler selbst bezeichnet sich als «gemässigten SVP-ler». Bereits vier Jahre später wurde er zum Vizeammann gewählt. «Dieses Amt hat mir sehr gut gefallen», sagt er. Als Vizeammann stehe man zwar oben, trage aber nicht die Hauptverantwortung. «Man kann sich auf seine Ressorts konzentrieren, und das war sehr spannend.»
Als Adolf Egli vor vier Jahren als Gemeindeammann zurücktrat, war es für Huggler klar, dass er nicht vier Jahre unter einem neuen, unerfahrenen Nachfolger Vize sein wollte. Deshalb stellte er sich selber für die nächste Amtsperiode als Ammann zur Verfügung. «Diese vier Jahre als Gemeindeammann waren sehr anspruchsvoll, vor allem emotional. Der Umgang mit der Bevölkerung wird immer schwieriger, niemand will auf etwas verzichten, jeder schaut nur auf seine eigenen Bedürfnisse», fasst er die negativen Aspekte seines Amtes zusammen. Das habe ihm unendlich Mühe bereitet, habe ihn stark belastet und oft schlaflose Nächte bereitet. Er fühle sich ausgebrannt und sei froh, das Amt Ende Jahr abgeben zu können. «Ich werde am letzten Tag keine Träne vergiessen, sondern erleichtert sein», stellt er fest.
Die schönen Seiten des Amtes
Doch es gab auch zahlreiche Lichtblicke in Roland Hugglers Karriere. Dazu gehörte die 900-Jahr-Feier von Schafisheim 2001, die er als OK-Präsident leitete. Die Feier bestand aus einem grossen Dorffest und rund einem Dutzend weiterer Veranstaltungen unter dem Jahr. «Das war eine tolle Zeit und eine Riesenerfahrung», erklärt er.
Er war Initiator der Jugendarbeit Lotten, rief die Alterskommission ins Leben. «Schafisheim war eine der ersten Gemeinden, die eine solche Kommission besassen», betont er ein wenig stolz. Es ging ihm vor allem darum, die Kontakte der Senioren im Dorf untereinander zu fördern. Ein weiterer Lichtblick war der Anschluss an die Forstgemeinschaft Seon-Dürrenäsch-Teufenthal. «Dort habe ich als Vorstandsmitglied viel Neues gelernt. Diese Tätigkeit hat grossen Spass gemacht», sagt Huggler dazu. Neben der grossen Bautätigkeit im Dorf gab ihm vor allem der Neubau beim Altersheim Länzerthus zu tun, für den er als Projektleiter die Federführung und die Verantwortung innehatte.
Grosse Freude bereitet ihm der neu errichtete Spiel- und Begegnungsplatz hinter der Mehrzweckhalle, der nächsten Frühling eingeweiht wird. Damit erfüllt sich ein langjähriger Wunsch. Weitere Erfolge sind die gelungene Verwandlung der ehemaligen Post in ein Musighus sowie die Erweiterung der Büroräume im Gemeindehaus.
Noch nicht ganz abgeschlossen ist das Kapitel Kreisel. Immerhin ist jetzt klar, wie er aussehen soll. Das Baubewilligungsverfahren läuft.
Reisen und Familie geniessen
Grosse Pläne für die nähere Zukunft hat der 67-Jährige (noch) nicht. Sicher wird er mit seiner Frau Brigitte längere Reisen mit dem Wohnmobil unternehmen. «Früher waren wir durch die Schulferien unserer zwei Söhne und der Pflegekinder eingeschränkt. Jetzt müssen wir darauf keine Rücksicht mehr nehmen und können endlich einmal open end unterwegs sein», schmunzelt er. Weiter gebe es im Haus einiges zu tun, das in den letzten Jahren liegen geblieben sei. «Auf jeden Fall werde ich nur noch etwas tun, was mir Freude macht.» Vor allem freut er sich darauf, mehr Zeit mit seinen vier Enkelkindern zu verbringen.
Bis zum Jahresende ist sein Terminkalender allerdings noch proppenvoll. «Wegen Corona musste so einiges verschoben werden, was jetzt noch nachgeholt werden muss», erklärt er. Umso erleichterter wird er Ende Jahr sein, wenn er das Amt seiner Nachfolgerin Nadine Widmer übergeben kann.