«Gemeindeschreiber ist Traumberuf»
Auenstein Jürg Lanz geht in den verdienten Ruhestand – nach 38 Jahren als Gemeindeschreiber. In beratender Funktion bleibt er der Gemeinde noch eine Weile erhalten.
Die laufenden, grösseren Bauprojekte und die Revision der Nutzungsplanung werde er weiterhin begleiten, allerdings nur noch punktuell, sagt Jürg Lanz beim Interview an seinem zweitletzten Arbeitstag, umrahmt von gepackten Schachteln. Künftig wird sich dieses Bereichs vor allem Cyril Schwammberger annehmen. Für alle anderen Bereiche zeichnet seine Nachfolgerin Susanne Notter verantwortlich. Kein Neuland für sie, ist sie doch bereits seit 15 Jahren als Gemeindeschreiber-Stellvertreterin tätig. «Durch unsere lange Zusammenarbeit ging die Übergabe problemlos über die Bühne», betont der scheidende Gemeindeschreiber.
Wehmut schwingt beim Thema Abschied nehmen nicht wirklich in seiner Stimme mit. «Ich wusste bereits vor 38 Jahren, dass dieser Tag kommen wird. Es passt.» An schönen Erinnerungen kann er einiges mitnehmen. «Wir sind eine Prachtsgemeinde», sagt er schmunzelnd, «wir sind finanziell in einer soliden Situation, haben ein gut strukturiertes Baugebiet und die Natur vor der Haustüre, was will man mehr.» Lobende Worte findet er auch für die Mitarbeitenden, die Lernenden und den Gemeinderat. Was ihm allerdings sauer aufstösst, sind Menschen, die mit haltlosen Äusserungen – etwa an Gemeindeversammlungen – die Gemeinderäte angreifen. «Diese tun ihren Job. Und dafür investieren sie viel Freizeit. Kritik darf sein, aber sie sollte konstruktiv sein», betont der 65-Jährige.
An seinem ersten Arbeitstag vor 38 Jahren wurde er vom damaligen Gemeindeammann Ernst Hugo Müller in Empfang genommen. Dieser nahm ihn gleich zur Seite und klärte ihn darüber auf, wer in der Gemeinde wichtige Schlüsselpositionen innehabe, etwa im Turnverein oder der Feuerwehr. «Das war wertvoll, war ich doch ein Neuzuzüger», sagt er.
Gemeindeschreiber war sein Ziel
Jürg Lanz ist in Oftringen aufgewachsen, hat dort auf der Gemeinde die KV-Lehre absolviert. Bereits mit 23 Jahren war er Gemeindeschreiber in Mönthal, bevor er dann vier Jahre später die Stelle in Auenstein antrat. Für ihn war schon früh klar, dass er einmal Gemeindeschreiber werden möchte – auch wenn er kurzfristig mit einer Ausbildung zum Lehrer liebäugelte. «Die Aufgaben eines Gemeindeschreibers sind vielfältig, die Fäden laufen hier zusammen und man kann sich mit Wissen und Ideen einbringen. Politik und Geschichte hat mich schon immer interessiert. Gemeindeschreiber zu sein ist ein Traumberuf.»
Vor 38 Jahren tippte man die Briefe noch auf der Schreibmaschine, später dann auf dem Commodore-Computer. Das Dorfblatt und die Vorlagen für die Gemeindeversammlungen wurden mit der Matrize hergestellt. Und die Buchhaltung wurde «von Hand» geführt. «Bis 2003 gehörte das Zivilstandswesen zur Gemeinde. Ich habe einige Auensteiner trauen dürfen, was mir grosse Freude bereitet hat. Umso mehr bedauerte ich, als die Zivilstandsämter zentralisiert wurden», sagt er. Er bedauert zudem, dass auch die ehemalige Vormundschaftsbehörde von einer Stelle aus geleitet wird. «Wir kennen die Einwohner und können ihre Situation vielleicht etwas besser einschätzen. Aber eben.» Doch jetzt freut er sich auf die Zeit als Pensionär. Wann immer ihm danach ist, wird er Zeit auf den Skiern oder dem Velo verbringen. Zudem ist er in der Männerriege und in einer Kochgilde. «Kurse habe ich keine gebucht und Pläne habe ich keine gefasst. Was passt, wird sich ergeben.» Sagts und macht sich auf, die letzte Schachtel zu packen.