«Freue mich auf den 11. Mai»

Ammerswil: Am Home Schooling schätzt der achtjährige Lionel, dass er mehr Freiraum hat, die Lernzeit selber einteilen kann. Trotzdem freut er sich riesig auf den 11. Mai, wenn die Schule ihre Pforten wieder öffnen darf.
Meine Freunde vermisse ich extrem. Deshalb war ich froh, dass ich letzte Woche mit Yanis über Skype telefonieren und ihn sogar sehen konnte. Auf den 11. Mai freue ich mich so sehr, dass ich kaum warten mag», sagt Lionel, der die 2. Klasse bei Nadine Grand besucht. Am Home Schooling gefällt dem Achtjährigen, dass er nicht am Stück drei oder vier Stunden die Schulbank drücken muss, die Zeit freier gestalten und auch ab und zu auf dem Computer Übungen machen kann.
Andererseits sei alleine zu lernen und konzentriert zu bleiben gar nicht so einfach. «Vor allem wenn es eine Aufgabe ist, die ich nicht so mag. Und wenn ich dann noch höre, wie meine kleinen Geschwister spielen, würde ich lieber zu ihnen gehen», sagt er.
Wenn die Schule plötzlich in den eigenen vier Wänden stattfindet, sei dies eine komische Situation. «Ich war verunsichert, wusste nicht genau, was jetzt passiert», sagt Lionel. Doch inzwischen ist der neue Ablauf in den Alltag integriert. «Jeweils am Montagmorgen muss ich gewisse Aufgaben in die Schule bringen und neues Material holen», sagt er. Die Unterlagen liegen in seinem Fächli bereit. Die Anleitung zu den Aufgaben und Rechenübungen kann er über das Programm LearningView herunterladen.
Von Eltern unterstützt
Über dieses Programm können auch gelöste Aufgaben fotografiert und zur Kontrolle an die Lehrerin gesendet werden. Sobald sie die Resultate angeschaut und korrigiert hat, erhält der Schüler ein Feedback. «Meine Eltern haben mir in einem separaten Raum einen Arbeitsplatz mit Computer eingerichtet, damit ich in Ruhe lernen kann. Wenn ich Fragen habe, hilft mir mein Mami oder am Abend der Papi. Heute musste ich Rechenübungen und ein Faltdiktat machen und auf einen Brief antworten.» Und abschliessend meint Lionel: «Zuhause lernen ist okay, aber ich gehe trotzdem lieber in die Schule.»
Dass die Schule am 11. Mai wieder beginnt, freut auch seine Mutter Manuela Page. Wie ein Teilzeitpensum im Home-Office, ein Kind im Home Schooling, vierjährige Zwillinge und der Haushalt unter einen Hut gebracht werden können, habe zu Beginn für Unsicherheit gesorgt. Aber seitens der Schule sei man im Vorfeld gut über den Ablauf im Fernunterricht informiert worden. Auch telefonischer Kontakt zur Lehrperson sei täglich möglich.
«Zudem habe ich das Glück, verständnisvolle Arbeitskolleginnen zu haben, die meine Situation verstehen. Das nimmt Druck weg. Und natürlich unterstützt mich mein Mann Dominic», sagt sie. Rückblickend habe es eigentlich gut geklappt, allem irgendwie gerecht zu werden. Auch wenn sie manchmal an die Grenzen gestossen sei.
«Kinder haben gut mitgemacht»
Eine durchaus positive Bilanz zum Home Schooling kann Nadine Grand, Lehrkraft der Zweitklässler, ziehen. «Die Kinder haben gut mitgemacht. Es konnte jedoch nur ein Teil des zu vermittelnden Stoffs im Home Schooling behandelt werden», sagt sie. Das Konzept zum Fernunterricht wurde mit der Regionalschule Lenzburg erarbeitet. «Wir werden nun klären, ob positive Erfahrungen aus dem Fernunterricht in den ‹normalen› Schulbetrieb übernommen werden sollen», sagt sie.