Der Männerchor sagt «Adieu»
Hunzenschwil-Schafisheim Fehlender Nachwuchs, fehlender Dirigent, fehlende Stimmen: Nach über 150 Jahren erfolgreichen Bestehens löst sich der Männerchor Hunzenschwil-Schafisheim per Ende Jahr auf.
Immer mobiler, digitaler, individualistischer: Gesellschaftliche Veränderungen stellen das Vereinsland Schweiz vor grosse Herausforderungen. Mitgliederschwund war in den letzten Jahren oft Thema, wenn es um den Zustand der Schweizer Vereine ging. Das hat auch der Männerchor Hunzenschwil-Schafisheim erlebt. Fehlender Nachwuchs, eine scheidende Dirigentin und zahlreiche Austritte während der Coronapandemie zwangen den Verein letztlich zur Auflösung.
Einstimmiger Entscheid
Rund ein Dutzend Vereinsmitglieder fand sich im April dieses Jahres zu einem denkwürdigen Anlass ein: zur letzten Generalversammlung. Die ersten statutarischen Traktanden konnten zügig abgehandelt werden. Auch der Rückblick auf die letzten beiden Jahre fiel kurz aus. Sie waren geprägt durch coronabedingte Probenausfälle sowie Absagen von Auftritten und Anlässen. Ähnliches hatte der Chor in seiner langen Vereinsgeschichte noch nie erlebt.
Vor über 150 Jahren gründeten motivierte Sänger die beiden Gesangsvereine von Hunzenschwil und Schafisheim. Bis vor 14 Jahren sangen beide Chöre als eigenständige Vereine. Da aber beide mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen hatten, wurde im Jahr 2007 beschlossen, die Vereine zu fusionieren. Mit Erfolg: Das Vereinsleben blühte wieder auf, erfolgreiche Konzerte, Unterhaltungsabende und Gesangsfeste folgten.
Trotz der vielen Aktivitäten kämpfte der Männerchor weiterhin um Nachwuchs. Dann kam Corona – und mit der Pandemie viele Ausfälle und Unterbrüche im Vereinsleben. Einige Sänger beschlossen, das Singen aufzugeben, und die langjährige Dirigentin, Marie-Theres Hermann, wurde pensioniert.
Es kam, wie es kommen musste: Schweren Herzens beschlossen die Sänger an der Generalversammlung einstimmig, den Chor nach über 150 Jahren erfolgreichen Bestehens aufzulösen.
Abschlussreise aufs Stanserhorn
«Die Entscheidung tat allen Beteiligten weh», so Präsident Lukas Frey. Viele Mitglieder seien seit Jahrzehnten dabei, jemand sogar seit über einem halben Jahrhundert – sie treffe die Auflösung besonders. Trotzdem sei auch eine gewisse Erleichterung dabei. Denn: Schon vor der Coronapandemie bestand der Chor nur noch aus etwas mehr als einem Dutzend Mitgliedern. «Dann kam die Pandemie mit langen Gesangs- und Probeunterbrechungen, wodurch die Gruppe weiter zusammengeschrumpft ist», erklärt der in Lenzburg wohnhafte Präsident.
Als Schlusspunkt hat der Chor, unterstützt von einigen Sängern des Männerchors Seon, im Juni an der Hochzeit von Lukas Frey und seiner Frau Yvonne ein Ständchen zum Besten gegeben und im September schliesslich eine gemeinsame Abschlussreise aufs Stanserhorn unternommen. Nun ist der Männerchor Hunzenschwil-Schafisheim Geschichte. «Wir bedanken uns bei allen treuen Gönnern und Unterstützern. Was bleibt, sind unzählige erfolgreiche und tolle musikalische Highlights sowie viele schöne Erinnerungen», sagt Frey.