Bewegen bewegt nachhaltig

Möriken-Wildegg Die Gartenfabrik wurde vor einem Jahr ins Leben gerufen. Das Ziel: Während des Jätens, Säens und Erntens sollen Entwicklungs- und Lösungsprozesse in Gang gesetzt werden. Am 29. Mai ist Tag der offenen Tür.

Bei der Gartenarbeit gedeihen nicht nur Gemüsesorten, sondern auch Lösungen: Sozialpädagogin Eva Zurlinden in ihrer Gartenfabrik. Foto: Carolin Frei
Bei der Gartenarbeit gedeihen nicht nur Gemüsesorten, sondern auch Lösungen: Sozialpädagogin Eva Zurlinden in ihrer Gartenfabrik. Foto: Carolin Frei

Ich durfte in den letzten zwölf Monaten mit vielen Menschen im Garten arbeiten, sie bei ihren Prozessen begleiten», sagt Eva Zurlinden, Sozialpädagogin und Mutter und Pflegemutter von vier Kindern. Es sei ein spannendes Jahr gewesen. Ein Jahr, in dem auch sie viel gelernt habe. «Corona hat mir zum Glück keinen Strich durch die Rechnung gemacht, denn mit bis zu fünf Personen draussen zu arbeiten, war immer möglich», sagt sie.

In der Tat bietet die Wiese auf dem Areal der Jura-Cement genügend Raum, um den nötigen Abstand einhalten zu können. Von ihrem psychosozialen Angebot machen aktuell Familienfrauen und Teams Gebrauch, denn sie stehen oft vor der Herausforderung, verschiedene Aufgaben und Anforderungen unter einen Hut zu bringen. Oft geht es in der Gartenfabrik darum, eine Vision zu kreieren und erste Schritte dahin zu machen.

Dies alles wird nicht etwa am Tisch bei einer Tasse Kaffee erörtert, sondern bei der Gartenarbeit, bei jedem Wetter. Auch bei den Teambildungen ist aktives Handeln gefragt. Erst werden die Gedanken in Einzelarbeit geordnet, dann wird gejätet, gesät oder geerntet, bevor man als Team etwas auf die Beine stellt. Etwa gemeinsam ein Beet neu anlegt.

«Ich habe persönlich die Erfahrung gemacht, dass sich etwas nachhaltig bewegen kann, wenn man sich bewegt», sagt Zurlinden. Im Garten werden Tomaten, Bohnen, Kartoffeln oder Kürbisse angesät, gehegt und gepflegt. Für die Stiftung ProSpecieRara werden zudem alte Sorten vermehrt, deren Samen in die Samenbibliothek der Stiftung zurückfliessen. «Ich muss ja nicht produktiv arbeiten, kann Gemüse einfach versamen lassen.»

Im März wurde ein weiteres Projekt in der Gartenfabrik Realität – die integrative Gartenspielgruppe für Kinder mit und ohne Beeinträchtigung. Aktuell betreut Zurlinden zusammen mit ihrer Kollegin Alexandra Gischig 7 Kinder, Platz wäre für 14. Diese kleinen Kunden dürfen den Garten einmal die Woche auf spielerische Art und Weise kennen lernen. Und – der Bauwagen auf dem Gelände wird als Beratungs- und Weiterbildungsraum genutzt, insbesondere wird die Marte-Meo-Kommunikation geübt, welche für ein entspanntes Miteinander sorgt und eine Entwicklung unterstützt.

Was erwartet die Besucher am Tag der offenen Tür? Eva Zurlinden: «Alle Interessierten dürfen ab 15 Uhr durch den Garten flanieren, sich über das Angebot informieren und wenn sie möchten, auch gleich selbst aktiv werden. Überall sind Aufgaben verteilt, welche die Besucher selbstständig erledigen dürfen und dabei erleben, wie befreiend Gartenarbeit wirken kann. Für eine kleine Verpflegung vom Feuer ist gesorgt.»

Tag der offenen Tür. Samstag, 29. Mai, ab 15 Uhr, Gartenfabrik, Talstrasse 13, Wildegg. www.gartenfabrik.ch.

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