Bachflohkrebs wird Tier des Jahres
Möriken-Wildegg Seit 1998 kürt Pro Natura Schweiz jährlich ein «Tier des Jahres». Dieses Jahr fällt die Auszeichnung dem Bachflohkrebs zu. Er will die Liebe zur Natur fördern und das Verständnis für den Naturschutz stärken.

Tausende von Wildtierarten teilen mit uns Menschen den Lebensraum. Manche sind nicht zu übersehen. Andere leben verborgen und heimlich. Aber alle haben ihre besonderen Lebensbedürfnisse. 2021 gilt die Würde «Tier des Jahres» dem Bachflohkrebs. Kaum so gross wie ein Fingernagel und doch steht er im Rampenlicht. Seine Wahl kommt nicht von ungefähr.
Der Bachflohkrebs ist 2021 Botschafter für vielfältige, saubere Bäche. Sein Vorkommen zeugt von einem gesunden Gewässer. Das Tier des Jahres soll die Situation der jeweiligen Art einer breiten Öffentlichkeit aufzeigen. Bachflohkrebse reagieren empfindlich auf Gewässerverschmutzungen. Pestizide schädigen oder töten die Tiere. Deshalb werden die Krebstierchen als Indikatoren für die Sauberkeit von Gewässern genutzt.
Ein Tier, das fasziniert
Bachflohkrebse mit einem Küchensieb zu fangen ist meist ein leichtes Spiel. Sie lieben ruhige Nischen in eher kühlen Gewässern und einen kiesigen Grund. Bachflohkrebse futtern hauptsächlich totes Blattmaterial und zeigen sich wählerisch. Oft fressen sie die weichen Blattteile und lassen die härteren Blattskelette stehen. Für eine erfolgreiche Fortpflanzung brauchen Herr und Frau Bachflohkrebs ein gutes Timing. Die Paarung kann nämlich nur unmittelbar nach einer Häutung des Weibchens erfolgen. Deshalb ergreifen Männchen die Weibchen oft schon Tage vor einer Häutung und lassen sie nicht mehr los. Man spricht von einer Vorpaarung. Nach einigen Monaten endet das Leben eines Bachflohkrebses.
Ein Augenschein in der Lindimatt
Die Wahl des Bachflohkrebses ist auch eine Hommage an die zahllosen kleinen, unscheinbaren Tierarten, die unser Ökosystem überhaupt in Bewegung halten. Mit dem Tier des Jahres 2021 macht Pro Natura auch auf den Wert der kleinen Bäche aufmerksam. Diese blauen Lebensadern hätten einen verstärkten, ganzheitlichen Schutz längst verdient.
Denn Fliessgewässer sind die Lebensadern unserer Landschaft. Kilometermässig machen kleine und mittlere Bäche 75 Prozent des Schweizer Gewässernetzes aus. Sie sind also besonders wichtig für die Natur. Unzählige Tier- und Pflanzenarten sind auf saubere, natürliche Bäche angewiesen – auch der Bachflohkrebs.
Matthias Betsche, Geschäftsführer der Pro Natura Aargau, nimmt den Bezirksanzeiger mit in die Lindimatt in Möriken, kurz nachdem sich der Hochwasserpegel zurückgebildet hat. Das Hochwasser hat die kleinräumige Aue der Bünz verändert. Ein kleines Stück Erde, jedoch ein wahres Eldorado: Sinnbildlich für den Kreislauf der Natur und für grössere Zusammenhänge.
Biodiversität ist die Voraussetzung für eine gesunde und natürliche Entwicklung aller Lebewesen und Ökosysteme. Sie bildet das natürliche Erbe, welches wir zukünftigen Generationen als Vermächtnis hinterlassen. Dafür tragen wir als Gesellschaft eine ethische und moralische Verantwortung.