Zwischen Aberglauben und Alltag –die Kunst von Naiana Vatavu
Lenzburg Während ihres Aufenthalts in der Villa Sonnenberg hat Naiana Vatavu ein poetisches «Glücksmessgerät» entwickelt, das Besucherinnen und Besucher zum Nachdenken anregt. Zu sehen ist die interaktive Installation an der Vernissage am Samstag, 16. August, um 17 Uhr.

Wer in diesen Tagen die Villa Sonnenberg in Lenzburg betritt, begegnet nicht nur einer Künstlerin, sondern einer Spurensucherin des Alltäglichen. Naiana Vatavu – in Rumänien geboren, in der Kunst und Psychologie ausgebildet – geht in ihrer Arbeit dem nach, was wir oft übersehen: den kleinen Handlungen und Ritualen, die auf den ersten Blick banal erscheinen, aber tief in unserem kulturellen Gedächtnis verankert sind.
Während ihres Aufenthalts in Lenzburg widmet sie sich dem Thema Glück und Unglück. Ihre interaktive Installation mit dem poetischen Titel «Sonnenberg Luck Measuring Instrument» (auf Deutsch: «Sonnenberg Glücksmessgerät») lädt Besucherinnen und Besucher dazu ein, mit Aberglauben zu spielen und eigene Vorstellungen zu hinterfragen. «Mich fasziniert, wie stark Glück und Unglück unsere Perspektiven verändern können», erklärt Vatavu. «Mit meinem Werk möchte ich dieses schwere Thema auf eine leichte Weise erfahrbar machen.»
Ihr Aufenthalt in der Villa Sonnenberg ist Teil des Artist-in-Residence-Programms der gleichnamigen Stiftung, die sich dem interkulturellen Austausch und der internationalen Vernetzung verschrieben hat. Ziel ist es, Künstlerinnen und Künstlern Zeit und Raum zu geben, um ihr Werk weiterzuentwickeln und neue Impulse zu erhalten – etwas, das Naiana Vatavu in Lenzburg sichtlich gelungen ist.
Zwischen Glück und Aberglauben
Inspiriert von lokalen Geschichten und Orten hat sie eigens für die Ausstellung neue «Glücksnadeln» entworfen – kleine, poetische Objekte, die mit einem Augenzwinkern zur Reflexion einladen. Der Austausch mit den Menschen vor Ort war für sie dabei essenziell: «Ich bin immer daran interessiert, wie meine Installationen wahrgenommen werden. Ihre Wirkung entsteht im Dialog.»
Neben der inhaltlichen Vertiefung hat Vatavu in Lenzburg auch neue Techniken ausprobiert: Zum ersten Mal hat sie Keramik bemalt – ein Experiment, das sie weiterverfolgen möchte. Besonders inspirierend waren für sie das Museum Burghalde, das sie als «poetisch und zutiefst künstlerisch» beschreibt, sowie das Kramer-Brocki, das für sie zu einer «faszinierenden Welt» wurde.
Auch alltägliche Dinge haben sie berührt – etwa die vielen Sitzbänke in der Natur: «Ich liebe es, dass man hier so oft einfach sitzen und die Landschaft betrachten kann», erzählt sie. «Diese Bänke sind für mich wie stille Begleiter beim Zeichnen.»
Als stille Beobachterin hat sie sich auf das Lenzburger Leben eingelassen – und war besonders vom Jugendfest angetan: «Die Parade war wie ein Film – alle in Weiss und Blau, so viel positive Energie», schwärmt sie. Für Naiana Vatavu, die derzeit allein in der Villa Sonnenberg lebt, war das Fest ein lebendiger Kontrast zur intensiven Zeit der Selbstreflexion. «Lenzburg ist ein Ort, an dem man mit historischen Themen experimentieren kann – mitten in der Geschichte selbst. Das ist wunderschön.»
Die Ausstellung wird am Samstag, 16. August, um 17 Uhr mit einer Vernissage und einem Apéro eröffnet. Am Sonntag, 17. August, ist sie von 13 bis 17 Uhr für das Publikum geöffnet – ein idealer Moment, um sich auf das Spiel mit dem Glück einzulassen. Und vielleicht mit einem neuen Blick auf die kleinen Dinge nach Hause zu gehen.