Sie tickt anders – und hat damit Erfolg: die Jungunternehmerin Livia Schröder
Beinwil am See Livia Florina Schröder wurde im Mai 21 Jahre alt. Auf ihren Namen laufen ein Einzelunternehmen und eine GmbH. Die Jungunternehmerin aus Beinwil am See sieht den Arbeitsmarkt aus ihrer eigenen Perspektive. Von einer «faulen Generation Z» will sie nichts wissen.
Sie ist jung, fleissig und erfolgreich: Livia Florina Schröder. Mit 15 Jahren startete sie das erste Online-Geschäft, fokussierte sich auf Verkauf. Nach der Stifti wagte sie den Schritt in die Selbstständigkeit. Heute studiert sie Wirtschaftsinformatik und führt zwei Firmen. «Eines profitabel, das andere als Aufbau für die Zukunft», erklärt sie. In ihrer Freizeit engagiert sie sich in der reformierten Kirche und ist Hobby-Triathletin. Livia Schröder gehört der Generation Z an, von der man in traditionellen und sozialen Medien viel liest. Über Vorurteile wie die attestierte Arbeitsscheue, Undiszipliniertheit oder fehlendes Engagement muss sie schmunzeln. «Vielmehr fragen wir jungen Menschen uns, warum wir Dinge machen müssen, die ineffizient und zeitraubend sind», erklärt sie.
«Die Eltern waren nicht begeistert»
Um ihre Motivation zu verstehen, lohnt sich ein Blick zurück: Ihre Lehre begann sie in einer Filiale von Knecht Reisen in Reinach – doch dann kam Corona. Die Filiale musste schliessen, sie wurde an einen anderen Standort versetzt. Sie fühlte sich nicht wohl. «Durch Kurzarbeit hatte ich das Gefühl, gar nicht das zu lernen, was ich für die Arbeit brauche», erklärt sie. Sie zog die Konsequenzen: «Ich kündigte meinen Lehrvertrag», sagt sie heute lachend. «Meine Eltern waren gar nicht begeistert.»
Doch der mutige Schritt zahlte sich aus. Sie beendete ihre Lehre bei der Herzog Group Holding AG und absolvierte danach ein Praktikum bei ZEAM, einem jungen Unternehmen aus der Start-up-Szene. Diese Erfahrung prägte sie und brachte sie weiter auf die Idee, selbst unternehmerisch aktiv zu werden. Als sie ihren Eltern den Schritt in die Selbstständigkeit verkündete, waren sie wohl schon ein wenig sensibilisiert und daran gewöhnt, dass die Tochter ihren eigenen Kopf hat. «Da waren sie schon viel entspannter», berichtet sie und lacht ein weiteres Mal. 2023 gründete sie schliesslich das Einzelunternehmen 180 Grad Consulting und bietet damit digitale Bildungsangebote und Social-Media-Strategien für Unternehmen an. Ausserdem gibt sie Kurse, unterrichtet an der Migros-Klubschule und ist oft an Podien anzutreffen.
Erfolg kommt nicht von selbst
Dass Livia Schröder mit 21 Jahren bereits ein profitables Unternehmen führt, hat mit ihrer offenen Art und ihrem Ehrgeiz zu tun. In den Schoss gefallen ist ihr der Erfolg nicht. Ihre Arbeitstage beginnen mal früh, mal spät – und sind mal lang und mal kurz. «Wenn ich um 5 Uhr morgens beginnen muss, mache ich das. Wenn ich bis 2 Uhr morgens arbeiten muss, mache ich das auch.» Ihr sei das egal. Es sei die Leidenschaft, die sie vorantreiben würde. Ihr Fleiss hilft ihr auch, Kritik nicht als etwas Negatives, sondern als Chance zu erkennen.
Als junge Unternehmerin sei sie schon oft damit konfrontiert gewesen. «Oft höre ich, ich sei zu jung. Das kann ich dann verstehen. Ich bin ja auch jung.» Mehr Mühe habe sie mit Kommentaren über ihr Geschlecht. «Als Frau sieht man sich mit anderen Vorurteilen konfrontiert als als Mann», erklärt sie. «Aber das nehme ich mir nicht mehr zu Herzen.» Was Substanz hat, wird analysiert. Der Rest landet im Papierkorb. Generell ist sie froh um Kritik und Feedback. «Ich bin ein sehr lernoffener Mensch. Es hilft mir, mich zu verbessern», sagt sie weiter. Wenn sie aber einmal Rückendeckung brauche, unterstütze sie die Familie oder der Gründerinnenverein, dem sie vorsteht. Doch strategisch agiere sie alleine. «Ich bin zwar immer offen, doch ich habe meinen eigenen Kopf.» Denn sie wisse genau, was sie wolle.
Eine neue Generation
Mit der Aussage, dass die Generation Z anders ist als das ältere Arbeitnehmerfeld, geht Livia Schröder einig. Jedoch würde sie nicht sagen, dass es mit Faulheit oder fehlender Disziplin zu tun habe. Im Gegenteil: «Covid zwang uns, neue Wege zu gehen, neue Lösungen zu erarbeiten und bestehende Strukturen und Prozesse zu hinterfragen. Warum sollen wir ineffizient arbeiten? Warum sollen wir alles genau so machen wie früher?», fragt sie. «Wir haben eine ganz andere Sicht auf die Welt.»
Eine andere Sicht? Die Jungunternehmerin erklärt: «Wir gehen weniger in den Ausgang. Nicht weil wir nicht sozial sind, sondern weil uns Covid zwang, auf digitalen Kanälen sozial zu sein. Uns anders zu organisieren.» Auf dem Arbeitsmarkt sei das nicht anders. «Es gibt viele Unternehmen, die unsere Generation erreichen wollen. Doch sie nutzen die falschen Kanäle, bekunden Mühe, uns zu verstehen. Unser Leben findet vermehrt auch im Internet statt. Das ändert viele Facetten des täglichen Lebens.» Trotz ihres jungen Alters denkt Livia Schröder nicht nur unternehmerisch, sondern auch gesellschaftlich. Sie beobachtet genau, wie sich Arbeitswelt und Generationenverständnis verändern – und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Sie steht exemplarisch für eine junge Generation, die nicht weniger leisten will – sondern anders. Sie denkt digital, unternehmerisch, kritisch. Und sie zeigt: Erfolg kommt nicht von selbst, aber wer ihn sucht, kann ihn finden – mit Mut, Disziplin und dem eigenen Kopf.