Selbstfürsorge?
Selbstfürsorge heisst, Körper und Geist zu pflegen, Verletzungen und Selbstverurteilungen wo möglich zu vermeiden, Tun und Sein in Balance zu halten und gut für das eigene Wohlbefinden zu sorgen. In jüngeren Jahren neigen wir oft dazu, unseren Körper unreflektiert zu beanspruchen. Die fixe Idee, dass sich der Körper ein Leben lang immer wieder gut regeneriert und teils leichtsinnig zugezogene Verletzungen sicher keine Spätfolgen zeigen, überwiegt. Auch ich war lange überzeugt, durch eine ausgewogene Ernährung, geringen Alkoholkonsum, Nikotinverzicht und viel Bewegung der Selbstfürsorge Genüge zu tun. Dass ich dabei die Geistespflege gänzlich ausser Acht liess, meinen Körper durch zu lange Arbeitstage oft überforderte und viel Bewegung nicht selten mit exzessiven Belastungen verwechselte, spiegelte sich dannzumal in diversen Stürzen bei Fahrradrennen, mehreren Knieoperationen oder mentaler Erschöpfung. Was ich grundsätzlich als «gesund» taxierte und mit sehr viel Lust ausübte, lag oft nahe an der Selbstzerstörung und zeigt sich heute als Verschleiss.
Glücklicherweise anerkenne ich heute, dass ich das Leben in den exzessiven Jahren wirklich genossen habe. So fällt es mir nun im Vorrentenalter auch nicht allzu schwer, mich mit den Folgen des Raubbaus zu arrangieren. Es gilt zu akzeptieren, was nicht mehr verändert werden kann, und gleichzeitig heute täglich für die Geistespflege genügend Zeit einzuplanen. Dies hilft, nicht allzu oft in alte Muster zurückzufallen und frühzeitig zu erkennen, dass unausgewogenes Erfüllen wieder vor dem Sorgetragen steht.
Selbstfürsorge bezieht sich auf Handlungen zur Pflege des Körpers und des Geistes und unterstützt den Erhalt der körperlichen und geistigen Gesundheit. Das Bewusstsein für Bewegung und Sport ist in unserer Gesellschaft angekommen. Bei der Geistespflege in Form meditativer Übungen zeigt sich noch viel unausgeschöpftes Potenzial. Wann hast du dir letztmals Momente des einfachen Seins ohne Leistungsgedanken geschenkt?
«Tipp zum Alltag». Hier schreiben Dozenten des CAS-Studienlehrgangs Achtsamkeit in Lenzburg über psychologische Aspekte im Alltag. Die Autoren Horst Hablitz, Thomas Jenelten, Jörg Kyburz und Joe Taugwalder wechseln sich ab.