Nick Alpiger: Der böse Staufner und sein grosses Ziel 2019

Schwingen Ihm gehört die Zukunft. Nick Alpiger, 21-jähriger Spitzenschwinger aus Staufen, verrät, wie er sich auf das Eidgenössische Schwingfest 2019 vorbereitet und warum er bislang, trotz verschiedener Angebote, keinen Werbevertrag unterschrieben hat.

<em>Zwei Prachtskerle:</em> Nach seinem Sieg am Aargauischen Kantonalschwingfest posiert Nick Alpiger mit dem Siegerpreis, dem Muni Urner. Fotos: Pascale Alpiger

<em>Zwei Prachtskerle:</em> Nach seinem Sieg am Aargauischen Kantonalschwingfest posiert Nick Alpiger mit dem Siegerpreis, dem Muni Urner. Fotos: Pascale Alpiger

<em>Kraftvoll:</em> Nick Alpiger (mit Ohrenschutz) hebelt beim Berner Kantonalen Stefan Marti aus.

<em>Kraftvoll:</em> Nick Alpiger (mit Ohrenschutz) hebelt beim Berner Kantonalen Stefan Marti aus.

<em>Erfahrung mit dem Fussball:</em> Nick Alpiger als Ehren-Ankicker beim FC Lenzburg. Foto: rubu

<em>Erfahrung mit dem Fussball:</em> Nick Alpiger als Ehren-Ankicker beim FC Lenzburg. Foto: rubu

War es nur ein Freud’scher Versprecher am Telefon? «Danke, ich habe gegessen wie ein König», meldet sich Nick Alpiger nach dem Abendbrot im elterlichen Haus am Draht. Wie ein König, wie ein kommender Schwingerkönig? Alpiger meint lächelnd: «Na ja, den Kranzgewinn von 2016 zu bestätigen, ist im kommenden Sommer am ‹Eidgenössischen› mein Ziel. Alles andere ist von vielen Faktoren abhängig wie der Tagesform oder der Einteilung des Kampfgerichts.»

Alles könne man nicht selber beeinflussen. Da hat der 21-jährige Shooting-Star des Jahres durchaus recht. Alpigers Credo «Für grosse Ziele arbeite ich hart» hat sich in der Vergangenheit äusserst positiv ausgewirkt. Der Staufner gewann bisher drei Kranzfeste – letztes Jahr das «Baselstädtische», heuer das «Basellandschaftliche» und das Aargauer Kantonalfest – und totalisiert aktuell 35 Kranzauszeichnungen.

«Zug» als Ziel

Jetzt, da die Saison zu Ende ist, schwitzt er drei- bis viermal wöchentlich im Schwingkeller und geht ein- bis zweimal pro Woche ins Fitnesstraining. Grund für die Schinderei: Im kommenden Sommer soll man den besten, stärksten und bösesten Alpiger aller Zeiten im Sägemehl erleben.

Schliesslich steigt Ende August 2019 in Zug das grosse Highlight, das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest (ESAF). Der Anlass in der Zentralschweiz soll zum bisherigen Höhepunkt in der noch jungen Karriere des Nick Alpiger werden. Ein Kranz soll es bitteschön wie vor zwei Jahren in Estavayer mindestens sein, gegen oben scheint alles möglich.

Fischen in Spanien

Eines wird im persönlichen Gespräch mit dem jungen Sportler schnell einmal klar: Da ist einer, der hat trotz seiner erst 21 Jahre Lebenserfahrung genaue Vorstellungen davon, was er erreichen will. Nämlich einer der Besten seiner Zunft zu werden.

Mühe scheint ihm dieser Druck, den er sich in einem gewissen Masse selbst auferlegt, nicht zu bereiten. «Ich schwinge für mein Leben gern. Ins Training zu gehen, macht mir jedes Mal grosse Freude, es ist nie ein Müssen», sagt Alpiger. Schwitzen im Schwingkeller als Entspannung für die Seele quasi.

So verwundert es auch nicht, dass der Staufner keine längere Pause einlegte, um die äusserst erfolgreiche Saison 2018 zu verarbeiten. «Nein, nein, ich brauche das nicht.» Er frönte in freien Stunden ab und zu dem Fischen auf dem Hallwilersee, an der Aare oder an der Bünz. «Da kann ich für ein paar Stunden ganz für mich sein und abschalten.» Das reiche als Ablenkung allemal. Immerhin gönnt er sich im Herbst eine zweiwöchige Auszeit: Fischerferien in Spanien.

Während des Winters trainieren die Schwinger nicht nur unter Dach, sie treffen sich auch zu zahlreichen Hallenfesten. Die Meinungen über den Indoor-Wettkampf sind geteilt, die einen lieben solche Veranstaltungen und die fast schon intime Atmosphäre, andere können damit gar nichts anfangen. Alpiger nimmts pragmatisch: «Mir spielt es keine Rolle, ob ich draussen oder drinnen schwinge.» Sein sportliches Ziel im Winterhalbjahr ist das Hallenschwinget seines SK Lenzburg in der Brunegger Vianco-Arena am 31. März 2019.

Ohne Sponsorenvertrag

Ein heisses Eisen ist im traditionsverbundenen Schwingsport das Thema Werbung. Unvergessen bleibt, wie vor zehn Jahren der abgetretene Obmann des Eidgenössische Schwingerverbands (ESV), Hans Bäni, den damaligen Schwingerkönig Jörg Abderhalden als «wandelnde Plakatsäule» bezeichnete, weil dieser einen Vertrag mit einem professionellen Vermarkter unterschrieben hatte. Bäni polterte: «Ich goutiere nicht, was Jörg unternimmt. Es ist verwerflich, wenn er sich vermarkten lässt.»

Seither hat sich der Sport weiterentwickelt, viele Athleten haben Verträge mit Sponsoren, stören tun sich daran höchstens noch ein paar Ewiggestrige. «Ich habe grundsätzlich keine Probleme damit, wenn Schwinger Werbung für ein Produkt machen», sagt Nick Alpiger, der momentan noch werbefrei seinem Sport nachgeht. Es habe zwar in der Vergangenheit ein paar Anfragen gegeben, «aber momentan ist das für mich kein Thema.» Seine Einkünfte generiert der gelernte Maurer in seinem angestammten Beruf, bei der Karl Gisi AG in Dottikon arbeitet er in einer 80-Prozent-Anstellung.

 

 

Schwinger, die kicken

Fussball-Turnier Das kann ja heiter werden! Am Samstag, 13. Oktober, treffen sich Schwinger aus allen Teilverbänden, um in Schönenwerd SO anlässlich eines Hallenturniers die besten Fussballer zu küren. «Das wird ein grosser Spass», freut sich Nick Alpiger. Erfahrung im «Tschutten» sammeln die Schwinger vor allem jeweils beim Aufwärmen vor dem eigentlichen Training. «Da spielen wir eine Viertelstunde, bevor wir ins Sägemehl steigen», verrät Alpiger. Bleibt nur zu hoffen, dass keiner der Schwinger sich ausgerechnet beim Fussballspielen eine schlimmere Blessur zuzieht. (rubu.)

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