Nach 25 Jahren verabschiedet sich Victor Condrau

Seetal Victor Condrau gibt nach 25 Jahren die Geschäftsführung bei KLAS ab. Er bleibt der Region dennoch erhalten.

Victor Condrau prägte ein Vierteljahrhundert die Seetaler Landschaft. Per Januar hat er sein Mandat bei KLAS abgegeben.Foto: Rinaldo Feusi

Ganze 25 Jahre lang war Victor Condrau Geschäftsführer und Gesicht der Stiftung Kultur Landschaft Aare Seetal (KLAS). Per 1. Januar ist er nun zurückgetreten. Von Ruhestand kann aber nicht die Rede sein. Die Bilanz seines Schaffens kann sich sehen lassen. Mehrere überregionale Projekte wurden von ihm initiiert und auch die mittlerweile national bekannten Mosttage auf Schloss Hallwil stammen aus seiner Feder. Nach 25 Jahren war es für ihn an der Zeit, das Amt abzugeben. Nicht, weil er musste: «Es hat mir jeden Tag Spass gemacht. Ich bereue keine meiner Entscheidungen. Aber es ist Zeit.»

Vom Lehrer zum Landschaftsarchitekten

Condrau ist Landwirtschaftsarchitekt und hat seine eigene Firma, die DüCo GmbH. Seine Karriere begann aber in einer anderen Branche. Mit 21 Jahren schloss er in Luzern das Lehrerseminar ab. Nach Beendigung der Ausbildung gings in die Rekrutenschule, um im Anschluss seine erste Stelle als Lehrperson anzutreten. «Ich merkte aber schon bald, dass die reine Lehrtätigkeit nichts für mich war und absolvierte das Tech nach einem Jahr Gartenbau-Praktikum, um Landschaftsarchitekt zu werden.» Dort fand er sein Glück und machte sich bald mit seiner Frau Elisabeth Dürig selbstständig.

«Auf uns hat niemand gewartet»

Umweltbewusstes Handeln hat heute einen anderen Stellenwert als noch vor 25 Jahren. Das weiss Victor Condrau: «Damals hat niemand auf uns gewartet», erinnert er sich. Für viele Landwirte haben Natur und Landschaft heute mittlerweile einen anderen Stellenwert als damals. So hatten viele Angst, durch die Aufwertung der Flächen Mitspracherechte oder Handlungsspielräume zu verlieren. Umweltthemen waren in den Köpfen vieler vor allem Kostentreiber. Condrau musste also vor allem diplomatisches Geschick beweisen. «Ich war immer ehrlich und wusste: Wenn ich das Vertrauen der Bauern gewinne, gewinnt am Ende der Landschaftsschutz.»

So arbeitete er zunächst mit denen zusammen, die ein offenes Ohr für seine Anliegen hatten. Klappte es dort, zogen schnell andere nach. «Ich habe die Bauern auch bei administrativen Aufgaben unterstützt. Das hat eine gesunde Basis geschaffen. Ein wichtiger Erfolgsfaktor war auch die gute Zusammenarbeit mit dem regionalen Planungsverband «Lebensraum Lenzburg-Seetal LLS».

Wichtige Errungenschaften mit Mosttagen und Obstgärten

Zwei Errungenschaften machen Condrau heute besonders stolz. Als Erstes kommt ihm das Mostfest auf Schloss Hallwil in den Sinn. Es ist seine real gewordene Idee, Landschaftsaufwertung, Öffentlichkeitsarbeit, Produktvermarktung und Bildung in einem Projekt zu einen. Von den Obstgärten stammen die notwendigen Äpfel, welche während dem Mostfest verarbeitet werden. Durch die Festivitäten wird ausserdem die Öffentlichkeit miteinbezogen und für die nachhaltige regionale Landwirtschaft sensibilisiert. Dabei sei der Most aus dem Seetal immer besser geworden. «Wir haben in Ergänzung zum Most aus vermischten Apfelsorten auch als Novum sortenreinen Most produziert», erklärt er. Zahlreiche Obstgärten hat er zusammen mit BWL-Studierenden der Fachhochschule Nordwestschweiz und Landwirten neu angelegt. Eine unvergessliche Erfahrung: «Für viele der Studierenden waren die Arbeitseinsätze sehr anstrengend», erinnert sich Condrau. «Und für die ein oder anderen Bauern erheiternd.» Gerne spricht man heute im Seetal vom «Mekka des Kulturobstes». Ein Kosename, den es ohne das Handeln Condraus vielleicht heute nicht gäbe.

Ruhestand? Keineswegs!

Durch all die Erfolge hindurch war Victor Condrau auch Vater, Ehemann und Geschäftsführer seiner eigenen Firma. Diese Mischung gefällt ihm bis heute. Deswegen sei die Abgabe des KLAS-Mandats auch keine Annäherung an den Ruhestand. «Solange ich gesund bin, will ich arbeiten», stellt er klar. Dass er sich dank seinen Kindern und dem Schwiegersohn aber betreffend der Firma keine Sorge machen muss, macht für ihn vieles einfacher. «Ich will mich auf Projekte konzentrieren, die mir am meisten Freude bereiten und weniger Planungszeit in Anspruch nehmen», so der 64-Jährige. Die Firma wird weiterbestehen. Und er selbst wird in Zukunft wohl für seinen Edelbrand, den Fruchtwein und andere Wildobst-Produkte bekannt sein. Natürlich mit Wildobst aus dem Seetal, wie er versichert.

Gemeinsam für eine lebenswerte Zukunft

 

Wie gehts weiter Zur Zukunft meint Condrau: «Ein konstruktiver Dialog zwischen Landwirten, Naturschützern, Planern und Gemeindevertretern ist mir besonders wichtig. Nur so können nachhaltige Programme zugunsten von Natur, Landschaft und Landwirtschaft entwickelt und umgesetzt werden. Die Landschaftsqualitätsprojekte und KLAS-Massnahmen konnten dazu einen wichtigen Beitrag leisten. Die guten Ergebnisse der Auswertungen zeigen, dass die zahlreichen Massnahmen der beteiligten Landwirte bei der Bevölkerung positiv aufgenommen wurden. Schlussendlich ist eine attraktive Landschaft eines der wenigen Güter, die nicht importiert werden können. Es geht nicht darum, Fronten aufzubauen, sondern gemeinsam mit gegenseitigem Respekt und Vertrauen die Zukunft gemeinsam und positiv zu entwickeln.»

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