Müllerhaus wird zum regionalen ­Zentrum für Freiwilligenarbeit

Lenzburg Das Müllerhaus am Lenzburger Bleicherain ist ein bestens erhaltenes Bürgerhaus aus dem 18. Jahrhundert. Es ist zudem eine kulturelle und gesellschaftliche Institution, die sich nun mit der Koordination von Freiwilligenarbeit einen neuen Bereich erschliesst.

Engagieren sich für die Koordination von Freiwilligenarbeit: Geschäftsleiterin Michelle Müller und Stiftungsratspräsident Alexander Krebs vom Lenzburger Müllerhaus. Foto: Fritz Thut

Engagieren sich für die Koordination von Freiwilligenarbeit: Geschäftsleiterin Michelle Müller und Stiftungsratspräsident Alexander Krebs vom Lenzburger Müllerhaus. Foto: Fritz Thut

Neu Zentrum für Freiwilligenarbeit: Das Müllerhaus am Lenzburger Bleicherain.Foto: zvg

Neu Zentrum für Freiwilligenarbeit: Das Müllerhaus am Lenzburger Bleicherain.Foto: zvg

Das Müllerhaus wurde im späten 18. Jahrhundert durch den Stoffindustriellen Gottlieb Hünerwadel erbaut. Das prächtige Bürgerhaus verwandelte sich nach dem Niedergang der örtlichen Textilindustrie im letzten Jahrhundert in ein Doktorhaus.

1987 wurde, um den Fortbestand sicherzustellen, die Stiftung Dr. Hans Müller und Gertrud Müller errichtet, die noch heute zur Hauptsache die Liegenschaft pflegt und unterhält. Aber nicht nur. Der aktuelle Stiftungsratspräsident Alexander Krebs spricht von einem «anspruchsvollen Stiftungszweck».

Drei Bereiche

Analog einem Start-up in der Unternehmenswelt müsse man einen Weg suchen, um das Haus mit Inhalten zu füllen. Nachdem man von der Stiftungssubstanz lebte, erfolgte vor rund 15 Jahren eine Zäsur und die Stiftung organisierte sich neu.

Während damals der Titel «Müllerhaus. Das Kultur-Gut» lautete und man zusammen mit dem Kuratorium Aargau eine bis heute andauernde Partnerschaft für das Aargauer Literaturhaus Lenzburg (ALL) einging, lautet der Slogan heute anders, nämlich «Gesellschaft Kultur Gemeinnützigkeit».

Zum Bereich Kultur gehören neben dem ALL die Kunstausstellungen im Gewölbekeller oder die mittlerweile eher seltenen Konzerte. Zur Lenzburger Gesellschaft gehört der regelmässige Talk «Lenzburg persönlich», die Tischgespräche, das erfolgreich lancierte Weihnachtssingen oder die für Anlässe wie Hochzeiten vermieteten Räume. Zudem bietet das Netzwerk Müllerhaus verschiedenen Organisationen zu günstigen Konditionen organisatorische Dienstleistungen an.

Freiwilligenarbeit als neues Bein

«Genau diesen Bereich Gemeinnützigkeit wollen wir nun stärken, indem wir uns vermehrt bei der Freiwilligenarbeit engagieren», spricht Alexander Krebs das neue Standbein der Stiftung an. Der allgemeine Nutzen, den freiwilliges Engagement für die Gesellschaft erbringt, sei anerkanntermassen hoch. «Ein für die Gesellschaft enorm wichtiges Thema», so der Stiftungsratspräsident: «Und zwar für beide Seiten, Profitierende und Erbringer, die durch ihren Einsatz eine grosse Befriedigung erfahren.»

«Wir wollen bewusst bestehende Organisationen nicht konkurrenzieren, sondern ergänzen», hält Müllerhaus-Geschäftsleiterin Michelle Müller fest. Man sieht beim Müllerhaus die Aufgabe darin, die Verbindung zwischen Menschen mit immer mehr Freizeit auf der einen Seite und Organisationen mit Kenntnissen und Kontakten zu Bedürftigen auf der andern Seite herzustellen.

Dies soll mit individueller Beratung geschehen. Man kann sich melden über Telefon, E-Mail oder durch Ausfüllen des Formulars auf der Internetseite des Müllerhauses (www.muellerhaus.ch/freiwilligenarbeit/).

«Diese individuelle Beratung ist unser Alleinstellungsmerkmal», ist Müller überzeugt. In einer ersten Phase kümmert sich die Geschäftsleiterin weitgehend persönlich um die Gespräche mit den Interessenten. «Ich freue mich auf diese Arbeit. Ich blühe auf, wenn ich netzwerken kann.»

Netzwerktag als Startschuss

Um das neue Angebot des Müllerhauses überhaupt bekannt zu machen, findet am Montag, 19. Juni, ein Netzwerktag statt (vgl. Kasten unten). Hier können sich Interessenten von beiden Seiten informieren und bereits erste Kontakte knüpfen.

Der Stiftung ist überzeugt von ihrem Projekt und generell der Bedeutung der Freiwilligenarbeit in der heutigen Gesellschaft: «Wir wollen das Thema mit wichtigen andern Stellen aktiv fördern, vor allem in Stadt und Region Lenzburg», so Alexander Krebs: «Wir hoffen auf eine positive Eigendynamik unserer neuen Dienstleistungen.»

Zum Gewinn jedes Einzelnen: Wer sich einbringt, wo man Wertschätzung bekommt, kann in seinem Tun neue Sinnhaftigkeit erfahren.

Netzwerktag «vereinigt engagiert» am 19. Juni

Veranstaltung Am ersten Netzwerktag im Müllerhaus in Lenzburg mit dem Titel «vereinigt engagiert» haben Freiwillige die Möglichkeit, mit den vor Ort anwesenden Organisationen, die freiwilliges Engagement benötigen, direkt in Kontakt zu treten und mehr über die Vielfalt der Angebote im Bezirk Lenzburg zu erfahren.

Referate zum Thema

Teil der Veranstaltung sind ebenfalls wertvolle Inputreferate über freiwilliges Engagement im Alltag mit einem abschliessenden Apéro.

Für Neuzuzüger ist der Netzwerktag ebenfalls eine gute Gelegenheit, sich über die Vielfalt der Organisationen im Bezirk Lenzburg ein Bild zu machen und mit alteingesessenen Lenzburgern ins Gespräch zu kommen. (pd/mh)

1. Netzwerktag Freiwilligenarbeit «vereinigt engagiert». Montag, 19. Juni, ab 16 Uhr im Müllerhaus, Bleicherain 7, Lenzburg. – Es ist keine Anmeldung erforderlich.Programm. 16 bis 18 Uhr: Präsentation verschiedener Organisationen, Möglichkeit zum direkten Austausch. 18 bis 19 Uhr: Referate zum Thema Freiwilligenarbeit. Begrüssung durch Alexander Krebs, Präsident Stiftungsrat, und Michelle Müller, Geschäftsleiterin Müllerhaus; Beatrice Taubert, Stadträtin Lenzburg; Ludwig Hasler, Philosoph und Publizist; Heidi Schatzmann, Präsidentin Städtische Hilfsgesellschaft Lenzburg. 19 bis 20 Uhr: Apéro mit weiterer Möglichkeit zum Netzwerken. Aussteller am Netzwerktag: Benevol, Gärtnerhaus, Insieme, Länzerthus, One 11, Orte zum Leben, Pro Senectute, Silberprojekt, Stiftung Theodora, Szblind.

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