Motorboot rammt Kursschiff: Grosse Rettungsübung auf dem Hallwilersee

Hallwilersee «Wir sind zwar ein kleiner See, aber wir sind professionell unterwegs.» Dieses positive Fazit wurde am Ende der ersten grossen Seerettungsübung auf dem Hallwilersee seit 2016 gezogen. Verbesserungsmöglichkeiten wurden auch gefunden.

Dramatische Szenen: Schwerverletzte wurden aus brennendem Motorboot geborgen und aufs Kursschiff gebracht. Foto: Fritz Thut

Dramatische Szenen: Schwerverletzte wurden aus brennendem Motorboot geborgen und aufs Kursschiff gebracht. Foto: Fritz Thut

Rettung aus der Luft: Per Helikopter wurde eine Person geortet und geborgen. Foto: Fritz Thut

Rettung aus der Luft: Per Helikopter wurde eine Person geortet und geborgen. Foto: Fritz Thut

Angestellte der Schifffahrtsgesellschaft Hallwilersee (SGH), Übungsleiter, Figuranten und Gäste enterten am Samstagmorgen beim Schiffsteg Delphin die MS Seetal: «Erstmals seit gut sieben Jahren findet heute wieder eine grosse Seerettungsübung statt», begrüsste SGH-Geschäftsführer Ueli Haller die Passagiere.

Vor allem gehe es darum, die Alarmsysteme zu testen. Als Besonderheit gibt es auf dem Hallwilersee keine permanenten Sicherheitsdienste. Am Wochenende, wenn viel Betrieb herrscht, stellt der private Seerettungsdienst des Motorbootclubs Hallwilersee jeweils einen Pikettdienst sicher.

Abruptes Ende einer Boots-Party

Mitglieder dieses Vereins sorgten nun für einen supponierten Unfall, wie er ähnlich übrigens in diesem Jahr auf dem Bodensee schon vorgekommen ist: Ein Motorboot mit etlichen angeheiterten Personen an Bord rammte die MS Seetal. Das abrupte Ende der Party hat Folgen: vier Schwerverletzte, eine vermisste Person und auslaufender Treibstoff auf dem Motorboot, mehrere Leichtverletzte auf dem Kursschiff.

Eine Lautsprecherdurchsage informiert die Passagiere der MS Seetal: «Bitte das Personal nicht behindern.» Captain Haller hat über die Nummer 117 die Rettungsdienste alarmiert. Erstaunlich schnell sind sie auf dem See vor Ort: Der Seerettungsdienst und das Löschboot der Feuerwehr Aarau (aus Beinwil am See), die Gewässerpolizeieinheit der Kantonspolizei, deren Boot in Birrwil stationiert ist.

Drohne gegen Helikopter

Später kommt ein Helikopter zum Einsatz, um die vermisste Person zu orten und zu bergen, was gar nicht so einfach ist, da dem Piloten zuerst Drohnen in die Quere kommen und anschliessend über dem Wasser die nötigen Bezugspunkte fehlen, um den Retter an der Seilwinde hinunter zur ins Wasser geschleuderten Frau zu lassen.

Die Verletzten wurden triagiert, erstversorgt und zur weiteren Verarztung an Land in die Obhut von Ambulanzen gebracht. Dort, beim Seezopf beim «Delphin», trafen inzwischen weitere Feuerwehreinheiten aus Aarau und Wettingen ein, die zwei 300 Meter lange Ölsperren vorbereiteten und auf dem See rund ums havarierte Motorboot drapierten, um Umweltschäden zu verhindern.

Schneller als gedacht konnten die verschiedenen Rettungskräfte mit dem Retablieren beginnen. Und wenig später zogen die Übungsverantwortlichen ein mehrheitlich positives erstes Fazit.

Wie ist’s mit vielen Gaffern?

Wie meist bei solchen Übungen gab es schnell erste Verbesserungsvorschläge, etwa die Kommunikation zwischen den verschiedenen Diensten betreffend. Zudem wurde diesmal die örtliche Feuerwehr nicht eingebunden, dabei hätte sie die nicht ganz einfache Aufgabe, den Rettern die Zufahrt zum See freizuhalten.

Es wurde auch die Frage aufgeworfen, wie es wohl laufen würde, wenn ein solches Unglück am Nachmittag mit viel Betrieb auf dem See passierte. Wie alle andern war Ueli Haller zufrieden: «Wir sind zwar ein kleiner See, aber wir sind professionell unterwegs.»

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