Im Dienste der besseren Integration: Die «RIF» ist eingezogen
Lenzburg An der Burghaldenstrasse gibt es neue Bewohner: die Regionale Integrationsfachstelle Lenzburg-Seetal.

Die Regionale Integrationsfachstelle Lenzburg-Seetal (RIF) ist ein gemeinsames Projekt der Gemeinden Lenzburg, Hallwil, Schafisheim, Seengen und Seon. Es ist die neunte dieser Art im Kanton Aargau. Sie dient als Knotenpunkt zwischen verschiedenen Akteuren im Integrationswesen, bietet Unterstützung und gibt Auskunft bei Fragen und Problemen. Das Pilotprojekt läuft bis 2027. Bei Erfolg soll die Fachstelle dauerhaft weitergeführt werden.
Wofür wurde die Stelle geschaffen?
Die Region Lenzburg-Seetal ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Das bringt auch Herausforderungen bei der Integration mit sich. Zwar gab es bisher bereits Integrationsangebote, diese waren jedoch vor allem in Aarau konzentriert. Genau hier setzt die Arbeit von Arlette Oomen als Projektleiterin und Zarina Majetić als Projektmitarbeiterin in Lenzburg an. Ihre Aufgabe: in Lenzburg als Drehscheibe zu fungieren, Menschen zu beraten, zu vernetzen und zu unterstützen. Die Angebote richten sich an Menschen mit und ohne Migrationshintergrund.
«Die Region Lenzburg war bisher ein schwarzer Punkt auf der Karte», sind sie sich einig. «Wir können bei vielen Anliegen helfen. Da wir aber noch wenige Erfahrungswerte haben, klären wir aktuell den konkreten Angebotsbedarf und werden dann spezifisch agieren», erklärt Arlette Oomen.
Die Fachstelle versteht sich nicht nur als Anlaufstelle für neu zugezogene Personen – auch für engagierte Menschen aus der Bevölkerung ist sie offen. So fand beispielsweise in den Räumen der Rif bereits ein Sommerdeutschkurs statt, der zwar nicht direkt von der Fachstelle organisiert, aber von ihr unterstützt wurde. Das ist eines von mehreren Beispielen, wie die RIF zur Zusammenarbeit beiträgt. Darüber hinaus erleichtert sie den Zugang zu Sprachkursen und Freizeitangeboten und fördert Projekte, die das Zusammenleben in der Region stärken.
Die RIF Lenzburg-Seetal ist eine von derzeit neun anerkannten Integrationsfachstellen im Kanton Aargau. Sie ist Teil der kantonalen Integrationsstrategie und soll das Zusammenwirken von Bevölkerung, Behörden und Institutionen fördern – mit dem Ziel, das gesellschaftliche Miteinander in einer vielfältigen Region aktiv zu gestalten. Zudem verfügt die RIF über ein Budget, mit dem sie Projekte und Initiativen gezielt unterstützen kann. Ein wichtiges Anliegen der beiden Verantwortlichen ist der Aufbau eines Netzwerks von «Schlüsselpersonen». Nicht korrekt. Schlüsselpersonen sind eben gerade weder Dolmetschende noch interkulturelle Vermittelnde, sondern freiwillig engagierte Personen mit eigener Migrationsgeschichte, die sowohl ihre Muttersprache als auch die deutsche Sprache gut sprechen. Sie helfen dabei, Informationen zu vermitteln und Brücken zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu schlagen, die oft selbst eine Migrationsgeschichte haben und dadurch eine besondere Brückenfunktion übernehmen.
Integration als Chance verstehen
Wie erfolgreich Migration ist, entscheidet die Qualität der Integration. Dabei kann die RIF eine entscheidende Rolle spielen. Der Lenzburger Einwohnerrat und die Gemeinden Hallwil, Schafisheim, Seengen und Seon waren sich einig und sprachen sich für die Pilotphase von 2025 bis 2027 aus. Der Kostenbeitrag der Stadt Lenzburg beläuft sich jährlich auf 31000 Franken. Obschon diese Summe in der Kompetenz des Stadtrates liegt, legte die Exekutive Wert auf eine demokratisch legitimierte Einführung der neuen Fachstelle.
Doch wie misst man den Erfolg einer solchen Institution? Diese Frage ist komplex, wie auch Arlette Oomen und Zarina Majetić bestätigen. Denn Integration findet oft niederschwellig und im Alltag statt – fernab messbarer Zahlen. Umso wichtiger wird der Austausch mit Schulen, Behörden und der Bevölkerung sein. Nur so lässt sich erfassen, welche Wirkung die RIF tatsächlich entfaltet. «Das klare Ziel von uns ist die Entlastung der Regelstrukturen», meint Zarina Majetić. Rapportiert wird hauptsächlich dem Kanton. «Sind sich Schulen, soziale Dienste und die weiteren Behörden einig, dass sie unser Angebot entlastet, sind wir sehr zufrieden», ergänzt Arlette Oomen.
Eine erste öffentliche Premiere
Am 23. September lädt die RIF gemeinsam mit dem Hilfswerk der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (Heks) zu ihrer ersten öffentlichen Veranstaltung ein. Unter dem Titel «Erfolgsgeschichten» berichten Menschen mit Migrations- oder Fluchterfahrung sowie ihre Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter von ihren Erfahrungen und Herausforderungen. Die Veranstaltung findet um 17.30 Uhr in der Herz-Jesu-Kirche Lenzburg statt. Der Eintritt ist kostenlos, eine Kinderbetreuung wird vor Ort angeboten und eine Anmeldung ist nicht erforderlich.