Die Jura Cement kann weitere 25 Jahre Kalk und Mergel abbauen

Auenstein/Veltheim/Wildegg Die Stimmberechtigten von Veltheim legten am 22. Januar mit einem Ja die Grundlage für die «Änderung der Teilnutzungsplanung Abbaugebiete (TNP)». Die Auensteiner Stimmberechtigten machten tags darauf den Weg frei für die Jura-Cement-Fabriken AG (JCF), um weitere 20 bis 25 Jahre Kalk und Mergel im Steinbruch abzubauen.

<em>Bis auf 200 Meter an die Wohnzone darf in den nächsten Jahren abgebaut werden und danach wird die «Steinbitz» wieder renaturiert:</em> Blick von den obersten Häusern im Gebiet Steinbitz hinauf zur bestehenden Abrisskante. Fotos: Peter Winkelmann

<em>Bis auf 200 Meter an die Wohnzone darf in den nächsten Jahren abgebaut werden und danach wird die «Steinbitz» wieder renaturiert:</em> Blick von den obersten Häusern im Gebiet Steinbitz hinauf zur bestehenden Abrisskante. Fotos: Peter Winkelmann

<em>Die Spannung ist weg:</em> Nach dem grossartigen Resultat in Auenstein können die Verantwortlichen Marcel Bieri (JCF), Ernst Joho (Auenstein) und Ulrich Salm (Veltheim) die Zukunft planen.

<em>Die Spannung ist weg:</em> Nach dem grossartigen Resultat in Auenstein können die Verantwortlichen Marcel Bieri (JCF), Ernst Joho (Auenstein) und Ulrich Salm (Veltheim) die Zukunft planen.

In Veltheim reichten die aufgestellten Stühle gerade, damit alle Stimmbürgerinnen und Stimmbürger einen Sitzplatz hatten. Von den 1008 Stimmberechtigten kamen 291 in die Turnhalle, das absolute Mehr betrug 146 Stimmen, für die definitiven Entscheide waren 202 Stimmen notwendig.

Gemeindeammann Ulrich Salm erläuterte rund eine Stunde lang anhand einer Powerpointpräsentation den gemeinderätlichen Antrag: «Die Änderung der Teilnutzungsplanung ‹Abbaugebiete›, bestehend aus dem Teilnutzungsplan (TNP) und der Teilnut- zungsordnung (TNO) gemäss öffentlicher Auflage, sei zu genehmigen.»

Punktlandung in Veltheim

In der anschliessenden Diskussion legten Gegner wie Befürworter ihre Bedenken und Anliegen auf den Tisch. Die Bewohner in der Au sind nicht zwingend gegen den weiteren Abbau. Ihr Hauptanliegen, das dann auch zu einem Änderungsantrag führte, war die Abbaudistanz im Gebiet Steinbitz, die von 200 auf 300 Meter Distanz zum Wohngebiet zurückgesetzt werden soll. In der geheimen Abstimmung wurde der gegnerische Antrag mit 197 Nein-Voten gegen 92 Ja-Stimmen deutlich abgelehnt. Der gemeinderätliche Antrag wurde danach, ebenfalls in geheimer Abstimmung, mit 202 Ja gegen 85 Nein angenommen und ist somit ein definitiver Entscheid. Mit grossem Applaus wurde das Resultat quittiert und Ulrich Salm konnte mit Erleichterung die Versammlung um 22.45 Uhr schliessen.

Auch die Auensteiner sind klar für den Weiterausbau

Die ausserordentliche Gemeindeversammlung am 23. Januar dürfte in die Auensteiner Geschichte eingehen. Die aufgestellten Stühle reichten erst nicht, doch pünktlich zum auf 19 Uhr vorverlegten Versammlungsbeginn hatten fast alle Stimmberechtigten und Gäste einen Sitzplatz. Von 1186 Stimmberechtigten erschienen 441, was einer Beteiligung von knapp 40 Prozent entspricht. Für das absolute Mehr waren 221 Stimmen nötig, und für einen definitiven Entscheid mussten 238 Ja-Stimmen eingelegt werden. In Abwesenheit und wegen Ausstand des Gemeindeammanns Reto Porta leitete Vizeammann Ernst Joho die Versammlung. Und auch er brauchte rund eine Stunde, um dem Souverän die Vorteile einer Steinbrucherweiterung nahezulegen.

In teils langen Vorträgen kritisierten die Gegner vor allem die Ehrlichkeit und die Verantwortung der JCF, und auf die Westerweiterung müsse zwingend verzichtet werden. Es gab auch Befürworter, die mit ihren Aussagen die Gegnerschaft anscheinend doch leicht verwirren konnten.

Um 23 Uhr fiel der Entscheid

Alle Änderungsanträge wurden jeweils klar abgelehnt, erst in geheimer Abstimmung, dann offen, da es vielen nun doch zu lange dauerte. Letztendlich, kurz vor 23 Uhr, wurde der gemeinderätliche Antrag für eine «Änderung der Teilnutzungsplanung Abbaugebiete» mit 292 Stimmen klar angenommen. Müde, aber erleichtert, erklärte Ernst Joho diese geschichtsträchtige Versammlung nach genau vier Stunden als beendet.

Wichtiger Entscheid für die Zukunft von Auenstein, Veltheim und der Jura-Cement-Fabriken AG

Reaktionen Was sagen die Verantwortlichen zu diesem für die Region und die JCF wichtigen Entscheid der beiden Gemeinden?

Ulrich Salm (Gemeindeammann Veltheim): «Die Diskussionen habe ich grundsätzlich sachlich und fair erlebt. Die Wortmeldungen an der Versammlung waren respektvoll und sachbezogen. Ich bin erfreut über das Vertrauen, das die Vältnerinnen und Vältner mit ihrem Ja zu einer lokalen Ressourcenverarbeitung gezeigt haben. Das nimmt die Gemeinden wie auch die JCF in Pflicht. Wir haben nach den Leitsätzen in der Nutzungsplanung nun in der Umsetzung den Tatbeweis zu erbringen, dass wir die Bedenken der Leute im Dorfteil Au ernst nehmen und uns wie angekündigt für einen tragbaren Abbau einsetzen. Gleichzeitig erwarte ich, dass das Projekt aufgrund des sehr deutlichen demokratischen Entscheids nicht noch lange auf dem Beschwerdeweg verzögert wird.»

Ernst Joho (Vizeammann von Auenstein): Es ist ein sehr deutliches Zeichen der Auensteiner Stimmberechtigten für die massvolle und letzte Erweiterung. Besonders gefreut hat mich die grosse Anzahl junger Stimmberechtigten, die mit ihrer Teilnahme signalisiert haben, die Zukunft mit zu gestalten. Es muss uns nun gelingen, vorhandene Ängste abzubauen und alle Versprechen in die nächsten Schritten strikte umzusetzen.

<b/>

Marcel Bieri (Werkleiter der JCF, Wildegg): «Dass eine so grosse Mehrheit der Bevölkerung diesem Vorhaben zugestimmt hat, erfüllt uns mit Freude und Dank. Ihr Vertrauen ist uns Verpflichtung. Wir versprechen, uns für einen partnerschaftlichen und verantwortungsbewussten Umgang mit allen Anwohnern einzusetzen und unsere Verantwortung gegenüber dem Mensch, der Natur und der Umwelt wahrzunehmen.»

Weitere Artikel zu «Im Gespräch», die sie interessieren könnten

Im Gespräch23.04.2025

Zukunft beginnt jetzt – wie Klimawandel in der Region aussehen könnte

Region Doktorandin Elena Siegrist aus Seengen zeigt anhand anschaulicher Szenarien, wie sich die Region Lenzburg-Seetal durch den Klimawandel…
Im Gespräch23.04.2025

Alles wirkliche Leben ist Begegnung, Teil 8

Schauen Sie noch täglich die Tagesschau? Lesen Sie noch «richtige» Zeitungen? (Nein, nicht nur die Push-Meldungen auf dem Handy und die marktschreierische…

Im Gespräch16.04.2025

Pflichtteile

Eine Frau hält in ihrem Testament fest, dass ihr gesamtes Vermögen an ihr geliebtes Patenkind gehen soll. Ist das möglich? Dabei kommt es darauf an, ob die Frau…