Sichtbarkeit

Kathrin Steinmann

Am 7. September findet in Aarau die erste Pride im Kanton Aargau statt.

Pride-Paraden, auch bekannt als Umzüge zum Christopher Street Day CSD, haben ihren Ursprung im Stonewall-Aufstand 1969. Bei einer Polizeirazzia in der Bar Stonewall Inn an der New Yorker Christopher Street, einem Treffpunkt für queere Menschen, wehrten sich vor allem nichtweisse Transfrauen gegen die diskriminierende Behandlung. Die darauffolgende Widerstandswelle steht am Anfang der Pride-Bewegung. Auch wenn Pride-Anlässe heute viele Festivitäten umfassen, sind sie politische Veranstaltungen, bei denen mit Reden und Demonstrationen für die Rechte queerer Menschen eingestanden wird.

Eine aktuelle Studie der ZHAW und der Universität Fribourg hat bei jungen Menschen zwischen 15 und 25 Jahren in der Schweiz eine zunehmend queerfeindliche Einstellung festgestellt. Das kann zur Schlussfolgerung führen, dass häufig stattfindende, auffallende Anlässe wie eine Pride die vorhandene ablehnende Haltung weiter verstärken können. Auch wenn das stimmen mag, darf das nicht dazu führen, dass sich die LGBTQIA+-Community aus der Öffentlichkeit zurückzieht, was einem gesellschaftlichen Rückschritt gleichkäme. Im Gegenteil ist es umso wichtiger, dass Pride-Anlässe Sichtbarkeit herstellen und dass politische Veranstaltungen, bei denen für Akzeptanz und eine diskriminierungsfreie Gesellschaft demonstriert wird, stattfinden. Und dass Plattformen, wie diese Kolumne eine ist, immer wieder für Sensibilisierung genutzt werden.

Pride-Anlässe haben nicht nur eine Bedeutung nach aussen, sie sind auch wichtig für queere Menschen selbst. Sie ermöglichen das Erlebnis von Gemeinschaft und stärken das Wissen, dass man nicht allein und genau richtig ist, so wie man ist. Das Motto der ersten Pride Aargau ist denn auch «Keine*r steht alleine – auch im Aargau nicht».

Kathrin Steinmann, Buchhandlung Otz

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