Schwitzewelle

Soft-Eis. Slush-Eis. Kugel-Eis. Der Geruch von Sonnencreme, warmem Asphalt und frisch gemähtem Gras. Zirpende Grillen, summende Bienen und zwitschernde Vögel. Gut gekühlter Weisswein und tiefgründige Gespräche. Baden im eiskalten See, frisch aufgeschnittene Wassermelone und Pommesduft im Schwimmbad – all das gehört zum Sommer dazu.
Aber auch: Schmoren wie ein Zwiebelrostbraten in der Mittagshitze. Sonnencreme-Fettflecken an Türklinken, Klamotten und Autositzen. Schmierige Luft, die klebt und klebt und klebt.
Heraklit hat gesagt: «Alles fliesst.»
Ich sage: «Alles klebt.»
Daraus folgert: Das Leben ist ein Kleben. Es klebt an der Haut, an den Gedanken, an allem. Bei über 35 Grad im Schatten wird das nicht besser. Wer da noch klar denken kann, ist entweder Klimaforscher, Eiswürfel oder beides.
Doch die Hitze hat auch ihre eigene Poesie: Das langsame Dahinfliessen wie Honig, das Schweben zwischen Tropfen und Schatten, das uns zwingt, Überflüssiges abzuwerfen – selbst Gedanken. Manchmal ist genau dieses Kleben das, was uns im Hier und Jetzt festhält. Am kleinen Glück, am geteilten Schatten.
Als typische Mitteleuropäerin liegt meine ideale Betriebstemperatur bei 20 Grad. Ich laufe zum Kühlschrank? Ich schwitze. Ich sauge Staub? Ich schwitze. Ich komme aus der Dusche? Ich schwitze. Auch dieser Text ist buchstäblich im Schweisse meines Angesichts entstanden.
Auch morgen soll es wieder über 30 Grad werden. Da bleibt nichts anderes übrig, als sich an die drei Eisheiligen zu halten: Mövenpick, Frisco und Magnum. Und das Gute dabei: Bei der Hitze muss man keine Kalorien verbrennen – die grillen ganz von allein
Romi SchmidRedaktorin