Salzkorn: Licht!

Melanie Solloso
Melanie Solloso

Zweieinhalb Monate waren wir nun ohne Strom. Supertaifun Odette hatte am 16. Dezember das Stromnetz weiter Teile des Landes lahmgelegt. Am 4. März wurde unser Haus endlich wieder ans Netz angeschlossen. Für uns ein Freudentag. Kein Strom zu haben, bedeutet nämlich nicht nur kein Licht. Aber dazu später.

Wo immer die Stromer hier auf der Insel auftauchten, wurden sie wie Superhelden gefeiert. Seit Wochen hatten wir ihr stetiges Fortkommen von der Hafenstadt, dann in die Nachbarstadt und zu uns ins Dorf mitverfolgt. Haben zugeschaut, wie sie mitten in der Nacht in schwindelerregenden Höhen Kabel anschlossen oder im strömenden Regen stundenlang an den Masten ausharrten, um Licht ins Dunkel zu bringen.

Aber eben nicht nur das. Der Wegfall des Stroms für längere Zeit bedeutet auch kein Wasser, denn die Pumpe, die das Wasser vom Reservoir in die Hahnen bringt, funktioniert nicht ohne Elektrizität. Den täglichen Wasserbedarf zum Kochen, Duschen, Toilettespülen oder Wäschewaschen holten wir von der Pumpe im Dorf. Das ist nicht nur ein Kraftakt, sondern auch zeitaufwändig.

Der Wegfall des Stroms hatte unseren Alltag umgekrempelt. Essen kauften wir nur, was wir am gleichen Tag verbrauchen konnten. Um ein Mail zu schreiben, stieg man aufs Fahrrad und machte sich auf die Jagd nach genügend Mbps (Megabits pro Sekunde). Denn auch die Antenne fürs Wifi braucht Strom. Was es zu tun gab, machte man bei Tageslicht. Der Abend fiel für Erledigungen weg. Sobald die Sonne unten war, gab es nichts mehr zu tun, als noch ein bisschen zu reden und dann zu schlafen. Schön waren die Nächte, die vielen Sterne, die man plötzlich sah, und die Glühwürmchen, die das Dunkel mit Feenlichtern erhellten.

Zugegeben, das Leben ohne Strom war gemächlicher, aber auch sehr viel umständlicher. Kein Wunder freute ich mich kürzlich zum ersten Mal in meinem Leben über eine Stromrechnung.

 

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