Salzkorn: Lernen mit Mama
Die Pandemie hat vielerorts die Frage aufgeworfen, wie es mit dem Schulunterricht weitergehen soll. Hier in den Philippinen wurde er fast von Tag eins an ausgesetzt. Das bescherte den Kindern ganz lange Sommerferien.
Nachdem Präsident Duterte beschlossen hatte, dass kein direkter Unterricht stattfinden würde, bis es nicht eine Impfung gibt, arbeitete das Schuldepartement mit Hochdruck an neuen Wegen für die Lernvermittlung. Rasch war klar, dass vor allem in ländlichen Regionen der Unterricht via Facetime nicht umgesetzt werden kann. Stattdessen wurden Lernmodule entworfen, die es dem Kind zu Hause ermöglichen sollten, sich selbstständig den Schulstoff anzueignen. Seit August 2020 sind die Module im Einsatz. Um die Lernfortschritte zu überprüfen, macht die Lehrperson regelmässig Hausbesuche.
Das Sich-selbstständig-den-Stoff-Erarbeiten klappt bei unserer Ältesten recht gut, bei unserer Erstklässlerin ist es Wunschdenken. Der Heimunterrichtsstart war bei uns holprig, plötzlich war ich nicht nur Mama von zwei schulpflichtigen Mädchen und einem Kleinkind, sondern auch noch Lehrerin. Und wäre die neue Routine nicht schon Herausforderung genug, musste ich mich auch noch von einem Tag auf den anderen mit dem geschriebenen Siargaonon auseinandersetzen – ein ganz neues Sprachniveau für mich. Oft brauchte ich länger, um die Module zu übersetzen, als unsere Erstklässlerin zum Ausfüllen.
Rückblickend hat sich die Mühe gelohnt. Ich habe mir zwar noch nie so oft die Haare gerauft, aber auch noch nie so oft mit meinen Kids gelacht. Ich bin dankbar für diese Chance, die Lernfortschritte meiner Kinder miterleben zu können. Unterdessen sind die Impftermine der Lehrpersonen im Dorf durch. Irgendwann wird er wohl wieder kommen, der Regelunterricht. Bis dahin geniesse ich die gemeinsame Zeit mit meinen Kids und mache Erinnerungen.