Salzkorn: Kein Denkmal, aber eine Würdigung
Auf dem Aarauer Bahnhofplatz stand ein Denkmal, das mich als Kind beeindruckte. Erstellt wurde es zur Erinnerung an das eidgenössische Schützenfest 1924 in Aarau. Es stellte den Handschlag zweier Schützen, die sich mit der Linken auf ihre Gewehren stützen, über einer Schweizer Wappentafel dar. Sie standen auf einem Podest, aus dem kleine Wasserfontänen in ein Bassin strömten, umrahmt von einer Blumenrabatte.
Beim Umbau des Bahnhofplatzes fand das Denkmal an seinem Standort keinen Platz mehr. Die Schützen wurden vom Podest geholt und beim Bahnhofausgang in einen Miniteich gestellt. Jahrzehnte später verpflanzte man sie schliesslich, unbewässert, ins Kasernenareal.
Es ist verständlich, dass 1924 (nach dem Ersten Weltkrieg) ein solches Denkmal errichtet wurde. Heute, nach rund 100 Jahren, gibt es Schwerpunkte anderer Art. Zudem herrscht auf öffentlichem Grund Platznot. Man beschränkt sich darauf, Gedenktafeln zu erstellen. Oder man benennt öffentliche Plätze nach bedeutenden Menschen (und Ereignissen). Lenzburg hat den Gertrud-Villiger-, Möriken-Wildegg den Yul-Brynner-Platz. Niederlenz könnte den Dorfplatz «Oskar-Reck-Platz» taufen. Der Journalist, Chefredaktor und Universitätsdozent Reck war auch Autor des Bändchens «Vom Schicksal, kein Lenzburger zu sein».
Zurzeit gibt es Menschen, die (neben Epidemiologen und Politikern, die schwierige Entscheide treffen müssen) eine besondere Würdigung verdienen würden: das Pflegepersonal. Nicht in Form eines Denkmals, das, wie das Aarauer Beispiel, mit den Jahren aus Platz- und Zeitgeistgründen versetzt wird. Auch nicht in Form von Gedenktafeln oder Platzbezeichnungen. Vorgezogen würde es wahrscheinlich in Form einer den hohen Anforderungen angemesseneren Besoldung. Im Sinne von: Pfleglich umgehen mit den Pflegenden. Wir sind auf sie angewiesen. Nicht nur in Zeiten der Pandemie.