Salzkorn

Und nun also wieder Dan Brown. The Secret of Secrets – allein der Titel klingt nach Verschwörung, Rätseln und einem Hauch Weltuntergang. Diesmal führt die Spur nach Prag, in eine Stadt voller Geheimnisse, goldener Dächer und dunkler Legenden. Man erkennt den typischen Brown-Leser daran, dass er nach Seite fünfzehn überzeugt ist, die verborgene Wahrheit der Menschheit entschlüsselt zu haben – und nach Seite hundert trotzdem nicht mehr weiss, wer jetzt eigentlich wen jagt.
Die Helden des Buchs jagen durch die verwinkelten Gassen Prags, entziffern uralte Schriften in vergessenen Bibliotheken und entkommen finsteren Gestalten. Man selbst hingegen kämpft sich durch verschachtelte Sätze und hofft, dass der Bösewicht bald geständig wird – oder wenigstens das Kapitel endet.
Aber man liest weiter. Natürlich. Weil es ein bisschen so ist wie Achterbahnfahren: Man weiss, dass alles inszeniert ist, aber das Adrenalin ist echt. Und irgendwo zwischen Seite 372 und dem Epilog merkt man, dass man wieder drei Nächte kaum geschlafen hat – und plötzlich Lust bekommt, selbst durch Prag zu schlendern.
Dan Brown schafft, was kaum jemand sonst schafft: Er lässt uns glauben, wir seien Teil einer grossen intellektuellen Mission – während wir in Wahrheit auf dem Sofa sitzen und Chips essen. Das ist Literaturpsychologie in Reinform.
Und wenn man das Buch zuklappt, ist es, als ginge eine Reise zu Ende – erfüllt von Bildern und Rätseln, die noch nachhallen. Und dem Wissen, dass manche Rästel besser ungelöst bleiben.