Namaste!
Zart besaiteten Menschen wie mir wird ein verantwortungsvoller Umgang mit Nachrichten empfohlen. Angesichts meines Jobs ist das schwer umzusetzen – gefühlt ist das Ende der Welt schon lange nahe. Die einzige Konstante: Bislang wars noch nicht so weit. Ratio soll gut tun, heisst es immer. So gesehen sind wir Menschen ja im Wesentlichen nur ein Haufen Zellen, die herumstoffwechseln und auf ein Ungleichgewicht an Neurotransmittern reagieren. Doch dagegen kann man was tun. Damit mein Serotonin länger munter zwischen den Rezeptoren herumschwappt, ernähre ich mich von Schokolade. Und damit Dopamin und Oxytocin ausgelassen dazwischen suppen können, habe ich meinen Social-Media-Algorithmus so frisiert, dass ich nur das sehe, was mich heiter stimmt: Klavier spielende Katzen, rülpsende Schafe und Papageien, die «Who let the Dogs out» singen. Zusätzlich zu dieser Melange aus Feinkost und Newshygiene betreibe ich seit zwei Wochen eine neue Sportart: Welpenyoga. Beim herab- respektive heraufschauenden Hund schaue ich unseren zehn Hundebabys beim Spielen zu, wechsle Laken und gebe Fläschchen.
Während sich andere Ehepaare nämlich normale Hobbys suchen, haben wir uns eine Hundezucht zugelegt. Mit Stammbaum und allem Drum und Dran. Die zehn kleinen Plüschmonster, die vor zwei Wochen auf die Welt gekommen sind, müssen Tag und Nacht überwacht werden. Aber was gibt es schon Schöneres, als Welpen dabei zuzuschauen, wie sie die Welt entdecken? Eine maximal schöne Bescherung. Auch für die Kinder, die am liebsten gleich in die Wurfbox einziehen würden. Wir säuseln «Fein? Feinchen. Feinileinchen. Butzi-Butzi!» und sind mittlerweile so derart weichgekocht, dass die Welt für uns nur noch in Plüschrosa existiert und wir schlechte Nachrichten konsequent überhören. Wie etwa jene, dass morgen in Aarau am Maienzug die Sonne scheinen soll. Aber hey, love and peace – die Hunde zuhause hören schliesslich auch noch nichts. Dafür leben sie den Moment. Sollten wir auch mal probieren. Namaste!
Romi Schmid, Redaktorin