Muttertag, Blumen und Bier

Der zweite Sonntag im Mai ist in unseren Breitengraden für den Muttertag reserviert. Während ich mich innerlich schon auf einen Tag auf dem Sofa freue, kommt plötzlich eine Frage in meinem Kopf auf: Wann ist eigentlich Vatertag? Hab ich den vergessen? Existiert dieser überhaupt?
Eine kurze Recherche offenbart: Es gibt den Vatertag. Doch weder wird dieser gross angekündigt noch ist er offiziell und international einheitlich – nicht mal hierzulande. Während er beispielsweise im Tessin am 19. März gefeiert wird, geht er in der restlichen Schweiz am ersten Juni-Wochenende über die Bühne. Doch wer weiss das schon? Und was schenkt man dem Vater überhaupt? Eine Kiste Bier? Einen herzförmigen Leberkäs? Oder den neusten Aufsitzrasenmäher mit eingebautem 300-Liter-Fangsack? Ich finde: Wenn schon Muttertag, dann bitte auch gleichzeitig Vatertag. Am besten beides zusammen. Mit einer Torte, auf der steht: «Danke, dass ihr den Laden schmeisst.»
Denn ehrlich gesagt – Väter machen auch viel. Witze erklären, die keiner versteht, Haarspangen im Staubsauger finden, Spinnen furchtlos mit dem Glas fangen, Monster unter dem Bett suchen, den Tanz zur Lieblingsserie mittanzen. Und jeder, der schon mal mit zwei hungrigen Kindern im Supermarkt stand, während eines den Boden umarmt und das andere mit einer Salatgurke fuchtelt, hat seinen eigenen Orden verdient.
Da braucht es keinen extra Tag, der mit Bier oder Blumen abgegolten wird.
Am Ende wollen wir doch alle dasselbe: einen Moment, um einfach mal durchzuatmen. Einen Moment, um in Ruhe zu essen. Einen Moment, an dem niemand nach uns schreit.
Vielleicht braucht es gar keinen Feiertag dafür. Vielleicht reicht schon ein ruhiger Abend zu zweit. Und am Ende sagt der beste Mann von allen: «Ich hab heute den Müll runtergebracht.»
Das ist Liebe. Ganz ohne Blumen.
Romi Schmid, Redaktorin