Salzkorn: Maikinrutjufe

Peter Buri
Peter Buri

Heute feiert Brugg den Rutenzug, morgen Zofingen das Kinderfest und Aarau den Maienzug. Und eine Woche später schliesst Lenzburg den Reigen der grossen Traditions-Jugendfeste im Berner Aargau. Mindestens so laut wie jeweils die Lenzburger Böllerschüsse zur Tagwache grollte und hallte es in den letzten Wochen zum Aarauer Maienzug durch Blätterwald und Social-Media-Kanäle. Im Mittelpunkt der Kontroverse steht die für das Festprogramm verantwortliche Aarauer Stadträtin, notabene in ihrer Jugend in Lenzburg jugendfestlich sozialisiert.

Streitpunkte sind diverse Anpassungen oder Umstellungen bei traditionellen Programmelementen. Zum Beispiel Verlegung des Mittag-Banketts von der idyllischen Schanz ins Schachengetümmel und der Morgenfeier vom Telliring ins Leichtathletikstadion (mit Verzicht auf Reden) oder späterer Umzugsbeginn. Diese Änderungen erfolgen – aus Lenzburger (Fern-)Sicht vermutet – teils aus pragmatisch-organisatorischen Überlegungen, teils aus programmatisch-ideologischen Motiven.

Es geht aber auch um für Lenzburg und die anderen Aargauer Jugendfest-Klassiker wichtige Grundsatzfragen: Wie weit kann und darf man Traditionen verändern, damit sie als solche, damit ihr Charakter, ihre DNA erhalten bleiben? Und umgekehrt: Wie weit soll und muss man Traditionen (mit) dem Lauf der Zeit anpassen, damit auch jüngere Generationen sie als solche noch feiernswert finden? Spannend wäre ein Erfahrungsaustausch zwischen den mit diesem Dilemma konfrontierten Jugendfestkommissionen zum Thema «Das perfekte Jugendfest».

Für mich wäre dies übrigens ein «Maikinrutjufe» mit Bankettvergnügen à la Schanz (Aarau), Höhenfestplatz à la Heiteren (Zofingen), Heimzug à la Hofstatt (Brugg) und natürlich Freischarenmanöver (Lenzburg). Dass ein Fest durchaus vom anderen lernen kann, zeigt die Einführung von Rummelplatzbahnen-Bons für die Schuljugend am Maienzug; etwas, das sich in Lenzburg seit vielen Jahrzehnten bewährt hat.

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