Innehalten – handeln
Nach meiner Rückkehr von einer dreiwöchigen Reise nach Laos verspüre ich eine ungewohnte Demut. Die dort erlebte Lebensweise hat mich tief beeindruckt und innehalten lassen.
Die spirituelle Gelassenheit, die ich in Tempeln und bei Mönchen beobachten konnte, hat mich besonders bewegt. Buddhistische Weisheit, geprägt von Bescheidenheit und Achtsamkeit, prägt den Alltag vieler Laotinnen und Laoten. Diese Haltung wirkt inmitten unseres westlichen Strebens nach «Mehr» erfrischend schlicht und klar.
Auch die Lebensfreude der Menschen, trotz ihrer oft sehr schwierigen Lebensumstände, hat mich zutiefst berührt. Viele müssen mit unglaublich wenig auskommen, und doch scheint es ihnen nicht an Zufriedenheit zu fehlen. Das führt mir vor Augen, wie oft wir im Überfluss den Blick für das Wesentliche verlieren. In Laos steht die Gemeinschaft über dem Individuum. Das schien mir wie ein Heilmittel gegen die manchmal erdrückende Einsamkeit unseres Individualismus.
Zurück in der Schweiz frage ich mich: Was könnten solche Erfahrungen hier bewirken? Vielleicht ist es an der Zeit, nicht nur nach vorne zu blicken, sondern auch innezuhalten, um von anderen Lebenswelten zu profitieren. Privilegien bedeuten nicht nur Komfort, sondern auch Verantwortung. Ich habe mich entschieden, Verantwortung zu übernehmen. Gemeinsam mit einem Aarauer Verein unterstütze ich ein kleines Gemeindezentrum in einem laotischen Dorf. Mit Hilfe von Spenden konnten wir ein Zentrum mit Aufenthaltsraum, Bibliothek und Küche bauen. Jetzt können dort rund 50 Kinder eine warme Mahlzeit geniessen, lesen oder spielen.
Es ist beeindruckend zu sehen, wie mit vergleichsweise wenig Mitteln in Laos viel bewegt werden kann. Verantwortung zu übernehmen, ist somit keine Frage von Ort oder Grösse. Ob für bedürftige Menschen hier in unserem Land oder im globalen Süden – entscheidend ist, dass wir handeln.
Tinu Niederhauser
Tinu Niederhauser