Salzkorn: Falschliegen
In den vergangenen Monaten habe ich mehrere öffentliche Diskussionen intensiver verfolgt, die allesamt einem altbekannten Muster folgten. Anstatt dass eine wirkliche Diskussionskultur aufkommen konnte, prallten vielmehr verhärtete Fronten aufeinander, die Beteiligten hörten einander nicht wirklich zu und im Vorfeld gebildete Meinungen wurden vehement und unverrückbar vertreten.
Um dieses Muster in persönlichen Diskussionen nicht zu kopieren, möchte ich etwas ausprobieren. Ich versuche in Zukunft, in Gespräche hineinzugehen mit der Offenheit dafür, dass ich falsch liegen könnte. Es geht dabei nicht darum, keine eigene Meinung zu haben und die Sicht des Gegenübers unhinterfragt zu übernehmen. Im Gegenteil glaube ich, dass mit dieser Haltung eine eigene Meinung sogar differenzierter und reflektierter gebildet werden kann.
Wenn man davon ausgeht, dass das, was das Gegenüber sagt, das eigene Denken erweitern kann, dann hört man richtig zu und kann, wenn es ein bereicherndes Gespräch ist, Aspekte wahrnehmen, die man selbst zuvor nicht berücksichtigt hat. Die eigene Meinung kann damit geschärft werden, weil sie hinterfragt wird und in der Folge entweder bestärkt oder gegebenenfalls angepasst und erweitert wird.
Anstatt dass ein Streitgespräch ein reiner Schlagabtausch vorgefertigter Meinungen ist, können so echte Diskussionen entstehen, durch welche das eigene Reflektieren reicher wird und welche einen differenzierteren Blick auf die Komplexität unserer Welt ermöglichen. Und wenn wir mit Wohlwollen und Offenheit andere Meinungen anhören, können Entwicklungen und Prozesse möglich werden, wo sich andernfalls verhärtete Fronten unverrückbar gegenüberstehen.
Falls Sie diesen Ansatz spannend finden und ebenfalls ausprobieren möchten, bin ich gespannt auf Ihre Erfahrungen.