Dubai sein ist alles
Sie ist süss, schmeckt nach Pistazie, beinhaltet Engelshaar und ist im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde: Dubai-Schokolade.
Nun, ich mag Schokolade. Aber keine Haare im Essen. Selbst dann nicht, wenn sie aus Zuckersirup hergestellt sind. Und schliesslich sind wir Schweizer stolz auf unsere Schoggi und lassen bei «ausländischer Schokolade» erst mal Vorsicht walten. Als Frau der Vorurteile ignorierte ich deshalb lange den Hype um die Schokolade.
Doch mit der Zeit nagten Zweifel an mir. Scheinbar war ich der einzige Mensch, der diese Luxusköstlichkeit noch nicht probiert hat. Und damit nicht genug: Selbst zur besinnlich-traumatischen Weihnachtszeit, bei Nieselregen auf dem Weihnachtsmarkt verfolgt einen die Pistazien-Schoko-Variante. Schliesslich fragte ich mich, ob ich es nicht meinem Beruf als Journalistin schlicht schuldig bin, mich auch über Trends auf dem Laufenden zu halten.
Der Berufsethos geht mir über alles. Weshalb ich beschliesse, eine der diabolisch teuren Dubai-Kreationen zu erwerben. Aufgeregt versammelt sich die ganze Familie um das Objekt der Begierde. Voller Demut brechen wir die Tafel entzwei. Pistaziencreme und knuspriges Engelshaar quillen heraus, als würde sich der Grinch höchstpersönlich seinen Weg ins Freie erkämpfen.
Nach dem ersten Biss folgt die Ernüchterung. Die Kinder verziehen das Gesicht. Wie sie den Eltern schmeckt? Gut, aber nicht besonders. Unter uns: Ich bin einfach mehr der Gummibärchen-Typ, mit oder ohne Engelshaar.
Neulich auf einem weiteren Weihnachtsmarkt begegne ich ihr wieder, der schwarz-grünen Schokoladen-Queen aus dem Wüstenemirat; gleich neben der Salami vom Italiener wird sie feilgeboten. Kopfschüttelnd laufe ich weiter zum Glühweinstand. Dort gibts neben dem Heissgetränk auch gleich noch einen Gratis-Tipp vom Marktfahrer: «De nit z’schnäll trichu, schuschter gits gebränntu Mandlu!»
Romi Schmid, Redaktorin
Romi Schmid