Der S-Tag

Fritz Thut

Es ist heiss an diesem Samstag und die Sonne prasselt für einmal ungefiltert durch Waldbrandrauch und Saharasand hernieder. Doch die Frauen vom Wolleladen haben vorgesorgt und Schirme und Storen montiert. Darunter treffen sich wie immer Mitte Juni etliche Strickerinnen zum Lismen in freier Wildbahn.

Vor exakt 20 Jahren wurde der internationale Weltstricktag von der Amerikanerin Daniela Landes ins Leben gerufen. Ihr Ziel war es, Menschen, die gerne stricken, an öffentlichen Orten zusammenzubringen. Durch die Öffentlichkeit soll das Lismen wenigstens einmal im Jahr aus dem stillen Kämmerlein befreit werden und damit sein Ansehen als kreatives Handwerk und Hobby unterstrichen werden.

Der Weltstricktag, oder eben der «World Wide Knit in Public Day», hatte früher in der Schweiz eine ausgeprägte soziale Funktion. Die hier unter den aufmerksamen Augen der Passanten gestrickten Wollmützchen und -plätzchen wurden an Hilfswerke weitergeleitet. Heute dominiert das Gemeinschaftserlebnis; Hauptziel ist die Popularisierung des Strickens.

Der Zufall wollte es, dass hierzulande am Samstag ein zweiter S-Tag stattfand. Im Gegensatz zum Weltstricktag ist der nationale Frauenstreiktag in der Wikipedia-«Liste von Gedenk- und Aktionstagen» nicht aufgeführt. Vielleicht weil er erst seit 2019 in der aktuellen Form, als «Feministischer Streik», ausgetragen wird.

Die zugehörigen Forderungen lesen sich denn auch entsprechend militant. «Lohndiskriminierung beenden» steht da zuoberst. «Mehr Gleichstellung» wird verlangt, von «bei gleicher Leistung und gleicher Ausbildung» wie früher steht da nichts mehr. Gewisse Frauen werden da unersättlich: Im Tennis bekommt die Wimbledon-Einzelsiegerin in diesem Jahr 3 Millionen Pfund, gleich viel wie ihr männliches Pendant – obwohl ihre Matches nur auf zwei statt drei Gewinnsätze gehen.

Fritz Thutehemaliger Redaktionsleiter

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