Salzkorn: Danke, Barbie!

Romi Schmid
Romi Schmid

Anfang der 90er-Jahre, kurz vor der Einschulung: Ich hatte genug vom Status quo im Kinderzimmer. Meine alte Babypuppe war mir inzwischen peinlich. Mein Spielzeug sollte diesen Reifungsprozess auch dokumentieren.

So bekam ich meine erste Barbie. Blonde Föhnwelle, Blazer und Bleistiftrock, dazu ein kleiner Koffer. Damals dachte ich, sie sei eine Stewardess. Aufregend, eine Puppe mit Beruf! Meine anderen konnten nur rumliegen und aus Babyflaschen trinken.

Das ihr so oft vorgeworfene ungesunde Körperbild spielte für mich keine Rolle. Klar: Barbies Lächeln ist aufgemalt. Zu keiner anderen Emotion als Freundlichkeit scheint sie verdammt. Eine Welt ohne Schmerz war es dennoch unter meiner Herrschaft nicht. Sie musste Dreck und Badewannengänge ertragen, irreparable Haarschnitte trug sie mit Fassung, ebenso, dass ich ihr aus Taschentüchern potthässliche Kleider bastelte.

Im neuen Hollywood-Streifen wird Barbie eine echte Frau aus Fleisch und Blut. Obwohl sie im Film in einer herrlich-bonbonpinken Quietschwelt lebt, in der alles glitzert, und die Villen zwar keine Rückwände, dafür aber Rutschen haben, entscheidet sie sich für Cellulite und das Älterwerden. Der Film ist gespickt mit Selbstironie – eine augenzwinkernde Gesellschaftssatire in Pink. Barbie wird zur Frau, mit Ecken und Kanten. Problemen und Sorgen. Eine Hommage an alle Mädels aus Fleisch und Blut, die täglich am tausendseitigen Anforderungskatalog für die moderne Frau scheitern. Der Film zeigt: Das Leben ist nicht perfekt. Und das muss es auch nicht sein.

Meine Recherche hat übrigens ergeben: Meine erste Barbie war doch keine Stewardess. Es war die Day-to-Night-Barbie, die zwischen Business- und Party-Outfit wechseln konnte, indem sie keck den Rock drehte: vom Büro-Dress zum Tutu. Ganz schön praktisch, oder?

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