Passerelle vor zweiter Unterführung
Bahnhof Die Realisierung des Generationenprojekts Neugestaltung Bahnhofareal rückt peu à peu näher: Während die SBB ab 2024 Baumaschinen auffahren lassen, läuft bei der Stadt Lenzburg die Testplanung für das Umfeld. Diese Woche informierten die Planer.
Die Verkehrsdrehscheibe Bahnhof kann seit einiger Zeit mit der stürmischen Entwicklung der Stadt Lenzburg nicht Schritt halten. Seit den 1980er-Jahren wird an der Neugestaltung herumgebastelt. Etliche Anläufe wurden gestoppt, meist weil der wichtigste Partner, die SBB, planerische Pirouetten drehte.
«Wir wurden x-mal zurückgepfiffen», stellt Bau-Stadtrat Martin Stücheli fest. Doch aktuell herrscht Zuversicht: «Nun läuft es.» Angesichts der unendlich scheinenden Dauer und hohen Komplexität des Projekts ist der gegenwärtige Rückstand auf den Fahrplan zu vernachlässigen. Stücheli: «Die Zeitverzögerung ist im überschaubaren Bereich.»
Zuerst kommt die Infrastruktur
Der Bau-Minister bezieht sich auf die so- genannte Testplanung der Bahnhofumgebung. Zusammen mit den SBB, der Post und dem Kanton Aargau erarbeitet die Stadt Lenzburg da planerische Grundlagen für die städtebauliche Gestaltung des ganzen Bahnhofareals.
Und da ist der Zeitdruck tatsächlich nicht so hoch, denn bevor das Bahnhofviertel sein künftiges Gesicht bekommen kann, müssen die SBB ihre Infrastruktur den stets gestiegenen Passagierkapazitäten anpassen. Wegen geänderten Auflagen des Bundesamts für Verkehr muss die Gleisgeometrie angepasst, also gespreizt werden.
Weil auch der «Seetaler» parallel zum Gleis 6 in die Hauptanlage eingeführt wird und die während den Stosszeiten gefährlich überlasteten Perrons verbreitert werden müssen, braucht es mehr Platz. Dies bedeutet, dass das bisherige Bahnhofgebäude, beileibe keine architektonische Schönheit, abgerissen werden muss.
Über statt unter den Gleisen
Dies wird eine der ersten sichtbaren Arbeiten rund um den neuen Bahnhof sein. Dazu kommen verschiedene Provisorien, etwa für die Bahnhoftechnik. «Wir werden mit vielen Provisorien leben müssen», blickt Christian Brenner, der Abteilungsleiter Tiefbau und Verkehr, voraus.
Für das Publikum wird ein zweiter Zugang zu den Gleisen gebaut. Der Übergang erfolgt über statt unter den Gleisen. Die Passerelle verspricht ein bautechnisches Meisterwerk zu werden, sollen doch die Abgänge zu den Perrons dem Baufortschritt der Gleisgeometrie laufend angepasst werden.
Im Endausbau wird die wegen der Barrierefreiheit mit Liftanlagen ausgerüstete Passerelle wieder demontiert. Es ist auf Höhe der heutigen Park-and-Ride-Anlage eine zweite Unterführung vorgesehen.
Grundlagen Mitte Jahr verfügbar
Irgendwo zwischen den beiden Unterführungen wird dereinst der neue Bushof zu liegen kommen. Wo genau, ist noch zu definieren. Dazu dient die laufende Testplanung, an der drei externe Büros beteiligt sind. Diese sind interdisziplinär in den Fachrichtungen Städtebau, Landschafts- und Verkehrsplanung tätig.
Hier herrscht keine Konkurrenz wie bei Architekturwettbewerben. Es gibt keinen Sieger, sondern eine gemeinsame Suche nach den besten Ideen und Ansätzen. In Workshops wird – aktuell nur online – mit vielen Beteiligten der beste Lösungsansatz, die Synthese, gesucht.
Bis Mitte Jahr sollen die Grundlagen im Dialog erarbeitet sein. Sie bilden die Basis für den Entwicklungsrichtplan Bahnhof, verbindliche Gestaltungspläne für Baufelder und einzelne Architekturwettbewerbe. Aktuell befinde man sich noch in der «Klötzchen-Phase, in der Baufelder definiert werden», so Christoph Schnegg, Abteilungsleiter Stadtplanung und Hochbau.
Umsetzungen frühestens 2025
Konkrete Pläne werden gemäss Stadtplaner Michael Heiserholt etwa ab 2025 geschmiedet. Für Stadtrat Stücheli ist wichtig, dass man aktuell «alle Partner im Boot» hat. Er bleibt optimistisch und rechnet mit zügigen Umsetzungen: «Die Signale sind positiv.»