Musikunterricht ist so beliebt wie noch nie

Musikunterricht Fast 400 Musikschulen gibt es im Land, allein 71 im Kanton Aargau. Zwei davon sind die Musikschule LottenSchlüssel der Gemeinden Hunzenschwil, Rupperswil, Schafisheim sowie die Musikschule Lenzburg: Rund 800 Schüler werden hier ausgebildet – Tendenz: steigend. 

Übung macht den Meister: Eine Schülerin der Musikschule Lenzburg beim Geigenunterricht. Foto: Romi Schmid
Übung macht den Meister: Eine Schülerin der Musikschule Lenzburg beim Geigenunterricht. Foto: Romi Schmid

Es flötet, tutet und trommelt aus allen Räumen: In der Musikschule Lenzburg ist der Unterricht in vollem Gange. Rund 452 Schüler sind zurzeit in der Musikschule angemeldet. 
Von A wie Akkordeon über G wie Gitarre bis V wie Violine: Erlernt werden können alle gängigen Holz- und Blechblasinstrumente, Tasten- und Saiteninstrumente sowie Schlagzeug und Percussion. Auch Instrumente, die nicht so häufig zu hören sind – etwa Kontrabass, Klarinette, Bratsche, Akkordeon, Cello oder Hackbrett –, werden unterrichtet. 

Gitarre und Klavier am beliebtesten

Musik macht glücklich. Erst recht, wenn sie selbst gemacht ist. Nicht nur deshalb wünschen sich viele Eltern, dass ihr Kind ein Instrument spielen lernt. 
Beliebt sind momentan vor allem das Klavier und die Gitarre. «Wahrscheinlich, weil man auf diesen Instrumenten den Ton nicht selber bilden muss», vermutet der Lenzburger Musikschulleiter Heinz Binder. Ähnlich sieht es an der Musikschule LottenSchlüssel aus. Auch hier sind Instrumente wie das Klavier, die Gitarre und das Schlagzeug am gefragtesten. Aber auch die Blasinstrumente, die in den vergangenen Jahren an Attraktivität eingebüsst hatten, erfahren hier zurzeit ein Revival: «Dank unseren engagierten Lehrpersonen steigen die Schülerzahlen bei Posaune, Saxofon, Trompete und Co. wieder an», freut sich Musikschulleiterin Sarah Fischer. 

Unterricht ab der ersten Klasse

Meist beginnen die Kinder beim Schuleintritt mit etwa sechs Jahren, ein Instrument zu spielen. Aber: Wenn bereits im Kindergarten ein Kind mit hoher Musikalität auffällt, könne auch schon früher begonnen werden, so Fischer. «Es eignen sich sehr viele Instrumente für kleinere Kinder. Wichtig ist, dass bei einem frühen Beginn die eigene Motivation sehr hoch ist», sagt sie. 
Auch in Lenzburg beginnt der Instrumentalunterricht in der Regel ab der ersten Klasse. Eine Ausnahme bildet die Blockflöte: Sie kann bereits ab dem zweiten Kindergartenjahr erlernt werden. Um den Kindern die Qual der Wahl zwischen den zahlreichen Instrumenten zu erleichtern, werden an beiden Musikschulen regelmässig sogenannte «Instrumentenkarussells»  oder Instrumentenvorstellungen angeboten.  
Ziel dieser Veranstaltungen ist es, den Kindern die Entscheidung für ein Instrument zu erleichtern. Dafür kommen Fachlehrpersonen und teilweise auch Musikschüler vorbei und stellen den Kindern ihr Instrument vor. «Wir wollen den Kindern spielerisch einen Eindruck der verschiedenen Instrumente vermitteln», sagt Fischer. Es sei wichtig, den Schülern Zeit für den Entscheidungsprozess zu geben und sie ausprobieren zu lassen. «Die Instrumentenvorstellung wird als gute Gelegenheit wahrgenommen, vor allem die etwas unbekannteren Instrumente kennen zu lernen», sagt sie. 
Ob Violine, Klavier oder Schwyzerörgeli: Wichtig ist bei der Wahl des Instruments, dass es dem Kind Spass macht. Nur weil zu Hause ein Klavier herumsteht, ist das noch lange kein Grund, sich für das Klavier zu entscheiden.

Dranbleiben lohnt sich

Die positiven Begleiterscheinungen einer musikalischen Ausbildung sind unter Eltern legendär, weshalb wohl so manche Hobbykarriere noch vor Geburt beschlossen ist: Das Erlernen eines Instruments fördert die kognitive Entwicklung. Dazu kommt der kreative Faktor, denn eine musikalische Ausbildung reduziert nachweislich Stress und fördert das Selbstvertrauen. 
Diese wunderbare Theorie kollidiert in den meisten Familien wöchentlich mit der nüchternen Realität: Nach dem Musikunterricht landet das Instrument in der dunkelsten Ecke des Kinderzimmers, woraufhin die Eltern die restliche Woche über ihre alte Leier auspacken («Hast du heute schon geübt?»).
Die Diskussionen können auf beiden Seiten mürbemachen – sie müssen es aber nicht. Dazu eine grundlegende Weisheit von Heinz Binder: «Mit seinem Instrument kann man eine wunderbare Freundschaft eingehen. Es ist wie im richtigen Leben: Freundschaften, die man pflegt, geben einem viel zurück.»
Um langwierige Diskussionen zu vermeiden, sei es sinnvoll, möglichst von Beginn an feste Routinen aufzubauen. Idealerweise sollten  die Übungszeiten so verankert sein wie das tägliche Zähneputzen. Wie lange die Übungszeiten ausfallen, sollte das Kind mitverhandeln dürfen: In jedem Fall bewähren sich tägliche 15 Minuten mehr als eine geballte Stunde pro Woche. 
«Ein Instrument zu erlernen, ist ein Prozess, der Zeit braucht. Dranzubleiben, auch mal lange an einem Stück zu knabbern und es dann zu meistern, das gibt Selbstvertrauen», erklärt Fischer. 

Steigende Schülerzahlen

Rund 370 Schüler sind zurzeit an der Musikschule LottenSchlüssel eingeschrieben – Tendenz: steigend. «Erfreulicherweise haben wir die Folgen der Pandemie nicht zu spüren bekommen, die Schülerzahlen steigen kontinuierlich an», so Fischer. Die Tarife für den Unterricht belaufen sich – je nach Alter und Unterrichtsdauer – pro Halbjahr auf 300 bis 500 Franken. Zudem können die Musikschüler ihr Können in sechs verschiedenen, kostengünstigen Ensembles – die Bandbreite reicht vom Blockflöten- über das Perkussions- bis zum Streicherensemble – unter Beweis stellen. «An unserer Musikschule wird das gemeinsame Musizieren grossgeschrieben, da dies einfach Freude macht, die Kinder zusammenschweisst und Selbst- und Sozialkompetenzen auf eine ganz besondere Art fördert», erklärt Fischer. 
Über Lehrermangel könne man sich indes nicht beklagen. «Der akute Lehrermangel ist zwar allgegenwärtig, aber an der Musikschule aktuell kein Thema», so Fischer. 
Auch in Lenzburg steigen die Schülerzahlen an – ein Höchststand wurde im Coronajahr 2021 erreicht. Und auch für das kommende Schuljahr 2023/2024, für das die Anmeldephase noch bis 6. April läuft, sehen die Anmeldezahlen sehr gut aus.
Es wird also weiterhin fröhlich geflötet, getutet und getrommelt. 

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