Lebendige Geschichten aus Rechnungswesen und Juristerei

Lenzburg persönlich An der November-Ausgabe von «Lenzburg persönlich» im Müllerhaus gaben Rechtsanwältin und Notarin Gabriela Furter sowie Treuhänder und Bücherexperte Martin Bertschinger Einblicke in ihre Berufe – und in ihr Leben. Ganz im Sinne des Formats: persönlich.
Peter Buri beweist immer wieder sein Gespür für spannende Lenzburger Persönlichkeiten. Auch dieses Mal hatte er mit der Auswahl seiner Gäste den richtigen Riecher. Mit Gabriela Furter und Martin Bertschinger lud er zwei Menschen ein, die viel zu erzählen wussten. Beide verbindet nicht nur die Flucht vor dem Nebel ins Bündnerland, sondern auch die Fähigkeit, in ihren Berufen unbequeme Wahrheiten auszusprechen.
Vom Skischuhverkäufer zum Bücherexperten
Martin Bertschinger ist in Lenzburg aufgewachsen. Seine Eltern führten an der Rathausgasse ein bekanntes Schuhgeschäft – dort sammelte er erste Erfahrungen im Verkauf. Nach der Schulzeit zog es ihn nach St. Gallen, wo er das Studium zum lic. oec. HSG abschloss. Anschliessend spezialisierte er sich im Treuhandbereich und baute auf dieser Grundlage eine breite wirtschaftliche Laufbahn auf. Seine Erfahrung als Bücherexperte und seine Freude an wirtschaftlichen Themen prägen sein Engagement bis heute.
Frau mit vielen Facetten
Gabriela Furter hat auf ihrem Weg zur Rechtsanwältin und Urkundsperson zahlreiche Stationen im In- und Ausland durchlaufen. Nach der Matura an der Alten Kantonsschule Aarau verbrachte sie ein Austauschjahr in Oklahoma und erweiterte ihre Ausbildung mit Sprachaufenthalten in Frankreich, Costa Rica, Mexiko und Russland. Heute lebt und arbeitet sie wieder in Lenzburg. Neben ihrer juristischen Tätigkeit widmet sie sich vor allem ihrem sechsjährigen Sohn.
«Man muss auch mal ‹Nein› sagen»
Beide Gäste waren sich in einem Punkt einig: Man muss auch mal «Nein» sagen. Zwar sei die Juristerei immer von Interpretationen geprägt, erklärte Gabriela Furter im Gespräch mit Peter Buri. «Doch es gibt klare Richtlinien und Gesetze», betonte sie. Moralisch wolle sie sich nicht behaften lassen: «Es gibt Fälle, die ich als Anwältin nicht annehme und bei denen ich die Beratung verweigere – beispielsweise, wenn ich merke, dass sich Konflikte nachteilig auf Kinder auswirken würden.» Auch Martin Bertschinger macht sich mit seiner Ehrlichkeit nicht immer Freunde: «Wenn ich sehe, dass ein Kunde sich übernimmt – etwa vier Maschinen einkauft, obwohl er nur eine verkauft –, dann muss ich das stoppen. Das ist meine Pflicht.» Der «Nein-Sager» zu sein, sei nichts Unsoziales, waren sich beide einig – im Gegenteil.
Persönliche Einblicke zum Schluss
Sowohl Gabriela Furter als auch Martin Bertschinger bezeichneten sich als Familienmenschen. Für Furter gibt es keinen besseren Start in den Tag als das Frühstück mit ihrem Sohn: «Dann gibt es jeweils die Morgenfrage. Heute wollte er wissen, wie man ein kleines ‹t› schreibt», erzählte sie schmunzelnd. Auch Martin Bertschinger sprach über seine Familie: «Ich habe zwei Kinder und vier Enkel, die mir viel Freude bereiten. Die Zeit mit meinen Enkeln geniesse ich sehr. Im Februar gehe ich mit ihnen Skifahren – das spornt mich an.» Nach einer kurzen Abstimmung mit dem Publikum beendete Peter Buri das Gespräch mit einem Augenzwinkern: «Hat der Moderator langsam genug blöde Fragen gestellt?» Das Publikum reagierte mit grossem Applaus und herzlichem Gelächter. (rfb)



