HPS Lenzburg braucht dringend neuen Standort – Schulraum platzt aus allen Nähten
Schulraum Die Heilpädagogische Schule (HPS) Lenzburg steht vor einem grossen Umbruch: Der bestehende Schulraum im Gebäude G der Schulanlage Lenzhard ist für die heutigen Anforderungen nicht mehr geeignet.

Momentan besuchen 57 Schülerinnen und Schüler die HPS in Lenzburg – eine stattliche Anzahl Kinder mit besonderen Bedürfnissen an Therapie, Unterricht und Betreuung. Das Team der HPS erstellt für jedes Kind individuelle Förderpläne in enger Zusammenarbeit mit den Eltern. Dazu gehören verschiedene Therapien wie Logopädie, Ergotherapie, Physiotherapie, Maltherapie und Psychomotoriktherapie. Das heutige Gebäude auf dem Lenzhard-Areal entspricht nicht mehr den erforderlichen räumlichen Bedürfnissen. Eine nachhaltige Lösung ist dringend nötig. Denn auch wenn der Platz momentan noch reicht, wird es knapp. «Es sind keine Abstriche an der schulischen Qualität zu verzeichnen», erklärt Schulleiter Patrick Geiger, «doch es ist sehr eng.»
Raumbedarf und Infrastrukturprobleme
Die bestehenden Räumlichkeiten sind bedrängt und entsprechen nicht mehr den heutigen Standards für sonderpädagogische Förderung. «Wir haben viele Kinder mit einer Autismus-Spektrum-Störung. Hierfür brauchen wir reizarme Räume, in denen sich die Kinder erholen oder ihren Emotionen freien Lauf lassen können», erklärt Patrick Geiger.
Für das Resort Bildung zuständig ist Stadträtin Barbara Portmann, die auch für das Amt des Stadtpräsidiums kandidiert. Sie kennt die Herausforderungen der HPS genau und ergänzt einen weiteren Punkt: «Der Standort ist zwar verkehrstechnisch ideal, die Nähe zu einer Primarschule wäre allerdings wünschenswert, um Inklusion und Synergien besser umzusetzen – im Lenzhard fehlt diese Anbindung.»
Neuer Standortausserhalb der Stadt?
Das schleckt keine Geiss weg: Das Bevölkerungswachstum in Lenzburg hält an. Doch die Stadt wird nicht grösser. Verdichtung ist daher das Gebot der Stunde. «Wir suchen prioritär nach Lösungen innerhalb der Stadt», sagt Barbara Portmann. «Doch wir müssen alle Möglichkeiten bedenken. Ein Wegzug der HPS ist nicht ausgeschlossen.» Sollte sich kein geeigneter Standort in Lenzburg finden, steht auch die Trägerschaft der Stadt zur Diskussion. Derzeit hat die Stadt Lenzburg die Trägerschaft der HPS inne – ein Umzug in eine andere Gemeinde würde auch dieses Modell infrage stellen. Konkrete Alternativen befinden sich laut internen Planungen bereits in Prüfung. «Eine Möglichkeit wäre beispielsweise die ehemalige Gartenbauschule in Niederlenz», erklärt Portmann. Hier scheiden sich jedoch die Geister. Denn die HPS Lenzburg war kantonale Vorreiterin unter den Sonderschulen. Barbara Portmann ist sich dieser Tradition bewusst, betont aber: «Wir prüfen eventuelle Standorte ergebnisoffen. So werden im Rahmen des Masterplans Schulraum auch Abklärungen zur HPS gemacht. Das Wichtigste müssen das Wohl der Kinder und die Qualität der Bildung sein.»
Ein Blick zurück: Die Wurzeln der HPS Lenzburg
Gegründet wurde die Schule 1960 von Lina Kunz, einer engagierten Mutter, die ihre Tochter Liselotte wegen deren geistiger Beeinträchtigung nicht im regulären Schulsystem unterbringen konnte. Die Schule begann mit einer kleinen Klasse von fünf Kindern und wuchs rasch. Die HPS Lenzburg war die erste Einrichtung ihrer Art im Aargau. Im Mai 1962 wurde die Schule von Staat und Stadt als öffentliche Volksschule anerkannt. Finanziert wurde sie durch Beiträge der Invalidenversicherung an die Stadt. 1979 folgte die Eröffnung eines Kindergartens, der eine Lücke zwischen Früherfassung und Sonderschulung schloss. Im Mai 1986 zog die HPS vom Juraweg in das neu erstellte Schulhaus im Lenzhard – wo sie bis heute untergebracht ist. Die Stadt Lenzburg steht nun vor einer wegweisenden Entscheidung: Entweder findet sie innerhalb der Stadt eine zukunftsfähige Lösung für die HPS – oder sie muss sich der Frage stellen, ob die Schule überhaupt in ihrer Verantwortung bleiben kann.