Höherer Ertrag, tieferer Gewinn
Hypothekarbank Im 153. Jahr ihres Bestehens hat die Hypothekarbank Lenzburg trotz Corona gut geschäftet, wie an der online durchgeführten Medienorientierung zu erfahren war. Der Ertrag stieg auf fast 85 Millionen Franken.
Verwaltungsratspräsident Gerhard Hanhart bedauerte zu Beginn der Präsentation der Zahlen der «Hypi» sehr, dass die Medienkonferenz nicht physisch, sondern nur via Bildschirm erfolgen konnte. «Die Pandemie hat uns Verhaltensweisen aufgezwungen, die man vor einem Jahr noch für unmöglich hielt.» Innert kürzester Zeit seien Massnahmen umgesetzt worden, die bisher nur in Notfallplänen vorgesehen waren.
Doch die Hypothekarbank hat die ausserordentliche Situation gut gemeistert, wie den von CEO Marianne Wildi präsentierten Zahlen entnommen werden kann. Die Vorsitzende der Geschäftsleitung zeigte sich besonders stolz über die Tatsache, dass der Geschäftsertrag im Coronajahr um 2,21 Millionen Franken oder 2,67 Prozent auf nahezu 85 Mio. gesteigert werden konnte.
Höhere Investitionen
Dass trotz diesem Ertragsplus der ausgewiesene Gewinn gegenüber dem Vorjahr um fast 3 Millionen Franken auf 18 Mio. gesunken ist, ist gemäss Wildi kein Anlass zu Besorgnis. Zum Ersten entspricht der Rückgang dem (internen und nicht öffentlichen) Budget und zum Zweiten hat er einen Grund: Gerade in harten Zeiten habe man überdurchschnittlich viel investiert, und zwar in Infrastruktur und «gezielt auch ins Personal», so Hanhart.
So sind nun alle 297 Mitarbeitenden (Vorjahr 276) mit einem Tablet ausgerüstet. Die «Hypi»-eigene Bankenplattform Finstar wurde weiter ausgebaut und trug nicht zuletzt dank neuen Akquisitionen überdurchschnittlich zum Ergebnis bei. «Die Investitionen in den Diversifikationsbereich tragen immer mehr zum Erfolg bei», zieht die digitalaffine Geschäftsführerin zufrieden Bilanz.
«Kein Technologiekonzern»
Die Bekanntgabe der Bilanzzahlen für das letzte Jahr nutzte Marianne Wildi, um ein wenig in die Zukunft zu blicken. Die modulare, offene Bankensoftware Finstar soll weiterentwickelt und verbreitet werden. Dass im letzten Jahr zwei Institute in der Romandie als Kunden gewonnen wurden, zeigt laut der CEO, dass «wir keinen Röstigraben kennen».
Trotz den zahlreichen Erfolgsmeldungen aus der hauseigenen Software-Schmiede widerlegt Marianne Wildi oft gehörte Sticheleien: «Nein, wir sind kein Technologiekonzern geworden.» Man werde die hybride Strategie, wie sie etwa in der neuen Geschäftsstelle Wohlen zur Anwendung gelangt, weiter ausbauen, aber nach wie vor werde der Mensch ins Zentrum gestellt.
Im Rahmen der neu anlaufenden Strategieperiode will die «Hypi» die Nachhaltigkeit stärker gewichten. Intern wurden bereits Klimaschutzprojekte umgesetzt und zudem will man sich beim Anlagegeschäft an entsprechenden sozialen und grünen Kriterien ausrichten.
Bausituation wird ständig analysiert
Gemäss dem Namen ist die «Hypi» dem Bausektor besonders verbunden. Man beobachtet die Entwicklung in der Region aufmerksam: «Die Bautätigkeit wird auf hohem Niveau fortgesetzt, aber wir analysieren die Situation ständig», so Verwaltungsratspräsident Gerhard Hanhart. Angst vor Blasen hat man kaum.
Keine Naturaldividende
Generalversammlung Was 2020 relativ kurzfristig entschieden werden musste, ist diesmal schon Mitte Januar klar: Die traditionelle Aktionärs-Generalversammlung am dritten März-Samstag, nach Bankangaben der zweitwichtigste gesellschaftliche Anlass im Lenzburger Kalender, findet nicht als Fest in den Lenzburger Restaurants, sondern trocken auf elektronischem Weg statt. Um den Teilhabern die entgangene Naturaldividende in Form eines Znachts zu kompensieren, werden noch verschiedene Möglichkeiten geprüft. Die finanzielle Dividende beträgt weiter 110 Franken pro Aktie. An der GV soll der ehemalige «Hypi»-Bankenprüfer Christoph Käppeli (Muri) nach Abwarten der sogenannten Cooling-off-Phase als Nachfolger von Ursula McCreight-Ernst in den Verwaltungsrat gewählt werden. (tf)