Die Wasserstoffvision von Messer-Schweiz-Chef Hans Michael Kellner
Denkwerkstatt Eine etablierte regelmässige Veranstaltung des Gemeindeverbandes Lebensraum Lenzburg-Seetal (LLS)ist die Vortragsreihe «Denkwerkstatt» in den Räumen der Berufsschule Lenzburg. Die fünfte Ausgabe umfasste, wie Standortförderin Andrea von Allmen in ihrer Einleitung betonte, ein «hochaktuelles Thema». Hans Michael Kellner, CEO der Lenzburger Gasfirma Messer Schweiz AG, referierte über «Wasserstofftechnologien für die Zukunft».
Kellner schilderte zu Beginn sachlich die energiemässige Ausgangslage und relativierte den Kohlenstoffdioxid-Ausstoss. Während in der Schweiz – anders als in den meisten Nachländern – die Elektrizitätsproduktion nahezu ohne Kohlendioxid funktioniert, ist hierzulande der Verkehr hauptverantwortlich für die Verbreitung des klimaschädlichen Gases. Doch der Einfluss der Schweiz auf den gesamten Globus ist minim. Kellner: «Selbst wenn wir auf null fahren, verändern wir die Welt nicht.»
Wasserstoff als Universallösung
Der Messer-Schweiz-CEO, der im «Lebensraum» im Ausschuss als Wirtschaftsvertreter und im Beirat Standortförderung wirkt, geht auch nicht von weltfremden Illusionen aus: «Es wird keinen Wohlstandsverzicht geben.» Deshalb vertritt er technische Lösungsansätze. Ein Universalhilfsmittel dabei ist der Einsatz von Wasserstoff.
«Beim Strom hat die Schweiz kein Problem mit dem Kohlenstoffdioxid», so Kellner. 10 bis 15 Prozent der mit sauberer Wasserkraft produzierten Elektrizität wird nicht benötigt. Diese Energie könnte man für die Produktion von Wasserstoff verwenden. «Dieser Wasserstoff wirkt dann wie ein Wasserpumpspeicherwerk.»
Auch der Wasserstoff müsste irgendwo gespeichert werden. Kellner hat innovative Ideen: Er könnte wegen der höheren Dichte in der Erdgaspipeline gelagert werden und zudem gibt es neue Verdichtungstechniken ohne Strom. In der «Denkwerkstatt» liess Kellner ein Gefäss mit den entsprechenden Metallsplittern zirkulieren.
Jeder hat eine eigene Tankstelle
Wasserstoffgetriebene Autos haben gegenüber den Elektroautos den Vorteil der grösseren Reichweite. Zudem brauchen die Gastanks weniger seltene Erden und Metalle als die grossen Batterien.
Als Idealvorstellung formulierte der Gasmanager, dass jeder Haushalt seine eigene Wasserstofftankstelle betreibt. Mit Solarstrom, dessen Potenzial in der Schweiz bei Weitem noch nicht ausgeschöpft ist, wird das Gas für das eigene Auto produziert. Ein Haus ist damit vollkommen autark.
Eine solche Pilotanlage, für die man später mit einem Preis von etwa 100000 Franken rechnen muss, wird zurzeit in Lenzburg gebaut. Kellners Vision wird Schritt für Schritt umgesetzt.