Wie ein Hotel-Spa zum Konzertsaal, Yoga- und Fernsehstudio wurde

Konzert neben dem Hotel-Pool: Flötistin Miriam Terragni und Klarinettist Francesco Negrini von argovia philharmonic während des Yoga-Online-Konzerts im «Seerose Resort & Spa». Foto: Fritz Thut

Konzert neben dem Hotel-Pool: Flötistin Miriam Terragni und Klarinettist Francesco Negrini von argovia philharmonic während des Yoga-Online-Konzerts im «Seerose Resort & Spa». Foto: Fritz Thut

Beträchtlicher technischer Aufwand: Argovia-philharmonic-Intendant Christian Weidmann in der Regie der Direktübertragung. Foto: Fritz Thut

Beträchtlicher technischer Aufwand: Argovia-philharmonic-Intendant Christian Weidmann in der Regie der Direktübertragung. Foto: Fritz Thut

Vorturnerin: Yogalehrerin Lisa Stepf (links) während der Übertragung. Foto: Fritz Thut

Vorturnerin: Yogalehrerin Lisa Stepf (links) während der Übertragung. Foto: Fritz Thut

Meisterschwanden: Krisen machen kreativ. Zwei von Corona besonders gebeutelte Branchen fanden sich zu einer aussergewöhnlichen Kooperation: Im Seerose Resort & Spa» lud argovia philharmonic zu einem online direkt übertragenen Yogakonzert. 

Genau wie die Hotellerie- und Gastronomiebranche leidet die Kulturszene mit am schwersten unter den Einschränkungen wegen des Coronavirus. Diesen Freitag hätte argovia philharmonic, das kantonale Symphonieorchester, unter dem Titel «Grosse Erwartungen» das letzte Abo-Konzert der Saison 2019/2020 spielen sollen.

Doch die Erwartungen wurden nicht erfüllt. Wie alle andern Veranstaltungen mit einem mehrhundertköpfigen Publikum wurden die letzten Konzertreihen von argovia philharmonic gestrichen. Das letzte gespielte Abo-Konzert im Januar stand unter dem Titel «Blick nach vorn», doch der dort gespielte «Reigen seliger Geister» von Christoph Willibald Gluck brachte kein Glück. Das abgesagte März-Konzert trug den Titel «Macht und Ohnmacht», wobei zweiter Teil die Situation angesichts des Virus besser traf.

Flucht ins Netz

Wie viele andere wichen auch die Verantwortlichen argovia philharmonic ins Netz aus und suchten nach Lösungen, um das Beste aus der misslichen Situation zu machen. Gemäss Christian Weidmann, dem in Seengen wohnhaften Intendanten, sind da bei Zoom-Meetings «sehr viele kreative Ideen entstanden». Man wollte jedoch «unsere Qualitäten nicht verwässern» und sah von «Wohnzimmeraufnahmen mit irgendwelchen Büchergestellen im Hintergrund» ab.

Man suchte einen Partner in der Gastronomie und Hotellerie, da man ja ebenfalls «Gelegenheit zum sozialen Austausch bei gleichzeitigem Geniessen» biete, so Weidmann. Der Intendant wurde in der Nähe, im Seetal, fündig. Ein Mail an Felix Suhner vom «Seerose Resort & Spa» in Meisterschwanden habe «umgehend eine begeisterte Antwort» ausgelöst. 

Grosses Kino

Vereinbart sind nun drei Konzerte, die aus der «Seerose» über den Youtube-Kanal von argovia philharmonic im Internet verbreitet werden. Den Auftakt machte letzte Woche ein Yogakonzert. Man habe zuerst daran gedacht, die Übertragung mit eigenen Mitteln zu realisieren, doch dann hat man mit der Firma Smartec eine spezialisierte Veranstaltungstechnikfirma beigezogen.

Und so verwandelte sich das Cocon Thai Spa der «Seerose» in ein professionelles Studio mit Kameras und Regiepult. Zuerst zeigte und erklärte Lisa Stepf während fast einer Stunde Yogaübungen und anschliessend sorgten die Flötistin Miriam Terragni und der Klarinettist Francesco Negrini zuerst für ein dezentes Herunterfahren und anschliessend für musikalischen Genuss.

Am 27. Mai  sorgen fünf Musiker von argovia philharmonic mit live gespielter Musik für ein Online-Quiz.

 

Langsames Hochfahren des Hotelbetriebs

Seerose Resort & Spa: Die Meisterschwander «Seerose» ist der grösste Hotelbetrieb in der Region und entsprechend einem Hochseefrachter kann man nicht so agil navigieren wie mit einem «Optimist»-Segelboot. 

«Der Hotelbetrieb wird Stück für Stück wieder hochgefahren und es ist schön zu sehen, wie alles wieder zum Leben erwacht und förmlich zu blühen beginnt», sagt Tobias Wolf vom «Seerose»-Marketing-Team. Nachdem die Restaurants mit den entsprechenden Auflagen seit dem 11. Mai wieder offen sind, hatte das Hotel erst am letzten Wochenende erstmals wieder Zimmer feil. Die Einschränkung auf die Wochenenden bleibt  bestehen, ehe am 8. Juni der Vollbetrieb wieder aufgenommen wird. 

«Wir wurden von der Vorverlegung der Gastronomie-Freigabe auch etwas überrascht», so Hotel-Unternehmer Felix Suhner. Doch nun will er nach vorne schauen und hofft, dass in diesem Sommer tatsächlich mehr Schweizer Ferien im eigenen Land machen.(tf)

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