Der Seener Männerstamm geht «unter Tag»

Seon Die erste ganztägige Exkursion der Vereinigung «Seener Männerstamm» führte die 47 Teilnehmer in diesem Jahr programmgemäss zur Besichtigung des Bergwerks Gonzen nach Sargans.

Die Männer zog es in das Bergwerk am Gonzen. Foto: zvg

Nach einer ruhigen Fahrt durch den Morgenverkehr, welche nur durch den obligaten Kaffee- und Gipfelihalt bei der Autobahnraststätte «Glarnerland» unterbrochen wurde, gelangte die Reisegesellschaft pünktlich zur Eingangspforte des seit 1983 zugänglichen Bergwerks, wo sie bereits von den Bergwerksführern empfangen wurde.

Kelten und Römer am Ursprung der Geschichte des Bergwerks

Der Abbau von Eisenerz am Gonzen hat eine lange Geschichte; am Ursprung standen die Kelten und die Römer, welche die qualitativ hochwertigen Eisenerzvorkommen bereits früh zu ihren Gunsten zu nutzen wussten. Im Mittelalter wurde der Abbau durch die Eidgenossen forciert; sie benötigten das Gonzenerz zur Herstellung ihrer gefürchteten Hieb- und Stichwaffen. Ab 1777 wurde die Förderung und Verhüttung von Erz aus dem Gonzen eingestellt, nachdem bis zu diesem Zeitpunkt geschätzte 90000 Tonnen Eisenerz aus dem Berg gewonnen wurden. 1823 kaufte Johann Georg Neher das Bergwerk von der früheren Besitzerfamilie und nahm die Verhüttung mit neuen und verbesserten Gewinnungs- und Produktionsmethoden wieder auf. Bis ins Jahr 1900 wurden die geförderten Eisenerze praktisch vollständig in der Schweiz verarbeitet, ab 1921 gingen diese überwiegend ins deutsche Ruhrgebiet und wurden bis zum Ende des 2. Weltkrieges vor allem auch für die deutsche Rüstungsindustrie verwendet. Nach Kriegsende sank die Jahresproduktion auf jährlich 18000 Tonnen, womit ein Abbau nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden konnte. Am 2. Mai 1966 wurde die Förderung von Eisenerz am Gonzen deshalb definitiv eingestellt und der wichtigste Arbeitgeber der Region schloss die Tore. Zu den besten Zeiten förderten 380 Mitarbeitende 116000 Tonnen Eisenerz pro Jahr. Die Gesamtförderung betrug insgesamt ca. 2,7 Millionen Tonnen und noch heute werden die Eisenerzvorräte auf 5,5 Millionen Tonnen geschätzt.

Hartes Handwerk im Inneren des Bergs

Unter kundiger Leitung von drei Guides des Vereins Pro Gonzenbergwerk bot sich den Teilnehmern die Gelegenheit, in einer Führung die Abbaustollen, Arbeitsstellen und -methoden der Mineure, Knappen und Hilfsarbeiter im Bergwerk zu besichtigen. Mit einem Zug mit minimsten Platzverhältnissen gelangte die Gruppe in einer zehn Minuten dauernden Fahrt ins Innere des Gonzen. Vom Bahnhof im Berg ging es anschliessend zu Fuss weiter durch ein Wirrwarr unterschiedlicher Gänge zu verschiedenen Arbeitsplätzen im Bergwerk. Die Stollen umfassen eine Länge von total 90 Kilometern und wurden entlang der Erzvorkommen im ganzen Berg auf unterschiedlichen Niveauebenen vorangetrieben, wobei die tiefste Abbaustelle auf 350 und die höchstgelegene auf über 1400 Metern über Meereshöhe lag. Um von einem Arbeitsplatz zum nächsten zu gelangen, mussten deshalb oft lange Strecken und Hunderte von Höhenmetern zurückgelegt werden, und dies bei minimalsten Lichtverhältnissen und einer permanenten Temperatur von 13° Celsius! Das erzhaltige Gestein wurde nach einer Sprengung in Transportwagen abgefüllt, wobei jeder Bergwerksarbeiter ein Tagessoll von 13 Wagen zu erreichen hatte. Der Lärm im Berg muss ohrenbetäubend gewesen sein, verursacht durch das Anbringen von Bohrlöchern, durch die Felssprengungen und die lauten Maschinen. Obwohl seit der Schliessung des Bergwerks erst knapp 60 Jahre vergangen sind, können wir uns die damals herrschenden Arbeitsbedingungen kaum mehr vorstellen. Nach einem wohlverdienten Applaus für die interessante und aufschlussreiche Führung waren die Teilnehmer des Seener Männerstamms sichtlich froh, mit dem Bergwerkszug und unter Begleitung der Führer wieder wohlbehalten von «unter Tag» ans Sonnenlicht zurückkehren zu können.

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