Auf Du und Du mit den Schwänen
Hallwilersee: Seit der Kindheit ist Thomas Eichenberger fasziniert von den graziösen Wasservögeln. Der 59-jährige Beinwiler präsidiert im dritten Amtsjahr die Schwanenkolonie Hallwilersee und ist zufrieden, wie sich die Population diesen Frühling vergrössert hat. Ganz im Gegensatz zu letztem Jahr, als es keinen Nachwuchs gab.
Sachte geht Thomas Eichenberger auf das Schwanenpaar zu, welches es sich auf der Wiese gleich hinter dem historischen Pfahlbauhaus gemütlich gemacht hat. Die Hektik des Wochenendes ist weit weg, das Wetter angenehm, nicht zu heiss und nicht zu kalt.
Schliesslich nähert sich Eichenberger kniend der Mutter und ihren fünf Kleinen, der Vater schaut aus einiger Entfernung dem Treiben zu. Für den Laien ist klar, dass der stolze Schwan sofort einschreiten würde, sollte Gefahr drohen.
Doch Eichenberger kommt in guter Absicht, redet mit ruhiger Stimme auf die Schwanenmutter ein. «Ich habe einfach Freude an diesen Tieren. Wenn im Frühling die Jungen schlüpfen, ist das immer ein grosser Moment für mich und den ganzen Verein.»
In der Ferne ist ein Signalhorn eines Schiffs der Hallwilerseeflotte zu hören. Eichenberger lächelt. Über sein Radiointerview von Mitte Mai und den darauffolgenden Artikel in der «Aargauer Zeitung», welche für gewissen Unmut im Verein sorgten, möchte er nicht sprechen. Damals sei mit seinen Worten ein Zusammenhang von Corona, Schwänen und Schifffahrt konstruiert worden. «Das ist vorbei», sagt er nur.
Ein paar Augenblicke später verabschiedet sich Eichenberger wieder, der berufliche Alltag ruft. Und das Familienoberhaupt der Schwanenfamilie scheint jetzt um eine Spur entspannter in die Welt zu blicken.
20 Jungschwäne
Rund 20 junge Höckerschwäne sind dieses Jahr im und um den Hallwilersee gesichtet worden. Längst nicht alle Jungtiere, die aus den Eiern schlüpfen, überleben die ersten Wochen. «Sie können zu weit hinausschwimmen, sie können gefressen werden, wenn die Eltern nicht aufpassen», sagt Eichenberger.
Er habe auch schon miterlebt, wie sich ein Kormoran einen vier Tage alten Schwan «einfach so geholt» habe. «Das ist die Realität, das ist die Natur.» Wie auch, dass von den ursprünglich sechs Nestern in diesem Jahr nur vier unversehrt geblieben sind. Eines habe wohl ein Fuchs zerstört und die Eier gefressen, beim zweiten sei plötzlich nur noch ein Elternteil gesichtet worden.
Population ist im Lot
Mit dem aktuellen Nachwuchs zählt die Schwanenkolonie Hallwilersee um die 50 Tiere. Damit sei man sehr zufrieden, sagt Eichenberger. Dass es vor einem Jahr aufgrund Wetterkapriolen keine Jungen gegeben habe, sei zwar schade gewesen. «Aber nicht weiter schlimm», so Eichenberger.
Denn als er 2017 die Präsidentschaft übernommen hatte, tummelten sich über 70 Schwäne am Hallwilersee. Eichenberger überlegt einen Moment: «Das waren zu viele. Doch dann hat sich die Population selbst reguliert. Und jetzt ist alles wieder im Lot.»
Mit anderen Worten: Einem herrlichen Schwanensommer am See steht nichts mehr im Weg.
Internet: www.schwanenkolonie.ch.