Rikscha statt Rollator: Nomination für Aargauer Sozialpreis
Rupperswil Einfach mal wieder das Gefühl von Wind in den Haaren spüren: Dank dem Förderverein «Radeln ohne Alter Länzerthus» können Senioren das erleben. Nun ist das Projekt für den Aargauer Sozialpreis 2024 nominiert.
Plaudern, frische Luft geniessen, Lieblingsplätze besuchen und ein bisschen Leute gucken – die Rikscha-Runden, die vom Verein «Radeln ohne Alter Länzerthus» angeboten werden, sind beliebt. «Diese Ausfahrten sind weit mehr als nur ein Transportmittel – sie fördern den generationsübergreifenden Austausch, lassen alte Erinnerungen aufleben und bereichern den Alltag der Seniorinnen und Senioren», erklärt Geschäftsleiterin Patrizia Steinacher.
Konzept stammt aus Dänemark
Die Idee stammt ursprünglich aus Dänemark. Auf seinem täglichen Arbeitsweg bemerkte der «Radeln ohne Alter»-Initiant Ole Kassow einen alten Mann, der jeden Morgen auf einer Bank sass. Er kam mit dem Mann ins Gespräch und erfuhr, dass dieser früher viel Velo gefahren war. Doch mit zunehmendem Alter musste er das Rad im Keller stehen lassen, weil Beine und Augen nicht mehr mitmachten.
Kassow hörte viele ähnliche Geschichten von älteren Menschen, die das Velofahren aufgeben mussten, weil sie Angst hatten, sich zu verletzen. Das brachte ihn auf eine Idee. Er mietete eine Rikscha, fuhr bei einem Altersheim vor und bot eine Stadtrundfahrt für die Bewohner an. Die Idee schlug sofort ein und das Feedback aus dem Altersheim war grossartig. Die positiven Rückmeldungen ermunterten Ole Kassow, bei der Kopenhagener Stadtverwaltung anzufragen, ob sie dem Altersheim eine Rikscha sponsern würde.
Dort war man von der Idee dermassen begeistert, dass die Stadt nicht nur eine, sondern gleich fünf speziell auf die Bedürfnisse von Senioren zugeschnittene Rikschas für fünf verschiedene Altersheime zur Verfügung stellte.
So wurde «Radeln ohne Alter» geboren. Rasch hat sich «Radeln ohne Alter» über Europa in die USA bis nach Australien und Indonesien ausgebreitet. Das Konzept greift auch in der Schweiz. Unzählige Altersheime nehmen bereits an der Initiative «Radeln ohne Alter» teil.
Fahrtwind für Senioren
Die Idee besticht auch durch ihre Einfachheit: Freiwillige Rikscha-Piloten bieten Senioren die Gelegenheit, frische Luft zu schnuppern, Bekannte zu grüssen und für einen kleinen Schwatz einfach kurz einen Zwischenstopp zu machen.
Im «Länzerthus» finden pro Woche während der Sommermonate durchschnittlich zehn Ausfahrten statt. Im Winter jeweils minimal weniger. «Im vergangenen Jahr belief sich die reine Ausfahrtszeit auf 264 Stunden und die 2000-Kilometer-Marke haben wir im ersten Quartal dieses Jahres bereits erreicht», freut sich Patrizia Steinacher.
Online-Voting bis 15. September
Mit ihrem Förderverein «Radeln ohne Alter Länzerthus», der aktuell aus elf Aktiv- und acht Passivmitgliedern sowie vier Personen im Vorstand besteht, ist das «Länzerthus» für den Aargauer Sozialpreis nominiert worden. Der Verein organisiert die Rikscha-Fahrten auf freiwilliger Basis, die Aktivmitglieder treten mehrmals wöchentlich selbst in die Pedale.
«Der Sozialpreis honoriert innovative und aussergewöhnliche Projekte im sozialen Bereich, die mit Freiwilligenarbeit verknüpft sind. Unsere Nominierung ist uns eine besondere Ehre und wir sind stolz, dass das Engagement unserer freiwilligen Pilotinnen und Piloten für ein lebenswerteres und inklusiveres Zusammenleben in der Region Anerkennung findet», so Patrizia Steinacher.
Wer dem Projekt seine Stimme geben will, der kann dies über den QR-Code auf der Abstimmungswebsite bis 15. September tun. Die drei erstplatzierten Projekte erhalten ein Preisgeld in Höhe von 5000 Franken (1. Platz), 3500 Franken (2. Platz) und 2500 Franken (3. Platz). Unter den anderen Projekten werden Anerkennungspreise im Wert von 2000 Franken vergeben. Die Preisverleihung findet am Donnerstag, 24. Oktober, in Baden statt.