Graffiti-Künstler verewigt sich in der ARA Langmatt
Möriken-Wildegg In nur einem halben Jahr hat der Auensteiner Graffiti-Künstler Cyrill Jäggi ein spektakuläres, 104 Meter langes Kunstwerk geschaffen. Es befindet sich in einem Verbindungsgang der ARA Langmatt.
Der Künstler Cyrill Jäggi hat sich mit einem aufwendigen Wandbild in der ARA Langmatt verewigt. Vergangene Woche wurde das laut ARA Langmatt-Geschäftsführer Markus Blättler «vermeintlich längste Wandbild der Schweiz» der Öffentlichkeit vorgestellt.
Es ist 104 Meter lang und befindet sich im Verbindungsgang der ARA Langmatt. Es zeigt die heimische Flora und Fauna und den Kreislauf des Wassers. Das Gemälde beginnt und endet mit einem Biber, der sich wie ein roter Faden durch das Bild zieht. Dazwischen finden sich Persönlichkeiten, die den Künstler in seiner Laufbahn inspiriert haben, etwa Wissenschaftler und Forscher wie Albert Einstein, Charles Darwin, Marie Curie und Sigmund Freud, aber auch Gestalten der Pop-Kultur wie Michael Jackson – inmitten all jener Figuren findet sich auch ein Porträt von ARA-Betriebsleiter Roman Bieri.
«Roman Bieri hat das erste Wandbild in einer Kläranlage ermöglicht, damit hat er seinen Platz im Bild verdient», erklärt Jäggi. Stolz sei er zwar schon, sagt Bieri, aber mit dieser Ehre hätte er nicht gerechnet. Er erklärt dann auch gleich, wie es überhaupt zum Wandbild gekommen ist: «Wir hatten vor einiger Zeit ein Leitungsleck – verrostete, unschöne Flecken waren die Folge», so Bieri, der fortan die Idee eines Wandbilds für die tristen, unschönen Betonwände herumtrug. Ein Aufruf während einer Führung genügte, und schon war ein Graffiti-Künstler gefunden: der 25-Jährige Cyrill Jäggi aus Auenstein.
Sprühendes Künstlerwesen
Dann ging alles ganz schnell. Jäggi setzte im März dieses Jahres zum ersten Pinselschlag an und verwandelte die Betonwand in nur sechs Monaten in ein buntes Highlight der Kläranlage.
Mit Spraydosen, Acrylstiften, Pinsel und Gips werkelte der Künstler an seinem Bild, auch im vergangenen Hitzesommer sass Jäggi unten im Leitungsgang und konzipierte, malte und pinselte, was das Zeug hielt. «Manchmal habe ich mich schon ein bisschen einsam gefühlt», gibt Jäggi zu. Aber es gehöre halt dazu, und schliesslich habe sich die Arbeit allemal gelohnt, so Jäggi, der nicht nur Künstler, sondern auch Vater eines kleinen Sohnes ist. Auch für ihn hat Jäggi einen Platz im Bild gefunden.
Was man im Gemälde jedoch vergebens sucht, ist Abfall – diesen hat Jäggi bewusst weggelassen. «Ich möchte zeigen, wie schön unsere Welt sein könnte, wenn wir alle mehr Sorge zu ihr tragen würden. So wie die ARA, die sich täglich für sauberes Wasser einsetzt», sagt er. Sein Talent hat der Auensteiner nicht von ungefähr – schon sein Grossvater war Schriftenmaler. Jäggis Vater, Andreas Jäggi, erzählt: «Cyrill hat schon als kleiner Junge gemalt – und sich auf so mancher Wand im Haus verewigt.» Cyrill sei ein typischer Künstler. Es sei für ihn immer schon einfacher gewesen, die Sterne vom Himmel zu holen als einen Sack Kartoffeln im Keller. Mit seinem über hundert Meter langen Kunstwerk hat Jäggi eine faszinierende Welt sichtbar gemacht und die Sterne für die ARA Langmatt vom Himmel geholt.