Ein Klangprojekt fürs Dorfzentrum:Der Trafoturm soll erklingen
Staufen In Staufen wächst eine Idee, die klingen soll: Am Trafoturm im Dorfzentrum ist ein Carillon geplant – ein täglicher kurzer Glockenmoment, der Menschen zum Stehenbleiben, Zuhören und Begegnen einladen soll. Die Realisierung ist in rund zwei Jahren vorgesehen.
Am Trafoturm in Staufen könnte künftig täglich eine Melodie erklingen. Hinter dieser Idee stehen alt Gemeindeammann Otto Moser und der auf Ende Jahr scheidende Gemeinderat Gallus Zahno, die gemeinsam den gemeinnützigen Verein «Carillon im Trafoturm Staufen» aus der Taufe gehoben haben – vorerst zu zweit, bewusst kleingehalten, um möglichst flexibel agieren zu können und rasch Entscheidungen treffen zu können. «Wenn man zu zweit ist, kann man schnell reagieren», sagen sie und wirken dabei überzeugt, dass genau diese Struktur der richtige Startpunkt für das Projekt ist.
Der Trafoturm selbst stammt aus dem Jahr 1945, er gehört zur Geschichte der Elektrifizierung des Dorfes und war damals ein öffentlicher Bau des Baumeisters Plinio Doninelli. Noch heute existieren die Originalpläne, die nun sogar auf der Vereinswebseite eingesehen werden können. Eine Transformatorenstation ist weiterhin in Betrieb – aber nicht mehr für allzu lange. Mit der neuen Anlage am Rennweg wird sie voraussichtlich in den nächsten Jahren ausser Betrieb gehen. Für Otto Moser und Gallus Zahno war dies der entscheidende Moment, neu zu denken. Das Gebäude solle nicht verfallen, sondern erhalten bleiben, belebt, hörbar gemacht werden – und so im besten Fall eine neue Funktion im Herzen des Dorfes erhalten.
Inspiration aus Magden
Als Vorbild nennen sie ein Glockenspiel im reformierten Kirchgemeindehaus in Magden. Dort erklingt täglich um fünf vor zwölf eine kurze Melodie – Kinder, Eltern, Rentner und viele mehr bleiben kurz stehen, hören zu, sprechen miteinander, gehen weiter. Die Glocke sei für sie Heimat, habe eine Besucherin gesagt. Eine solche Wirkung wünscht man sich nun auch in Staufen: einen Treffpunkt im Zentrum, ohne Stundenschlag, ohne nächtliche Beschallung, aber mindestens eine Melodie pro Tag. Diskutiert wird noch über den Zeitpunkt: Samstags während des Einkaufs? Am Sonntagnachmittag für Familien auf Spaziergang? Verschiedene Melodien sollen elektronisch gesteuert und zufällig abgespielt werden.
Das System funktioniert unbedient und kann ferngesteuert werden. Geplant sind 18 Bronzeglocken zwischen rund 9 und 30 Kilogramm. Kostenpunkt: knapp 100000 Franken. Gegossen würden sie in Belgien oder Holland, wo Carillons Tradition haben und präzise gefertigt werden.
Straffer Zeitplan
Ab 2026 soll das Projekt konkret vorangetrieben werden – insbesondere mit der Baubewilligung, die im ersten Quartal 2026 eingereicht werden soll und als eine der grössten Hürden gilt.
Parallel dazu soll die Finanzierung weiter angeschoben werden. Ziel ist eine Realisierung 2027. Dann, so die Vorstellung, könnte die Einweihung fast zeitgleich mit dem grossen Weihnachtsbaum auf dem Lindenplatz stattfinden – melodisch begleitet. Finanziert werden soll das Projekt über Glockenpatenschaften und direkte Beiträge. Am Staufner Weihnachtsmarkt vom 19. Dezember ist ein erster öffentlicher Auftritt geplant – mit einer Sammelaktion für Zinn und Kupfer, das später der Bronzemischung beigemischt werden kann. «Es wird nicht reichen für 18 Glocken, aber es ist ein Aufhänger», sagen die Initianten. Ein Plakat am Trafoturm weist darauf hin.
Aufgepasst am 11. Dezember
Und noch ein Hinweis für alle, die gern hinschauen: In der Nacht auf den 11. Dezember – am Tag des Chlausmärts in Lenzburg – soll am Turm eine Überraschung sichtbar werden. Eine Art kleiner «Chlausescherz», sagen die Initianten mit einem Schmunzeln.
Breite Unterstützung
Noch ist nichts gebaut. Doch in Staufen wächst eine Idee, die klingen soll – einmal täglich, kurz, aber hörbar. Eine Minute Heimatgefühl, ein Stück Dorf in Tönen.
Positiv sei auch das Echo aus der Bevölkerung, betonen sie. Bereits heute seien Glocken reserviert, erste Spenden zugesagt. Die Illustrationen stammen von Irene Walter, die diese auf eigene Initiative zur Verfügung gestellt hat. Dazu kommen Zeichnungen von Max Furter, 95 Jahre alt – ein Beitrag, der die beiden besonders freut und zeigt, wie breit das Projekt bereits mitgetragen wird.
Mehr unter: www.carillon-staufen.ch.







