Ein Abschied auf Raten
Staufen Die Staufberg-Musikanten müssen ab dem Herbst auf ihren langjährigen Dirigenten Ronni Hilfiker (67) verzichten. Nach insgesamt 22 Jahren legter sein Amt nieder.
Es ist eine Ausnahme, dass ein Dirigent 22 Jahre lang die gleiche Musikformation leitet. Oft zeigen sich nach rund 10 Jahren gewisse Abnützungserscheinungen. Nicht so bei Ronni Hilfiker und den Staufberg-Musikanten: sie haben insgesamt 22 Jahre lang miteinander musiziert. Zwar gab es auch bei ihnen eine Pause von zwei Jahren. «In dieser Zeit hat mir die Musik gefehlt», gibt der Dirigent zu. «Deshalb war ich nicht unglücklich, als man mich anfragte, ob ich wieder zurückkommen könnte.» Und fügt schmunzelnd hinzu: «Dass ich dann so lange bleiben würde, hatte ich allerdings nicht gedacht.»
Ronni Hilfiker stammt aus einer Musikerfamilie. Bereits sein Grossvater und sein Vater waren in der Musikgesellschaft Boswil, und so war es naheliegend, dass auch er sowie seine Geschwister in ihre Fussstapfen traten. Seine musikalische Ausbildung führte vom Trompeten- und Klavierunterricht über das Konservatorium Zürich und diverse Dirigentenkurse bis zur Musikakademie Zürich. Als Dirigent der Stadtjugendmusik Schlieren, später der MG Boswil und Trompetenlehrer und schliesslich als Dirigent der Staufberg-Musikanten widmete er einen grossen Teil seiner Zeit der Musik.
Musik blieb immer ein Hobby
Trotz seiner intensiven musikalischen Tätigkeit blieb die Musik immer ein Hobby. «Anstatt als Beruf, etwa lebenslang als Musiklehrer, wollte ich lieber Musik mit Leuten machen, die Freude an der Musik haben», blickt er zurück. Dieses Hobby und etliche Nebenämter führten dazu, dass immer viel los war. «Manchmal zum Leidwesen der Familie, die oft Rücksicht nehmen musste», gibt er zu. Umso mehr freut es ihn, dass auch seine beiden Söhne eine musikalische Ader haben – als Schlagzeuger und Trompeter.
Im Hauptberuf arbeitete der ursprüngliche Tiefbauzeichner als Fachspezialist Grundwasser in der Abteilung Umweltschutz des Aargauischen Baudepartementes.
«Jedes Konzert ist ein Highlight»
Auf die Frage nach Highlights antwortet er spontan: «Fast alles. Jedes Konzert hat seine Besonderheiten und ist deshalb ein Highlight.» Besonders gerne erinnert sich Ronni Hilfiker an die Teilnahme der Staufberg-Musikanten am Kobes-Festival in Sobeslav (Südböhmen). Einen wichtigen Platz im Jahresprogramm nimmt jeweils das seit vielen Jahren zur Tradition gewordene Konzert in Höchenschwand ein.
«Es war eine positive Zeit», blickt er auf seine Jahre mit den Staufberg-Musikanten zurück. «Aber jetzt ist es Zeit für mich, andere Wege einzuschlagen.» Mit anderen Worten: sich mehr der Familie und den drei Grosskindern zu widmen sowie die aufgeschobenen Reisepläne endlich zu verwirklichen. Zum Beispiel eine längere Reise mit dem Wohnmobil in den Hohen Norden.
Ein Herz für die Blasmusik
Das letzte Jahreskonzert der Staufberg-Musikanten in Staufen unter der Leitung von Ronni Hilfiker vom letzten Samstag stand unter dem Motto «Ein Herz für die Blasmusik». Nach dem coronabedingten Unterbruch von drei Jahren freute sich Präsident Paul Strebel, die Blasmusikfreunde endlich wieder zu einem Konzert zu begrüssen. Das abwechslungsreiche Programm, zum Teil mit Gesang, überzeugte durch die fein ausgearbeitete Dynamik, den vollen Klang und die perfekte Tonqualität. Man spürte die Begeisterung der Musikanten, endlich wieder vor Publikum zu spielen. Ebenso begeistert war das Publikum, das sich mehrere Zugaben erklatschte. Höhepunkt waren zweifellos die «Dreaming Trumpets» in einem Arrangement von Christoph Walter.
Souverän wie immer dirigierte Ronni Hilfiker die Staufberg-Musikanten, eine gewisse Rührung war ihm aber am Ende doch anzumerken. Noch war es nicht sein letzter Auftritt – es gibt sozusagen einen Abschied auf Raten. Bereits am Montagabend spielte die Formation in Staufen am Jubilarenanlass und auch am Staufner Jugendfest werden die Staufberg-Musikanten teilnehmen. Erst im Oktober findet dann definitiv das letzte Konzert mit Ronni Hilfiker statt.