Dorfbeck soll in neue Hände gehen
Möriken-Wildegg Nach über 30 Jahren möchten Willi und Bernadette Moosberger ihre Bäckerei-Conditorei in neue Hände geben. Das Geschäft brummt, die Lage ist ideal – dennoch hat das Ehepaar Probleme, einen geeigneten Nachfolger zu finden.
Es duftet nach Brot und Schoggi. Torten, gefüllte Amaretti und so manche süsse Versuchung liegen hinter der Vitrine bereit. Bernadette Moosberger packt ein paar Mandelgipfel in eine Tüte und reicht sie einer Kundin.
Die gelernte Bäckerin und ihr Mann Willi, ebenfalls ausgebildeter Bäcker-Konditor, betreiben hier an der Bahnhofstrasse 8 in Wildegg bereits seit mehr als drei Jahrzehnten die Bäckerei-Conditorei Moosberger mit rund 20 Mitarbeitenden.
Bernadette und Willi Moosberger sind seit 33 Jahren um das Wohl der Kundschaft und die Qualität der Produkte bemüht. Zusätzlich haben sie in dieser Zeit rund zehn Lehrlinge ausgebildet. «Ich liebe es, in der Backstube zu stehen, aber irgendwann wird es einfach zu streng», sagt Willi Moosberger. Zu streng vor allem wegen der vor drei Jahren diagnostizierten akuten Leukämie. «Irgendwann ist es einfach Zeit, aufzuhören», sagt er. Und sowieso: Das Pensionsalter steht kurz bevor.
Das Geschäft läuft
Die Bäckerei-Conditorei ist ein fester Bestandteil des Dorfs, die Kunden stehen oft bis kurz vor Feierabend Schlange. Besonders beliebt sind die über die Region hinaus bekannten Amaretti.
Acht Sorten davon sind im Angebot – es locken Geschmacksrichtungen wie Pistazien, Orangen, Aprikosen, Pinien, Baumnuss, Zimt, Marroni und Schokolade. Aber auch Köstlichkeiten wie Birnenweggen, gefülltes Konfekt, Schoggi-Spezialitäten und das vielfältige Brotsortiment ziehen Kundschaft von weit her an. Im Café nebenan gehen die Kunden ein und aus, es ist ein beliebter Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft. «Seit der Schliessung des Restaurants Hotel Aarehof gibt es einen Treffpunkt im Dorf weniger, das merken wir natürlich», so Willi Moosberger. Nicht nur, aber auch deswegen soll es unbedingt weitergehen.
Kunden befürchten Schliessung
Als die Kunden vor einiger Zeit erfuhren, dass die Moosbergers einen Nachfolger suchen, seien viele schockiert gewesen. «Die Kunden haben Angst, dass wir schliessen werden», verrät Bernadette Moosberger und ergänzt: «Das haben wir keinesfalls, wir geben die Suche nach einem Nachfolger nicht auf.» Erst hätten sie die Bäckerei im Sommer in geeignete Hände übergeben wollen, nun sei das Ziel, per Ende Jahr eine geeignete Nachfolgelösung zu finden. «Wir wussten, dass es nicht einfach wird, schliesslich findet man ja auch kaum Fachkräfte», sagt Willi Moosberger. «Es mangelt an tatkräftigem und innovativem Nachwuchs in den Backstuben», ist sich das Ehepaar Moosberger einig.
Aber auch das billige Angebot der Grossverteiler macht dem Berufsstand der Bäcker zu schaffen. Nichtsdestotrotz setzen die beiden nach wie vor auf das Handwerk mit regionalen und frischen Zutaten.
Ein bisschen Wehmut ist da
Eine familieninterne Nachfolgelösung – das Ehepaar Moosberger hat keine Kinder – ist nicht möglich. Nun suchen die Moosbergers seit bereits über einem Jahr nach einem Nachfolger. «Wir sind zuversichtlich, dass wir gute Nachfolger für die Bäckerei finden werden», sagt Bernadette Moosberger.
Ob die beiden die Backstube und den Laden mit Café einst vermissen werden, können sie nicht sagen. «Wir hatten noch keine Zeit, darüber nachzudenken.» Und: Die Vorfreude auf den Ruhestand überwiegt. «Klar, eine gewisse Wehmut ist schon da», sagt Willi Moosberger. Schliesslich gehen drei Jahrzehnte an niemandem spurlos vorüber. Endlich wieder verreisen, das Leben mehr geniessen, einfach in den Tag hineinleben – darauf freuen sich die beiden. «Die vergangenen 30 Jahre waren schön. Aber es wird auch schön sein, endlich kürzerzutreten.»