Billard & Snooker Center Kiss-Shot kämpft um Gäste – und ums Überleben

Staufen Im Billard & Snooker Center Kiss-Shot massen sich am Wochenende 128 Spieler der internationalen Topelite. Das seit Jahrzehnten grösste in der Schweiz ausgetragene Billardturnier lockte nur halb so viele Zuschauer an wie erwartet.

Hat sich mit dem Billard & Snooker Center einen Traum erfüllt: Daniel Holliger. Foto:  Romi Schmid

Hat sich mit dem Billard & Snooker Center einen Traum erfüllt: Daniel Holliger. Foto: Romi Schmid

Die Welt zu Gast in Staufen: Am Wochenende ging im Kiss-Shot-Center ein internationales Billardturnier über die Bühne. Foto: Romi Schmid

Die Welt zu Gast in Staufen: Am Wochenende ging im Kiss-Shot-Center ein internationales Billardturnier über die Bühne. Foto: Romi Schmid

Während einige Gäste an den Spielautomaten am Eingang ihr Glück versuchen, verlassen sich die Menschen an den 16 Billardtischen auf ihr Können. Es herrscht konzentrierte Ruhe, das internationale Billard-Turnier «Mezz Open» im Staufner Kiss-Shot Center ist in vollem Gange. Eine Handvoll Zuschauer vor Ort und Hunderte Zuschauer via Livestream verfolgen das Turnier der europäischen Billard-Elite, die um insgesamt 21000 Euro Preisgeld kämpft.

«Es ist schon etwas Besonderes, wenn einige der besten Billardspieler der Schweiz und von Europa hier in Staufen gegeneinander antreten», so Geschäftsführer Daniel Holliger, der sich mit der Eröffnung des Billard & Snooker Centers vor zwei Jahren einen lang gehegten Traum erfüllt hat. «Das Turnier ist auf grossen Anklang gestossen, die 128 Teilnehmerplätze waren innert kürzester Zeit restlos ausgebucht», freut sich der 56-Jährige.

Modernste Infrastruktur

Für Holliger ist das Turnier auch eine Art Erleichterung nach Corona. «Wieder so viele Menschen spielen zu sehen, ist ein Traum», so Holliger. Zentral an zwei Autobahnausfahrten gelegen und mit 1400 Quadratmetern Grundfläche, 16 Pool- und fünf Snookertischen ist das Kiss-Shot das grösste Billard- und Snookercenter in der Schweiz – und der ideale Austragungsort für Turniere und Meisterschaften. Holliger ist sichtlich zufrieden. «Die Spieler sind glücklich. Sie freuen sich über die grosszügigen Platzverhältnisse, die moderne Infrastruktur und die tolle Atmosphäre.» Trotz aller Euphorie: Wie es mit dem Center weitergeht, ist ungewiss. Zwar funktioniere das Clubleben reibungslos – Holliger betreibt einen Billard- und zwei Dartclubs – und auch die Turnieraustragungen und die Zusammenarbeit mit Schulsport und Ferienpass laufen gut – aber: Es fehlt an Gästen. Auch Turnierzuschauer hätte sich Holliger mehr gewünscht. «Seit Corona ist der Pro-Kopf-Umsatz massiv geschrumpft», verrät er. Im Frühling müsse er entscheiden, wie es mit dem Center weitergeht und ob er allenfalls verkleinern muss. «Ich hoffe das Beste», sagt er, «und auf eine gute Winter- und Frühlingssaison.»

Schwieriger Start

Holligers Start in die Selbstständigkeit war holprig: Nachdem der gelernte Schriftsetzer seinen Job bei einer Werbeagentur an den Nagel gehängt und das Billardcenter im März 2020 eröffnet hatte, kam Corona. «Wir hatten in zwei Jahren rund acht Monate geschlossen», so Holliger. Kein leichter Start in die Selbstständigkeit. Neben den sinkenden Besucherzahlen bereiten dem Geschäftsführer die internationalen Unruhen sowie die massiv gestiegenen Energiepreise Kopfzerbrechen. «Mein Businessplan ist nicht ganz aufgegangen», sagt er.

Spannendes Final

Mittlerweile ist im Kiss-Shot Center konzentrierte Ruhe eingekehrt. Die Finalisten, der Holländer Niels Feijen und der Franzose Fabio Rizzi, betreten das Spielfeld. Das Finale wird umkämpfter als erwartet. Trotzdem zeigt der Holländer im Endeffekt genau das, was er seit Beginn der Finalrunde angedeutet hat: Niemand anderes als er würde dieses Turnier gewinnen. Mit einem souveränen 3:9-Sieg sichert sich Feijen den Finalsieg und den Siegerscheck über 6000 Euro.

Holliger erklärt hie und da ein paar Handgriffe und wirft mit Fachbegriffen um sich. Er selbst ist seit mehr als dreissig Jahren leidenschaftlicher Billardspieler und internationaler Snooker-Richter. Sein grosses Netzwerk ist es, das ihm hilft, Turniere wie dieses nach Staufen zu bringen. «Ohne mein grosses Netzwerk würde es nicht gehen», so Holliger, der am kommenden Wochenende bereits das nächste Turniert austrägt: die Schweizer Meisterschaften.

Es fehlt an Nachwuchs

Neben Daniel Holliger steht Hauptschiedsrichter Daniel Meierhofer. Er fasst zusammen: «Die Turnierteilnehmer haben mit viel Professionalität gespielt, es gab wenig Unstimmigkeiten.» Auch bei den Schweizer Meisterschaften am nächsten Wochenende wird Meierhofer wieder richten: 24 Spieler der Schweizer Top-Elite, 17 aktive Lizenzspielerinnen, 23 Senioren und 14 Jugendliche werden gegeneinander antreten.

Insbesondere junge Spieler würde sich Meierhofer mehr wünschen. «Es fehlt in der Schweiz an Nachwuchs», sagt der Egliswiler. Ein Billardsportler reife in Jahrzehnten heran. Es brauche viel Ausdauer, Konzentration und Kondition. Idealerweise, so Meierhofer, starte man bereits mit zehn Jahren mit dem Training, besser noch früher. Auch für Geschäftsführer Holliger ist klar: Der Mangel an Nachwuchsspielern ist ein grosses Problem. Es fehle die Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit, dazu komme das verruchte Image des Sports sowie das grosse Konkurrenzangebot an Freizeitaktivitäten für Kinder und Jugendliche. «Billard ist eine olympische Disziplin mit bemerkenswertem Leistungsniveau – fernab vom früheren Kneipenbillard bei Bierdunst und Zigarettenqualm», sagt er.

Um den Sport zu fördern, arbeitet Holliger im Bereich Schulsport und Ferienpass mit Gemeinden aus der Region zusammen, unter anderem mit Lenzburg, Rupperswil und Seengen. «Ich hoffe, dass einige Gefallen am Sport finden und hängen bleiben», so Holliger.

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