Bäckerei Gradwohl feiert 100-Jahr-Jubiläum 

Staufen Alles andere als altbacken: Die Bäckerei Gradwohl feiert dieses Jahr ihr 100-jähriges Bestehen. 1923 gegründet, wird der Betrieb inzwischen in vierter Generation geführt.

Bäckerei Gradwohl:  Claudia Geissmann-Gradwohl führt das Familienunternehmen in vierter Generation. Unterstützt wird sie von den Senior-Chefs Georges und Irene Gradwohl. Foto: Romi Schmid
Bäckerei Gradwohl: Claudia Geissmann-Gradwohl führt das Familienunternehmen in vierter Generation. Unterstützt wird sie von den Senior-Chefs Georges und Irene Gradwohl. Foto: Romi Schmid

Der Duft von frischem Brot zieht bereits frühmorgens durch die Postgasse. Der rege Betrieb im Laden der Bäckerei Gradwohl, das Verlassen durch Kunden mit gefüllten Taschen gehört zum täglichen Treiben rund um den Lindenplatz in Staufen. Der Traditionsbetrieb feiert dieses Jahr ein ganz besonderes Jubiläum: sein 100-jähriges Bestehen. Seinen Ursprung hat das Familienunternehmen im Jahr 1923; Urgrossvater Adolf baut ein Haus und eröffnet darin eine Bäckerei – die Geburtsstunde der Bäckerei Gradwohl. Das Haus gibt es heute noch, die Bäckerei auch. In dritter Generation führte Sohn Georges gemeinsam mit Frau Irene den Betrieb über Jahrzehnte weiter, bis 2017 Tochter Claudia den Familienbetrieb übernahm. Die 47-Jährige führt den Familienbetrieb in vierter Generation. 

Dass die gelernte Pharma-Assistentin einmal das Geschäft ihrer Eltern übernehmen wird, hätte sie in jungen Jahren selbst nicht geglaubt. «Brot backen ist nicht mein Ding», sagt sie und lacht. Trotzdem: Schon als kleines Mädchen habe sie viel Zeit im Laden und in der Backstube verbracht; den Betrieb aufzugeben, hätte sie nicht übers Herz gebracht. Die dreifache Mutter entschied sich, den Betrieb und die Tradition weiterzuführen.

Tatkräftig unterstützt wird sie dabei von Vater Georges Gradwohl in der Backstube und Mutter Irene Gradwohl im Verkauf und Büro. Das Team komplett machen neun Angestellte – Bäcker, Confiseure, Verkäufer. «Wir sind ein unschlagbar tolles Team», freut sich Geissmann-Gradwohl, «wie eine kleine Familie.» 

Zur «kleinen Familie» zählen auch die über 250 Stammkunden, die der kleinen, aber feinen Bäckerei seit Jahren die Treue halten. Zusätzlich zu schmackhaften Backwaren und Confiserie-Artikeln bekommen sie – wie auch die anderen Kunden – zu ihrem Einkauf noch ein Schwätzchen obendrauf. «Aber nur, wenn sie das wollen», sagt Geissmann-Gradwohl. Kaum jemand verlässt das Geschäft ohne ein Lächeln auf den Lippen. Dass sie die meisten mit Namen kennt, ist selbstverständlich.

Kundenbedürfnisse änderten sich

Ein grosses Bedürfnis der Bäckerei ist, Kunden eine Freude zu bereiten. «Bei Brot- und Schokoladenaromen schlägt unser Herz höher, wir möchten die Liebe zu unserem Handwerk in Form von Produkten unserer Kundschaft vermitteln», erzählt Geissmann-Gradwohl. Und: «Wir wollen Klasse statt Masse», sagt sie. In der Backstube ist alles noch handgemacht, die Zutaten kommen aus der Region: das Getreide aus Seengen, die Eier aus Staufen, die Milch aus Othmarsingen. «Wir schauen, dass wir so regional wie möglich sind.»

Täglich werden rund 100 Brote und Brötchen, Gipfeli und Sandwiches produziert, ausserdem zahlreiche Confiserie-Artikel und Desserts. Senior-Chef Georges Gradwohl steht seit über 60 Jahren in der geliebten Backstube. Er hat so viel erlebt, dass das Feuer in ihm immer noch brennt. Er weiss: Die Bedürfnisse der Kunden haben sich über die Jahre verändert: Gab es früher etwa nur eine Sorte Gipfeli – den Klassiker mit Margarine – vertreibt die Bäckerei heute sechs: vom Vollkorn- über das Mais- bis hin zum knusprigen Laugen-Gipfeli, das der Verkaufsschlager ist. 

Aber auch Bedürfnissen wie Allergien, Unverträglichkeiten und speziellen Ernährungsweisen muss Rechnung getragen werden. «Wir möchten, dass unsere Kunden die Produkte sorgenfrei essen können, und gehen so weit wie möglich auf ihre Bedürfnisse ein», so Georges Gradwohl. Zwar könne man gegen die Preise in den Supermärkten nicht konkurrieren – aber die Bäckerei punkte mit Qualität, Freundlichkeit und traditioneller Handwerkskunst. «Das ist das, was uns ausmacht. Die Liebe zu dem, was wir seit 100 Jahren tun, sollen die Kunden spüren – und schmecken», sagt er.

Wichtig sei neben dem Ladengeschäft auch die Zusammenarbeit mit lokalen Restaurants und Hotels: Die Bäckerei beliefert rund zehn davon in der Region. «Ohne diesen Geschäftszweig wäre unser Überleben nicht gesichert», ergänzt Claudia Geissmann-Gradwohl. Die stressigsten Zeiten sind die Monate zwischen August und April. Aber auch die Zeit rund um Ostern hat es in sich: Über 400 Osterhasen aus Eigenproduktion haben die Verkaufstheke in den letzten Wochen verlassen.

Gut Brot will Weile haben

Zu den Spezialitäten gehören die Nussgipfel, Cremeschnitten und Hefestollen – und das «Pain Paillasse». Für dieses ist die Bäckerei über die Region hinaus bekannt. «Ein gutes Brot braucht seine Zeit, kräftige Hände, beste Zutaten, einen erfahrenen Bäcker – und ein wenig Liebe», sagt Georges Gradwohl und ergänzt: «Das Brot benötigt eine lange Teigführung.» Dies bedeutet, dass der Teig für 24 bis 48 Stunden liegt. «Dadurch entsteht ein feuchtes, luftiges Brot mit knuspriger Kruste.» 

Die Herstellung für den «Grand Cru» der Brotbackkunst unterliegt strengen Richtlinien. Wer immer das Pain Paillasse verkaufen möchte, muss eine Lizenz lösen. Bis heute haben rund 250 Bäcker in der Schweiz diese Lizenz – die Bäckerei Gradwohl ist eine davon. Kunden aus der ganzen Region kommen nach Staufen, um das feine Brot zu kaufen – rund 100 «Pain Paillasse» werden wöchentlich verkauft. 

«Unsere Kunden sind einfach die Besten. Dank ihnen sind wir zuversichtlich, dass wir auch die nächsten 100 Jahre gebacken kriegen», sagt Claudia Geissmann-Gradwohl.

Weitere Artikel zu «Region», die sie interessieren könnten

Region20.11.2024

Alle Geschäfte durchgewunken

Staufen Die Staufner Stimmbürger haben einem Steuerfuss von 87 Prozent zugestimmt. Auch die weiteren Geschäfte der Gemeindeversammlung kamen durch.
Region13.11.2024

Der neue Bahnhof ist offiziell eröffnet

Möriken-Wildegg Mit einem grossen Fest und im Beisein zahlreicher Besucherinnen und Besucher wurde der neue Bahnhof Wildegg am Samstag nach…
Region13.11.2024

Turnerabend lädt zur Weltreise

Rupperswil Am 29. und 30. November sowie am 7. Dezember lädt der STV Rupperswil zum Turnerabend. Im Interview spricht Andreas Trachsel, Präsident…