Vom Spitzensport ins Showbiz

Der ehemalige Hoffnungsstern der Schweizer Kunstturn-Elite, Lucas Fischer aus Möriken, ist der erste Schweizer, der direkt ins Finale der RTL-Castingshow «Supertalent» gewählt wird. Derzeit feilt er im Turnzentrum in Niederlenz an den letzten Details für seine Show.

Lucas Fischer aus Möriken-Wildegg ist jetzt Entertainer: Man darf hoffen, dass er auf seinem zweiten Berufsweg Erfolg hat und als Stern am Showbiz-Firmament bleibt – ohne Absturz. Fotos: Alfred Gassmann

Lucas Fischer aus Möriken-Wildegg ist jetzt Entertainer: Man darf hoffen, dass er auf seinem zweiten Berufsweg Erfolg hat und als Stern am Showbiz-Firmament bleibt – ohne Absturz. Fotos: Alfred Gassmann

Die Final-Show für das «Supertalent» entsteht im Turnzentrum in Niederlenz: Im Showbusiness darf der ehemalige Elite-Kunstturner Lucas Fischer auch seine künstlerische Ader ausleben.

Die Final-Show für das «Supertalent» entsteht im Turnzentrum in Niederlenz: Im Showbusiness darf der ehemalige Elite-Kunstturner Lucas Fischer auch seine künstlerische Ader ausleben.

Der Mörkner Lucas Fischer, ehemaliger Hoffnungsträger der Schweizer Kunstturnelite, ist zurück am Barren vor Juroren. Bestehen muss er aber nicht vor dem strengen Auge der Spitzensport-Juroren, sondern unter anderem vor dem allseits gefürchteten, knallharten Urteil der Showbiz-Grösse Dieter Bohlen.

Seinen ersten Auftritt am 4. November bei der RTL-Castingshow «Supertalent» meisterte Lucas Fischer mit Bravour und überzeugte die Juroren inklusive Bohlen, allen voran Nazan Eckes, die den Möriker mit dem Goldenen Buzzer direkt ins Finale der Castingshow «drückte». Beeindruckt hat die Juroren nicht nur das spezielle Konzept der Show des 27-Jährigen, eine Mischung aus Barrenturnen und Gesang, sondern auch die bewegende Lebensgeschichte des ehemaligen Spitzensportlers.

Schockierende Diagnose

Denn Lucas Fischer ist eigentlich ein Ausnahmetalent im Kunstturnen, dafür wird er 2013 auch zum Aargauer des Jahres gewählt. Als Kind und Jugendlicher träumt er von einer Teilnahme bei den Olympischen Spielen, das Turnzentrum in Niederlenz, das Trainingscenter für die Aargauer Turn-Elite, ist sein zweites Zuhause. Mit 17 Jahren gewinnt er fünf Schweizer-Meister-Titel bei den Junioren. Ein Jahr später wird er Schweizer Vizemeister am Reck und 2013 holt er sich die Silbermedaille am Barren bei den Europameisterschaften in Moskau – sein grösster und leider auch letzter Erfolg.

Im Alter von 20 Jahren erkrankt Lucas Fischer unerwartet an Epilepsie. Die Weltmeisterschaft anschliessend an die EM muss er kurzfristig absagen. Es folgt ein Schicksalsschlag nach dem anderen: Fünf Fussoperationen, zwei Knieoperationen und sieben epileptische Anfälle später zwingt ihn 2015 schliesslich eine chronische Handverletzung zum Rücktritt vom Spitzensport. Seit der EM 2013 hatte er keinen Wettkampf mehr turnen können. «Wenn der Körper nicht mitmacht, nützt alles Wollen nichts», sagt er heute.

Zuerst die Leere, dann der Absturz

Turnen war seine Welt, etwas anderes kannte er nicht. Die Leere nach dem Aus liess nicht lange auf sich warten. Er stürzt ab, lässt sich gehen. Aber irgendwann habe er realisiert: Es gibt ein Leben nach dem Turnen. Geholfen haben ihm dabei die Natur und das Schreiben. An der Bünz schrieb sich Lucas Fischer die Dämonen weg und komponierte erste Songs. «So habe ich wieder gelernt, die Welt als Geschenk anzuschauen.»

Ein Jahr nach seinem Rücktritt vom Spitzensport steht Lucas Fischer Anfang 2016 zum ersten Mal wieder vor Publikum. In Paderborn zeigt er ein neu entwickeltes Show-Konzept; mit dem er seiner Leidenschaft «Turnen» treu bleiben kann. Die Show kommt gut an. «Da waren 1200 Leute im Saal und die sind alle aufgestanden», erzählt er heute noch etwas ungläubig. «Da wusste ich: Das will ich machen.»

Von da an setzt Lucas Fischer ganz auf die Karte «Showkarriere» – und das mit beeindruckendem Erfolg. Anfang dieses Jahres gewinnt er zusammen mit der Gruppe «Holmikers» am internationalen Zirkusfestival in Monte Carlo einen Bronzenen Clown. Vom Mai bis Ende August 2017 war er Darsteller im Musical Cats an den Thunerseespielen. Und kurz darauf wird er bei der elften Staffel von «Supertalent» als erster Schweizer direkt ins Finale gewählt. Die Branche hat er gewechselt: vom Spitzensport ins Showbiz. Dass sich der Erfolg mit seiner Neuorientierung so rasch einstellen würde, damit hat Lucas Fischer nicht gerechnet. «Ich war völlig baff», sagt er zu seinem umweglosen Finaleinzug. Damit ist Fischer wieder oben angekommen.

Talent auch im Singen

Heute ist der ehemalige Spitzensportler sein eigener Trainer. Die neu gewonnenen Freiheiten, die ihm das Showbusiness bescheren, schätzt der sympathische und auf dem Boden gebliebene Fischer. «Es muss nicht mehr so perfektionistisch sein, die künstlerischen Möglichkeiten darf ich ausschöpfen.» Für das Finale bereitet er seine Show aber minutiös vor. Beim ersten Auftritt sei die Vorbereitung aus Zeitgründen etwas unter die Räder gekommen, gesteht er entschuldigend.

Gemerkt hat davon jedoch weder die Jury noch das Publikum etwas. Kein Wunder: Lucas Fischer hat Talent. Am Barren, das ist bekannt, aber neu überzeugt er auch mit seiner Stimme. In den Gesang steckt er denn auch grosse Hoffnungen. «Mein Ziel ist es, irgendwann eigene Musik zu machen», verrät er. Vor Dieter Bohlen hat er schon einmal bestanden.

Einstudieren darf er seine Show für das Finale im Turnzentrum Niederlenz. «Das bedeutet mir viel, das Turnzentrum ist meine zweite Heimat», sagt Fischer. Da, wo alles angefangen hat, geht es nun also weiter. Nur die Richtung ist etwas anders. Erwarten darf man am Finale das gleiche Konzept mit Singen und Turnen. Mehr möchte Fischer aber noch nicht verraten.

Am 16. Dezember kämpft er in Köln gegen zwölf weitere Finalisten um den Titel «Supertalent 2017». Die Chancen, dass Lucas Fischer den Titel nach Möriken holt, stehen gut. Entscheiden tun schlussendlich die Zuschauer per Telefon mit ihren Anrufen.

Samstag, 16. Dezember, 20.15 Uhr, RTL

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