Nun gibt es auch im Wald Bussen

Lenzburg In der Freizeitgesellschaft ist der Wald ein beliebtes Naherholungsgebiet. Immer mehr Nutzer drängen sich auf engem Raum. Weil sich einige nicht an die Regeln halten, werden künftig auf dem Lenzburger Berg Bussen verteilt.

<em>Wollen Regeln zum korrekten Verhalten im Wald auf dem Lenzburger Berg durchsetzen:</em> Regionalpolizeichef Ferdi Bürgi, Stadtrat Martin Steinmann, Stadtoberförster Frank Haemmerli und Jagdleiter Thomas Laube. Fotos: Fritz Thut

<em>Wollen Regeln zum korrekten Verhalten im Wald auf dem Lenzburger Berg durchsetzen:</em> Regionalpolizeichef Ferdi Bürgi, Stadtrat Martin Steinmann, Stadtoberförster Frank Haemmerli und Jagdleiter Thomas Laube. Fotos: Fritz Thut

<em>Klare Sprache:</em> Gebotstafel mit Verbotshinweisen am Start eines Waldwegs.

<em>Klare Sprache:</em> Gebotstafel mit Verbotshinweisen am Start eines Waldwegs.

Allein in den letzten zehn Jahren ist die Einwohnerzahl der Stadt Lenzburg um 2556 Personen oder 32 Prozent gestiegen. Die Fläche des Waldes, der von der immer grösser werdenden Bevölkerung gerne in der Freizeit aufgesucht wird, verharrt jedoch bei rund 11 Quadratkilometern.

«Die Menschen sind Gast im Wald», sagt Frank Haemmerli, der Betriebsleiter der Forstdienste Lenzia. Die durchschnittlich rund 2000 täglichen Besucher allein im Lenzburger Wald sorgen für Sorgen. Dem Dichtestress begegneten die Verantwortlichen in Lenzburg im letzten Jahr mit der Ausarbeitung eines originell illustrierten Waldknigges, der die Nutzer auf die elementaren Regeln aufmerksam macht.

Wilde Biker als Problem

Die vielen Besucher im Wald sind «für Forst und Jagd eine grosse Herausforderung», wie Haemmerli an einer Medienorientierung ausführte. Jagdleiter Thomas Laube, der die «Jagd als Anwalt der Wildtiere» sieht, zitierte eine Untersuchung, wonach die allermeisten Waldbesucher hier Ruhe und Erholung suchen.

Diese grosse Mehrheit und natürlich die Wildtiere werden durch einige «schwarze Schafe» massiv gestört: Durch Hundehalter, die sich nicht an die Leinenpflicht halten, und vor allem durch wilde Biker, die verbotenerweise schmale Waldwege runterbrettern. Mehrmals wurde festgestellt, dass solche Waldrowdies die Gebotstafeln an den Zufahrten zu diesen Pfaden weggerissen haben.

Dabei gibt es genug erlaubte Routen. «Auf befestigten Strassen ist Biken erlaubt. Wir haben allein in unserem Revier 21 Kilometer Waldstrassen. Mehr braucht es nicht», so Stadtoberförster Haemmerli.

Den Raum zwischen den Strassen brauchen die Tiere gerade jetzt zur Setzzeit. «Hier sind Störungen und damit einhergehende Fluchtsituationen für Rehe fatal», so Jäger Laube. Für ihn ist klar: «Der Lenzburger Berg darf nicht zum unkontrollierbaren Biker-Park werden.»

Die nächste Stufe

Auch wenn für den Wald ein allgemeines Betretungsrecht gilt, gibt es doch viele Regeln, ja sogar Gesetze, die eingehalten werden müssen. «Das Gesetz muss durchgesetzt werden, doch wir wollen dies nicht ohne Vorwarnung, also beispielsweise mit dieser Orientierung der Öffentlichkeit machen», so der zuständige Lenzburger Stadtrat Martin Steinmann.

Nachdem die Hinweis- und Gebotsmassnahmen nicht bei allen Waldbesuchern gefruchtet haben, sollen künftig auf dem Lenzburger Berg, also dem Gebiet rund um den Esterliturm, Bussen verteilt werden.

Bussen von Bike-Patrouillen

Für die Regionalpolizei Lenzburg tut sich hier ein neues Betätigungsfeld auf. «Wir waren mit diesem Bereich bisher nicht konfrontiert», hält Repol-Chef Ferdi Bürgi fest. Doch nun werden Verstösse im Wald geahndet «wie etwa im Strassenverkehr»: «Es gibt hier genügend gesetzliche Grundlagen.»

Konkret heisst dies, dass ab diesem Frühsommer etwa fehlbare Biker gebüsst werden: «Wir werden mit Velo-Patrouillen Kontrollen an den so genannten Hotspots machen.» Ermahnungen oder Verwarnungen werden bei klaren Zuwiderhandlungen keine mehr gegeben. Aufgrund der Gesetze wird es in der Regel auch keine Bagatellbussen wie etwa beim Parking oder bei kleinen Temposünden absetzen.

«Wir sind im Aargau Pioniere und deshalb vielleicht ein böser Vorreiter», so Stadtrat Steinmann: «Doch wir machen, was man tun muss.»

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